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Leukämie im Kindesalter

Etwa die Hälfte aller krebskranken Kinder in Deutschland leidet an Leukämie. Sie ist somit die häufigste Krebserkrankung im Kindesalter und entsteht im Knochenmark. Die im Knochenmark produzierten Blutzellen lassen sich nach drei Hauptgruppen unterscheiden:

Rote Blutkörperchen (Erythrozyten); sie sind für den Sauerstofftransport im Körper verantwortlich. Blutplättchen (Thrombozyten); sie sorgen bei Verletzungen für die Blutstillung.

Weiße Blutkörperchen (Leukozyten); sie bekämpfen im Körper Infektionen. Man unterscheidet drei Arten: Granulozyten, Lymphozyten und Monozyten. Leukämie entsteht, wenn der normale Reifeprozess der weißen Blutkörperchen durch eine Fehlschaltung der Regulationsgene unterbrochen wird und unreife weiße Blutkörperchen (Blasten) explosionsartig zunehmen. Vermehren sich die Blasten, ohne ihre eigentliche Aufgabe, normale Blutzellen zu bilden, zu erfüllen, kommt es zu einer Verdrängung und verminderten Neubildung der roten und weißen Blutkörperchen sowie der Blutplättchen.

Leukämieformen

Grundsätzlich unterscheidet man bei Leukämien zwischen akuten und chronischen Formen, wobei es bei den akuten wiederum zwei Arten gibt, und zwar die lymphatische und die myeloische Leukämie. Bei Kindern spielen die sogenannten chronischen Leukämien eine untergeordnete Rolle; die weit überwiegende Mehrzahl der Kinder leidet an akuten Formen, die unbehandelt innerhalb von Wochen zum Tode führen.

Die häufigste Art der Leukämie im Kindesalter ist mit über 80 Prozent aller Fälle die akute lymphatische Leukämie (ALL). Sie tritt auf, wenn Lymphozyten, eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen, nicht ausreifen, sondern sich als unreife leukämische Blasten unkontrolliert vermehren. Besonders häufig davon betroffen sind Kinder im Alter von drei bis sieben Jahren. Doch können auch Jugendliche und Erwachsene an ALL erkranken.

Meist beginnt die Krankheit schleichend und führt, ausgehend vom Knochenmark, zu einer Vergrößerung von Lymphknoten, Leber und Milz. Ist die Krankheit fortgeschritten, können auch nicht-blutbildende Organe wie etwa die Hirnhaut, die Hoden, die Haut oder die Nieren von leukämischen Blasten befallen sein. Nach der Statistik tritt ALL bei Jungen etwas häufiger auf als bei Mädchen. Etwa 20 Prozent aller Kinder, die an Leukämie erkranken, leiden an akuter myeloischer Leukämie (AML). Sie tritt auf, wenn Granulozyten, ebenfalls eine Unterform der weißen Blutkörperchen, sich in unausgereiftem Zustand rapide vermehren und im Knochenmark ausbreiten. Die akute myeloische Leukämie ist schwieriger zum Stillstand zu bringen als die akute lymphatische Leukämie. Doch wurden auch hier gerade in den letzten Jahren Fortschritte erzielt.

Leukämie-Symptome

Erkrankt ein Kind an Leukämie, gehen in seinem Blut bestimmte Veränderungen vor:

·      Die Menge der roten Blutkörperchen, über die der Sauerstofftransport in den Körpergeweben erfolgt, nimmt ab. Die Kinder werden blass und schlapp, und der Körper und seine Organe können nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden.

·      Der Mangel an funktionstüchtigen weißen Blutkörperchen, deren Aufgabe die Infektionsabwehr ist, führt dazu, dass im Blut nicht mehr genügend Zellen vorhanden sind, die eindringenden Keime bekämpfen.

·      Die verminderte Zahl der Blutplättchen, die eine wichtige Rolle für die Blutstillung spielen, führt schließlich dazu, dass das leukämiekranke Kind zu Blutungen und Blutergüssen neigt.

·      Die einschneidenden Veränderungen im kindlichen Organismus werden nach außen hin durch eine Reihe charakteristischer Merkmale erkennbar.

·      Hinweiszeichen für eine Leukämie können sein:

·      Fieber ohne ersichtlichen Grund,

·      Blässe und „Durchsichtigkeit" des Kindes,

·      schwer zu stillende Blutungen wie etwa Nasen-, Zahnfleisch- und Hautbluten, blaue Flecken schon bei geringen Einwirkungen von außen,

·      wechselnde Knochen- und Gelenkschmerzen,

·      Müdigkeit und Lustlosigkeit,

·      Bauchschmerzen und Appetitlosigkeit,

·      Schwellungen der Lymphknoten.

Sollten Sie eines oder mehrere dieser Verdachtszeichen, die auf Leukämie hinweisen könnten, an Ihrem Kind entdecken, müssen Sie nicht gleich erschrecken. In den meisten Fällen wird die Klärung durch den Arzt ergeben, dass die Ursache eine andere und harmlos ist.

Diagnose von Leukämien

Ob ein Kind an Leukämie erkrankt ist, kann nur eine umfassende Blut- und Knochenmarkuntersuchung mit Sicherheit klären. Wichtig ist dabei festzustellen, welche Untergruppe der weißen Blutkörperchen sich bösartig verändert hat, da sich hiernach die Behandlung richtet. Aufschluss gibt oft schon der Blick durchs Mikroskop. Zusätzliche Labortests, insbesondere an durch Punktion gewonnenem Knochenmark, ermöglichen heute eine sehr genaue, in die Einzelheiten gehende Beurteilung.

