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Diagnosen - Magenkarzinom - Einführung
 

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Magenkarzinom

Die Zahl der Magenkrebserkrankungen ist in Deutschland in den letzten Jahren um etwa die Hälfte zurückgegangen; dennoch erkranken in der Bundesrepublik Deutschland jährlich etwa 17.000 Menschen neu an Magenkrebs. In der Statistik über krebsbedingte, organbezogene Todesursachen rangiert er an vierter Stelle. Wir möchten Sie in diesem Ratgeber über Faktoren aufklären, die die Entstehung von Magenkrebs begünstigen können. Sie gelten als Risikofaktoren für Magenkrebs. Wenn man sie kennt, können sie wenigstens teilweise vermieden werden.

Wie bei anderen Krebsarten so gilt auch beim Magenkarzinom der Grundsatz, dass die Heilungs- und Überlebenschancen um so besser sind, je früher der Tumor erkannt und behandelt wird. Seit dem Einsatz moderner Untersuchungsverfahren, vor allem der Magenspiegelung, ist es möglich geworden. Magenkarzinome in einem sehr frühen Stadium zu entdecken. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Warnzeichen der Erkrankung ernst genommen und diagnostisch abgeklärt werden müssen – eine Chance, die leider immer noch zu häufig vergeben wird. Die Beschreibung eben solcher Warnzeichen ist daher wichtiger Bestandteil dieses Ratgebers.

Dieser Ratgeber kann und darf den persönlichen Kontakt zum Arzt, Psychologen oder Sozialarbeiter nicht ersetzen. Vielmehr wollen wir Ihnen in allgemeinverständlicher Form erste Informationen vermitteln, die den Einstieg in das notwendige Gespräch erleichtern.

Einführung

Um die Funktionen des Magens und die Signale, die er uns gibt, richtig einordnen zu können, sollte man sich seine Aufgabe innerhalb des menschlichen Körpers vergegenwärtigen. Der Magen schließt sich der Speiseröhre als Erweiterung des Verdauungsschlauches an und ist dem eigentlichen Verdauungstrakt vorgeschaltet. Er liegt im Oberbauch unterhalb des Zwerchfells; in eigener Blickrichtung rechts davon befindet sich die Leber, links die Milz, unten der Dickdarm und dahinter die Bauchspeicheldrüse. Vorne liegt der Magen teilweise der Bauchwand unmittelbar an.

Form, Größe und Lage des Magens sind je nach Körperbau und -läge, Lebensalter, Füllungszustand und Muskelanspannung unterschiedlich. Grob gesagt ist er ein weites, im gefüllten Zustand etwa birnen- oder füllhornförmiges, muskulöses Hohlorgan, dessen Funktion darin besteht, die aufgenommene Nahrung zu gut durchmischtem Speisebrei zu verarbeiten, diesen für längere Zeit (manchmal bis zu acht Stunden) zu speichern und langsam in den Darm abzugeben. Bei mäßiger Füllung ist er beim Erwachsenen etwa 25 bis 30 cm lang; sein Fassungsvermögen liegt beim Neugeborenen bei etwa 30 ml, beim Erwachsenen zwischen 1,6 und 2,4 Litern.

In der Magenschleimhaut befinden sich säurebildende Zellen und sekretbildende Drüsen, die zum einen Verdauungssekrete bilden, zum anderen einen neutralen Schleim, der die Magenschleimhaut mit einer Schutzschicht überzieht und sie so vor den aggressiven Verdauungssäften, der Magensäure und anderen Schäden abschirmt. Dort, wo diese Schutzschicht defekt ist, kann der Magen angedaut und der Boden für die Entwicklung eines Geschwürs bereitet werden.

Magenkrebs – Entstehung

Das Magenkarzinom war noch 1950 in den meisten europäischen Ländern die häufigste Krebserkrankung. Seither ist überall ein stetiger Rückgang zu verzeichnen. Die Ursachen für die Entstehung von Magenkrebs sind bisher nicht eindeutig geklärt. Man kennt jedoch bestimmte Faktoren, die das Risiko, an Magenkrebs zu erkranken, erhöhen. So scheint eine gewisse erbliche Veranlagung zu bestehen: Schätzungen besagen, dass das Risiko, an dieser Krebsart zu erkranken, etwa 3,7 mal größer ist, wenn ein Familienmitglied ersten Grades - d. h. Eltern/Kinder/Geschwister - bereits an einem Magenkarzinom erkrankt war. Aufmerksamkeit ist immer geboten, wenn:

·         Sie über 55 Jahre alt sind und seit langem an Magenerkrankungen leiden;

·         Sie an perniziöser Anämie - einer speziellen Form der Blutarmut und Mangel an Vitamin B 12-leiden;

·         trotz konsequenter medikamentöser Behandlung ein Magengeschwür nicht ausheilt und immer wiederkehrt;

·         Sie an Magenpolypen leiden;

·         in Ihrer Familie bereits Magenkrebs aufgetreten ist;

·         Sie an einer Magenschleimhautentzündung (chronisch-atrophischer Gastritis) leiden.

