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Nach der Operation

Die Beschwerden nach einer Magenoperation werden von den Patienten sehr unterschiedlich empfunden. Es gibt Patienten, die trotz totaler Entfernung des Magens annähernd beschwerdefrei sind; andere, denen noch ein Restmagen erhalten geblieben ist, klagen zum Teil über erhebliche Beschwerden. Das Spektrum reicht dabei von Appetitlosigkeit bis hin zu Blutarmut und Osteoporose, wobei Erscheinungen wie Sodbrennen, Durchfall oder Druckgefühl nach dem Essen häufig durch eine geeignete Diät und eine angepasste Lebensweise sowie durch Medikamente behandelt werden können. Hier finden Sie eine Auflistung der häufigsten Beschwerden und einige hilfreiche Tipps, wie Sie ihnen entgegenwirken können.

Appetitlosigkeit: Bei etwa 80 Prozent der Magenoperierten tritt nach dem Eingriff Appetitlosigkeit ein, weil die „Hungermeldefunktion" des Magens verloren gegangen ist. Eine Gewichtsabnahme in den ersten Monaten nach der Operation ist normal: Im Durchschnitt beträgt der Gewichtsverlust etwa 16 Prozent. Zu einer Stabilisierung kommt es im Laufe von sechs bis zwölf Monaten. Wenn extremes Untergewicht besteht und auch diätetische Maßnahmen nicht zu einer Gewichtszunahme geführt haben, kann über den Einsatz von Hormonen nachgedacht werden. Sie steigern den Appetit und bewirken eine Erhöhung des Gewichts.

Sodbrennen: Sodbrennen entsteht durch den Rückfluss von Magensaft in die Speiseröhre oder durch einen Stau des im Restmagen bzw. Dünndarm liegenden Speisebreis und der Verdauungssäfte. Unter einem Rückfluss von Magen-Darm-Saft (Reflux) haben vor allem Patienten zu leiden, bei denen nur der obere Magenabschnitt entfernt wurde (proximale Magenresektion). Dies liegt daran, weil einerseits der Schließmuskel zwischen Speiseröhre und Magen wegoperiert wurde, andererseits aber noch genügend Restmagen vorhanden ist, der reichlich Magensäfte mit ätzenden Bestandteilen (Salzsäure) produziert. Bei dauerndem Rückfluss kann die Schleimhaut der Speiseröhre so stark verletzt werden, dass sie sich entzündet und schließlich sogar narbige Veränderungen mit nachfolgender Verengung (Narbenstenose) entstehen. Die Einnahme von Säureblockern und schleimhautschützenden Mitteln als einzige Maßnahme hilft wenig. – So können Sie dem Sodbrennen entgegenwirken:

·         Essen Sie häufig kleine Portionen.

·         Lassen Sie sich beim Essen Zeit und kauen Sie gut, damit der Speisebrei möglichst schnell weiterrutschen kann; passierte Nahrung fördert diesen Effekt.

·         Fragen Sie Ihren Arzt, ob Sie zusätzlich säurebindende und schleimhautschützende Medikamente einnehmen sollen.

·         Legen Sie sich nach dem Essen nicht sofort flach hin.

·         Stellen Sie das Kopfende Ihres Bettes so schräg, dass Sie mit deutlich erhöhtem Oberkörper schlafen. Falls dies nicht ausreicht, versuchen Sie, in annähernd sitzender Stellung zu schlafen.

Krampfartige Bauchschmerzen: Viele Patienten klagen darüber, dass nach dem Essen krampfartige Bauchschmerzen auftreten. Ursache für diese „Magenkrämpfe" ist, dass die Speicherfunktion des Magens fehlt und es zu einer plötzlichen Überdehnung des oberen Dünndarmabschnittes kommt. Sie sollten deshalb häufiger kleine Mahlzeiten anstelle weniger großer einnehmen. Erfahrungsgemäß passt sich der Dünndarm nach einiger Zeit den neuen Gegebenheiten an, und die Schmerzen werden geringer. Im Extremfall kann sich allerdings ein Dumping-Syndrom entwickeln.

