Krebsnetz - Ein Ratgeber für Patienten und Angehörige zum Thema "Krebs"
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„AUWE NEEL„

Krebs. ---

Das Wort mag man doch schon gar nicht hören.

Aber es trifft ja nur die „ Andern“

Und dann trifft es einen doch.

Nach erfolgreicher Operation wurde ich, durch einen lieben Menschen, im Rahmen der Nachsorge auf ein Projekt der katholischen Krankenhausseelsorge aufmerksam gemacht. Bei diesem Projekt, genannt „ Meerwind“ sollte es sich um einen einwöchigen Segeltörn auf dem Ijsselmeeer handeln. Dem Segeltörn würden 5 Einführungsabende voraus gehen.

Da ich von Natur aus ein sehr ängstlicher Mensch bin, blockte ich zunächst einmal ab. Ich hatte ja schon Krebs. – Sollte ich mir so ein Unterfangen auch noch antun? Meine Gedanken kreisten immer nur um dieses eine Thema. Doch dann kristallisierte sich immer mehr der Gedanke durch

„ Ich will es wagen!!! „

So traf ich mich denn mit noch neun anderen Frauen und Männer, einer Ärztin und dem Projektleiter zu unseren Vorbereitungsabenden. Bei diesen Vorbereitungsabenden wurde uns unter anderem das „ Gesundheitstraining nach Simonton“ näher gebracht. Auch beschäftigten wir uns mit den Erkenntnissen der modernen Vollwerternährung. – Immer wieder kamen mir Zweifel, ob mein Vorhaben auch richtig sei.

Aber - „ Ich wollte es ja wagen „

So fuhr ich denn mit meiner Gruppe nach Monnickendamm in Holland. Von dort aus sollte unser Törn beginnen.

Ich weiß nicht, ob der Steg zum Schiff so sehr wankte, oder ob es meine Knie waren, die mir einen festen Auftritt nicht erlaubten. – Doch dann kam mir der Gedanke:

„ Wenn ich das hier schaffe, schaffe ich auch noch mehr.“

Bei der „ AUWE-NEEL“ ( so hieß unser Schiff) handelte es sich keineswegs um einen Luxuskreuzer. Aber ich fühlte mich vom ersten Augenblick an wie zu Hause .Großzügigerweise hatten die Männer uns Frauen die Kajüten so überlassen, dass jede Frau eine Einzelkajüte bekam.

Uns war bekannt, dass wir uns selbst verpflegen sollten und wir (nach unseren Kräften) bei der Arbeit an Bord eingesetzt würden.

Nun begann für mich eine Zeit, die ich nie mehr vergessen werde.

Von Anfang an herrschte in der Gruppe ein freundschaftliches Miteinander. Wir saßen ja alle

„ IM SELBEN BOOT“

Sicher, jeder von uns hatte sein Päckchen zu tragen, und jeder musste damit fertig werden, und jeder auf seine Weise. Es wurde bestimmt nicht unentwegt über Krankheit gesprochen, aber in vielen guten Gesprächen kamen innere Gefühle und Regungen zu Tage. Zu diesen Gesprächen wurden wir von unserem Projektleiter behutsam hingeführt. Jeden Tag, wenn die Segel gesetzt waren und auch die anderen Arbeiten erledigt waren, trafen wir uns zu einer besinnlichen Runde. Ich nannte es immer „Unsere Stunde“ .Diese Stunden waren für mich von überaus großer Wichtigkeit. Ich lernte auf mein Innerstes zu hören, und kam zu der Erkenntnis, dass es einen Anker gibt. Dass für mich dieser Anker nur in meiner religiösen Überzeugung liegen konnte.

Jeden Tag, jede Stunde wurde mir  aufs Neue bewusst, dass ich selbst daran arbeiten musste, die Segel in den richtigen Wind zu stellen. Auch bei schwerer See, Windstärke acht, mussten die Segel gesetzt werden. Wenn wir dazu auch Rettungswesten trugen. Dann kamen Stunden in denen die See ruhig und der Himmel von einem warmen blau war. Diese Zeit genoss jeder anders. Ich saß dann am liebsten an einem Platz von wo aus ich die Weite des Meeres sehen konnte, mir die Sonne ins Gesicht schien und ich doch den Wind spüren konnte. Oder, bäuchlings auf den Planken zu liegen, die Bewegungen des Schiffes in mein Innerstes aufnehmend und dabei dem Windspiel der Segel zuzuhören. Glücksgefühl? Nein, Glück konnte ich dieses Gefühl, welches in mir hochkam, nicht nennen. Glück ? Das Wort ist viel zu flach, für das, was ich dabei empfand. Es war mehr so, als wenn meine Seele plötzlich Gefühle und Regungen erfahren würde, welche ich bis dahin nicht gekannt hatte. Ich fing an, über mein bisheriges Leben nachzudenken. Viele Dinge sah ich in einem ganz neuen Licht. Ich erfuhr, dass ich Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden lernen müsste.