Darüber hinaus vermutet man, dass bestimmte Zusatzfaktoren die Entstehung von Magenkrebs fördern oder bedingen.

Ungünstige Zusammensetzung der Nahrung

·         Insbesondere salzreiche Kost, aber auch gepökelte (nitrithaltige) und geräucherte Speisen sowie Gifte, die von Schimmelpilzen gebildet werden (Aflatoxine), stehen im Verdacht, das Auftreten von Magenkrebs zu fördern.

·         Untersuchungen haben gezeigt, dass bei der chemischen Umsetzung bestimmter Nahrungsbestandteile im Magen krebserregende Stoffe entstehen. Zum Beispiel, wenn das in vielen Gemüsearten vorkommende Nitrat in Nitrosamine umgewandelt wird. Um diesem natürlichen Umsetzungsprozess entgegenzuwirken, sollte man Gemüse möglichst frisch verzehren.

·         Rauchen zieht auch den Magen in Mitleidenschaft. Denn zahlreiche - teilweise krebserregende - Bestandteile des Zigaretten- und Tabakrauches lösen sich im Speichel und gelangen so in den Verdauungstrakt.

·         Alkohol besonders in konzentrierter Form schädigt – über längere Zeit genossen - die Schleimhäute von Speiseröhre und Magen.

·         Zu heiße Speisen schaden dem Magen ebenso wie einseitige Ernährung, Mangel an Eiweiß, Mangel an Vitaminen durch zu wenig Salat, Gemüse und Obst.

Als weiteren risikoerhöhenden Faktor vermutet man darüber hinaus Entzündungen der Magenschleimhaut, die durch einen bestimmten Erreger, den sogenannten Helicobacter pylori, ausgelöst werden. Trifft auf Sie eines dieser Risiken oder sogar mehrere zu, dann lassen Sie sich unbedingt regelmäßig vom Arzt kontrollieren.

Alarmsignale

Im Frühstadium verursacht das Magenkarzinom meist keine oder nur sehr uncharakteristische Beschwerden. Oft werden diese als harmlose Nahrungsunverträglichkeiten fehlgedeutet oder gar nicht beachtet. Deshalb ist die Kenntnis der Risikofaktoren und eine besonders hohe Aufmerksamkeit bei bestimmten, lange andauernden Magenbeschwerden ein wichtiger Beitrag zur Früherkennung.

Wird Magenkrebs in einem Frühstadium, d. h. wenn das Karzinom die Muskelschicht des Magens noch nicht befallen hat, sondern auf die Schleimhaut beschränkt ist, erkannt und richtig behandelt, kann heute eine 5-Jahres-Überlebensquote von 75 bis 85 Prozent erzielt werden. Leider jedoch wird diese Chance, die uns die moderne Medizin in die Hand gibt, noch lange nicht genügend genutzt. Die traurige Realität: Fast jeder zweite Magenkrebs wird verspätet erkannt, da noch immer viele Betroffene und Ärzte die uncharakteristischen Warnzeichen der Erkrankung nicht ernst genug nehmen und daher die richtige Diagnose erst mit einer Verzögerung von durchschnittlich sechs Monaten gestellt wird. Trotz der verbesserten Diagnosemöglichkeiten, wie sie z.B. die Magenspiegelung (Gastroskopie) bietet, hat sich der Prozentsatz der im Frühstadium erkannten Magenkarzinome in den letzten zwanzig Jahren kaum erhöht. Typische Beschwerden, bei denen der Verdacht auf ein Magenkarzinom besteht:

·         ein „empfindlicher Magen": oft seit Jahren bestehende Unverträglichkeit bestimmter Nahrungsmittel; eine neu aufgetretene Unverträglichkeit von Kaffee, Obst und Alkohol, insbesondere Wein und Sekt; häufig besteht auch eine Abneigung gegen Fleisch;

·         Appetitlosigkeit;

·         Druckgefühl und Schmerz im Oberbauch;

·         Erbrechen (nach dem Erbrechen fühlt man sich vorübergehend erleichtert; ein vorher vorhandenes Druckgefühl verschwindet; im Erbrochenen können sich Nahrungsreste vom Vortag finden);

·         ungewollter Gewichtsverlust;

·         Blutarmut (Anämie);

·         Teerstühle (schwarzer, klebriger, übelriechender Stuhl, der wie Teer aussieht).

Alle diese Beschwerden können auch harmlose Ursachen haben, doch können sie auch Hinweise auf eine Krebserkrankung sein. Deshalb gilt: Wenn die Symptome bei geregelter Lebensführung und Therapie länger als ein bis zwei Monate anhalten, sollten Sie unbedingt abgeklärt werden, insbesondere wenn Risikofaktoren vorliegen.

Schieben Sie aus Angst vor der eventuellen Diagnose Krebs den Arztbesuch keinesfalls vor sich her!

 


 

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