Dumping-Syndrom: Die Symptome des sog. Dumping-Syndroms (engl. to dump = hineinplumpsen) treten vor allem im Zusammenhang mit Mahlzeiten auf. Man unterscheidet dabei zwischen dem Frühsyndrom, das sich innerhalb der ersten 15 Minuten nach Nahrungsaufnahme bemerkbar macht und als Ursache die sturzartige Entleerung des Speisebreis in den Dünndarm hat. Symptome für ein Früh-Dumping-Syndrom sind Blässe, Schweißausbruch, Druckgefühl bzw. Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit, Erbrechen, Herzklopfen, im Extremfall Kreislaufkollaps. Das Spätsyndrom tritt zwischen ein und vier Stunden nach den Mahlzeiten auf; die Ursache dafür ist durch rasche Aufnahme großer Mengen von Kohlenhydraten zunächst eine Überzuckerung (Hyperglykämie) mit nachfolgender Unterzuckerung (Hypoglykämie). Die Symptomatik ähnelt der des Frühsyndroms; sehr charakteristisch ist zusätzlich der Heißhunger. Wenn bei Ihnen diese Beschwerden eintreten, wenden Sie sich an einen erfahrenen Gastroenterologen. Wenn Sie darüber hinaus eine Reihe von Ernährungsempfehlungen befolgen, lassen sich die Beeinträchtigungen verringern.

Durchfälle: Durchfälle können bei Magenoperierten verschiedene Ursachen haben. Sie können Begleiterscheinung eines Dumping-Syndroms sein, aber auch auf der Unverträglichkeit von Milchprodukten, insbesondere von frischer Milch beruhen. Ursache ist, dass der in diesen Produkten enthaltene Milchzucker (Laktose) nicht aufgespalten werden kann. Man spricht deshalb auch von Laktose-Intoleranz. Eine laktosearme Diät kann die Beschwerden vollständig beheben. Wurde bei der Operation der Nervus vagus durchtrennt (Vagotomie), kann auch dies manchmal die Ursache für den Durchfall sein. Ein anderer möglicher Grund sind Infektionen, weil die keimhemmende Funktion der Magensäure fehlt. Meiden Sie deshalb Nahrung, die mit Bakterien verunreinigt ist oder sein könnte. Als besonders risikoreich gelten u.a. rohes oder ungenügend gegartes Fleisch, Speisen, die mit rohen Eiern zubereitet wurden, und Rohmilchprodukte. Sollten Sie dennoch einen infektionsbedingten Durchfall bekommen, wird er genauso behandelt wie bei Nicht-Magenoperierten. Ihr Arzt wird Sie beraten.

Unabhängig davon, auf welche Ursache der Durchfall bei Ihnen zurückzuführen ist, gilt grundsätzlich: Trinken Sie reichlich - mindestens zwei Liter pro Tag -, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. In den meisten Fällen verschwindet der Durchfall innerhalb einiger Wochen nach der Operation. Wenn nicht, sprechen Sie Ihren Arzt darauf an.

Fettstühle: Darunter versteht man durchfallartige, grau verfärbte Stühle. Sie sind ein Zeichen dafür, dass Sie Fettbestandteile in der Nahrung ungenügend verdauen (Steatorrhoe). Die Speisen werden unzureichend mit Bauchspeichelfermenten vermischt, so dass für den Körper wichtige Nahrungsbestandteile verloren gehen. Vor allem nach totaler Entfernung des Magens empfiehlt es sich, im ersten Jahr nach der Operation Bauchspeicheldrüsenpräparate einzunehmen, später dann je nach Beschwerden. Bester Zeitpunkt für die Einnahme ist kurz vor dem Essen, spätestens jedoch sofort zu Beginn der Mahlzeit. Wenn die Fettstühle lange anhalten, besteht die Gefahr, dass der Körper zu wenig mit den fettlöslichen Vitaminen A, D, E und K versorgt wird und demzufolge Mangelerscheinungen u.a. am Skelettsystem und der Muskulatur auftreten. Um dem vorzubeugen, sollten Sie vielleicht fettlösliche Vitamine sowie Calcium einnehmen. Ihr Arzt wird Sie beraten.

Blähungen: Sie sind ebenfalls ein Zeichen dafür, dass der Speisebrei nicht genügend mit Bauchspeicheldrüsensäften durchmischt ist. Die Gabe von Bauchspeicheldrüsenfermenten kann diese Beschwerden lindern. Am wichtigsten ist es jedoch, dass Sie sich an entsprechende Ernährungsgewohnheiten halten.