Dann kam für mich eine besondere Stunde. Unser Skipper rief mich zum Steuerrad und fragte: ob ich das Steuer einmal halten wollte. Da – plötzlich war die Angst wieder da. Ich, und die Verantwortung für das Schiff übernehmen ? In meinem Inneren begann ein Kampf. Ein Kampf gegen die Angst und für mein Selbstbewusstsein. Es siegte mein Selbstbewusstsein.

Der Skipper erklärte mir einige Handgriffe und zeigte mir, wie man das Schiff auf den richtigen Kurs halten kann. Ja, auf den richtigen Kurs kann es an. Am Steuerrad des Schiffes und in meinem Leben. --- So gingen die Tage dahin, die mein Leben anders prägen, ja sogar verändern sollten. Immer wieder kam es mit den Mitgliedern unserer Gruppe, dem Projektleiter, und der Ärztin zu guten Gesprächen. Bei diesen Gesprächen kam das Wort „Krebs“ ab und zu vor, aber ich fasste den festen Entschluss: Mich nicht besiegen zu lassen. Das Leben hatte ja so viele Fassetten . Das Leben ist doch eigentlich wie unsere Tage auf dem Schiff waren: es gibt Ruhezeiten, Gesprächsrunden, Einzelgespräche, Lachen, Arbeit an Bord, Singen, Erzählen,  Albern, gut Essen und Trinken, Witze, auch wird geweint.

Die Zeit verging wie im Traum. Wenn ich manchmal an der Reling stand konnte ich meine Gefühle nicht mehr zu mir selbst einordnen. Doch ich wusste, dass ich das richtige Ziel vor Augen hatte.

Dann kam der vorletzte Tag auf unserem Schiff. Ich wusste ja, dass am nächsten Tag die Zeit auf der „AUWE-NEEL“ zu Ende sein würde. Bevor wir ablegten sind wir noch mal in den Ort gegangen. Nur nicht viel nachdenken. Wir besorgten was noch zu besorgen war und legten gegen Mittag wieder ab.  – Die Segel waren gesetzt und der Wind war gut. So gönnte ich mir wieder eine ruhige Stunde. Einfach nur die warme Sonne ins Gesicht scheinen lassen, den Wind spüren, die Bewegungen des Schiffes aufnehmen, den Wellen zuhören und mich selber spüren. Unser Projektleiter hatte dann etwas für uns vorbereitet. Wir setzten uns alle um einen Tisch und wurden gebeten, dass jeder ein Stück Brot in eine Schale legen sollte, und,  dass jeder einen Schluck Wein in einen Krug gießen sollte. Mit dem Brot legten wir unsere Sorgen und Nöte und mit  dem Wein unsere Freude in die Gefäße. Es folgte ein besinnliches Gespräch und jeder ging seinen Gedanken nach. Dann aß jeder ein Stück von dem Brot und jeder trank einen Schluck Wein. So nahm jeder von uns Leid und Freude des anderen mit an. Aber auch das eigene Leid und auch die Freude wurde von anderen mitgetragen. Als wir uns dann gegenseitig  die Arme um die Schultern legten wurde es noch stiller, als es ohnehin schon war. Was dann geschah, kann man nicht beschreiben. ---

Ich wünschte mir nur, dass  die Kraft die  in der vergangenen Woche und besonders in dieser Stunde in mir gewachsen war, mich weiter begleiten möge.

Mit der Hilfe von dort, wo alle Hilfe herkommt, werde ich es schaffen, meine Segel in den richtigen Wind zu setzen.

Wenn ich nun mit Abstand über diese Zeit nachdenke, bin ich dankbar für alle Liebe und Fürsorge , besonders von Seiten meines Sohnes , die ich erfahren durfte. Ich weiß, dass alles gut geworden ist.

 


 

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