Erbrechen: Brechreiz mit galligem Geschmack im Mund, Schmerzen hinter dem Brustbein und Brennen - auch unabhängig von den Mahlzeiten - sind Zeichen dafür, dass der Darminhalt in den Restmagen bzw. nach Totalresektion in die Speiseröhre zurückschwappt. Der Dünndarm enthält stark ätzende Sekrete aus Galle und Bauchspeicheldrüse, die dann die Schleimhaut der Speiseröhre schädigen können. Die Beschwerden können sich im Laufe der Zeit von allein bessern, manchmal muss aber durch Medikamente nachgeholfen werden oder sogar eine operative Korrektur erfolgen, damit die Galle besser abfließt.

Gallensteine: Nach Magenoperationen besteht ein vier- bis achtfach erhöhtes Risiko, dass sich Gallensteine bilden. Die Gründe hierfür sind nicht vollständig geklärt. Vorbeugende Maßnahmen gibt es nicht, aber Sie sollten darum bitten, dass bei den Nachsorgeuntersuchungen auch die Gallenblase durch Ultraschall kontrolliert wird.

Blutarmut (Anämie): Symptome für eine Blutarmut sind Müdigkeit, geringe Belastungsfähigkeit, manchmal Zungenbrennen, Entzündungen in den Mundwinkeln, brüchige Haare und Nägel und eine grau-gelbe Hautfarbe. Die häufigste Ursache dafür ist Eisenmangel, der z.B. durch hohen Blutverlust während der Operation entstanden sein kann. Meistens gleicht der Körper dieses Defizit selbst wieder aus; ansonsten genügt es, in den ersten Monaten nach dem Eingriff Eisenpräparate einzunehmen. Bestehen bei Ihnen die oben beschriebenen Symptome jedoch über einen längeren Zeitraum, hängt Ihre Blutarmut mit großer Wahrscheinlichkeit mit einem Mangel an dem lebensnotwendigen Vitamin B 12 zusammen. Nehmen Sie diese Beschwerden deshalb keinesfalls auf die leichte Schulter, sondern lassen Sie Ihren Arzt umgehend feststellen, ob Ihr Blutbild einen solchen Vitaminmangel ausweist. Unbehandelt kann ein Mangel an Vitamin B12 schwerwiegende Folgen haben (perniziöse = bösartige Anämie). Für die ausreichende Aufnahme von Vitamin B12 ist eine Substanz, die sogenannte Folsäure, unabdingbar, die normalerweise von der Magenschleimhaut gebildet wird. Fehlt sie teilweise, kann dies durchaus schon zu Vitaminmangel führen. Bei Patienten, denen der Magen vollständig entfernt wurde, tritt zwangsläufig über kurz oder lang, spätestens nach ein bis zwei Jahren, wenn die im Körper vorhandenen Reserven aufgebraucht sind, ein Vitamin- B12-Mangel auf. Ihnen muss die erforderliche Menge in regelmäßigen Abständen gespritzt werden.

Osteoporose: Bei etwa 5 bis 20 Prozent der Patienten tritt nach Magenoperationen Osteoporose auf, eine Entkalkung der Knochen, die u.a. auf einen Mangel an Vitamin D und Kalzium zurückzuführen ist. Davon betroffen sind vor allem Patienten, die häufig Fettstühle haben. Auch Magenoperierte mit Laktose-Unverträglichkeit sind gefährdet, da bei ihnen die Zufuhr von Vitamin D ebenso wie von Kalzium fehlt, die beide in Milch und Milchprodukten enthalten sind. Zur Vorbeugung gegen Osteoporose empfehlen sich in dreimonatigen Abständen eine Vitamin-D-Injektion sowie die tägliche Einnahme von Vitamin-D-Tabletten und Kalziumpräparaten. Auch Hormongaben werden empfohlen. Besprechen Sie dies mit Ihrem Arzt. Aber auch Sie selbst können Ihren Teil dazu beitragen, Osteoporose vorzubeugen: Bewegen Sie sich ausreichend an frischer Luft, denn die ultraviolette Strahlung der Sonne regt die körpereigene Vitamin- D-Produktion an.

 


 

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