Von Bedeutung für die Behandlung ist auch zu wissen, ob außerhalb des Knochenmarks noch andere Organe wie etwa das zentrale Nervensystem oder innere Organe von den Leukämiezellen befallen sind. Klarheit darüber verschaffen apparative Untersuchungen wie Röntgen und Ultraschall sowie Untersuchungen des Hirnwassers, das der Arzt durch die sogenannte Lumbalpunktion erhält.

Therapie von Leukämien

Ergibt das Untersuchungsergebnis zweifelsfrei, dass eine Leukämieerkrankung vorliegt, muss Ihr Kind umgehend in ein pädiatrisch-onkologisches Zentrum oder in eine onkologisch-hämatologische Station eingewiesen werden. Dort ist das hochqualifizierte Fachpersonal auf die Behandlung krebskranker Kinder spezialisiert und mit den modernsten Therapieverfahren vertraut. Die Ärzte dieser Klinikabteilungen stehen in fachorientierten Arbeitsgruppen in ständiger, enger Verbindung miteinander und behandeln ihre Patienten nach gemeinsam entwickelten und immer weiter verbesserten Therapieplänen (Protokollen). Ziel dieser Protokolle ist es, einzelne Behandlungsschritte sorgfältig aufeinander abzustimmen und den Gesamtverlauf der Therapie festzulegen. Individuelle Besonderheiten des Kindes oder seiner Erkrankung werden dabei ebenfalls berücksichtigt.

Durch vom Fachärzteteam der Spezialisten erstellte Berichte wird Ihr Haus- oder Kinderarzt über den Behandlungsverlauf unterrichtet. Dies ist deshalb wichtig, damit er nach der Entlassung des Kindes aus der Klinik den Gesundheitszustand mit überwachen und so zu einer lückenlosen Betreuung Ihres Kindes beitragen kann.

Die Behandlung eines leukämiekranken Kindes erfolgt heute in zwei großen Abschnitten:

·      Sie beginnt mit einer mehrmonatigen, sehr intensiven Therapie in einer pädiatrisch-onkologischen Fachabteilung.

·      Daran schließt sich eine Dauerbehandlung gemeinsam durch das Zentrum sowie den Kinder- oder Hausarzt an, während der die Behandlung weitgehend von Spritzen und Infusionen auf Tabletten umgestellt werden kann und die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen weniger häufig erforderlich sind.

Die Gesamtdauer der Behandlung beträgt etwa zwei Jahre. Bleibt das Kind insgesamt fünf Jahre rückfallfrei, kann es als geheilt entlassen werden.

Die stationär durchgeführte Therapie im ersten Behandlungsabschnitt ist sehr intensiv und nicht ohne Risiko. In dieser Zeit wird eine hochdosierte, kombinierte Chemotherapie eingesetzt. Ihr Ziel ist es, unter Einsatz verschiedener zellteilungshemmender Medikamente (Zytostatika) innerhalb des ersten Behandlungsmonats 99 Prozent aller Leukämiezellen zu zerstören und damit eine sogenannte Remission zu erreichen. Da die Gefahr besteht, dass die Erkrankung auch das zentrale Nervensystem befallen hat, erhalten alle Leukämie-Kinder während der Anfangsphase der Behandlung eine Schutzbehandlung für das zentrale Nervensystem meist in Form von Medikamenteneinträufelung in den Lumbalkanal, unter Umständen auch zusätzlich in Form von Bestrahlungen des Kopfes. Notwendig sind meist auch Blut- und Thrombozytentransfusionen sowie die Verabreichung von Antibiotika gegen Infektionen. Diesen ersten Behandlungsabschnitt nennt man auch Induktionstherapie.

Mit Erreichen der Remission verschwinden gewöhnlich alle erkennbaren Anzeichen der Erkrankung. Danach beginnt der zweite Abschnitt der Behandlung, den das Kind größtenteils zuhause verbringt. In dieser Zeit muss es regelmäßig chemotherapeutische Medikamente nehmen. Ziel dieser Dauertherapie ist es, aus der Remission eine Heilung zu machen.

Das soeben beschriebene Behandlungsschema hat dazu geführt, dass 70 Prozent der an ALL erkrankten Kinder heute geheilt werden können. Bei der schwerer zu behandelnden AML gelingt es, in 80 Prozent der Fälle eine Remission und in rund 50 Prozent eine Heilung zu erzielen. Diese Zahlen belegen, wie wesentlich sich die Behandlungsergebnisse innerhalb der letzten 20 Jahre verbessert haben: Noch 1970 führten beide Leukämiearten fast ausnahmslos nach wenigen Monaten zum Tode.

Knochenmarktransplantation bei Leukämie

Trotz der zuvor genannten Erfolge sprechen manche Kinder auf die erste Leukämiebehandlung nicht oder nur teilweise an und erleiden deshalb einen Rückfall. Für sie kann unter Umständen eine besonders intensive antileukämische Behandlung (Chemotherapie oder Bestrahlung) angewandt werden. Die erfolgreiche Dosierung ist allerdings so hoch, dass sie die Blutbildung nahezu ausschalten würde. Hier steht als Rettungsmaßnahme eine neue Behandlungsmethode, die Knochenmarktransplantation, zur Verfügung. Die Knochenmarktransplantation hat die Überlebenschancen leukämiekranker Kinder mit Rückfällen deutlich verbessert.

Man unterscheidet die autologe und die allogene Knochenmarkübertragung. Bei der autologen wird in Remission dem Kind ein Teil des eigenen blutbildenden Knochenmarks entnommen, eventuell zur Abtötung noch vorhandener Krebszellen behandelt und anschließend bei einer Temperatur von minus 196 Grad Celsius eingefroren. Im Anschluss an die intensive Vortherapie (Konditionierung) erhält das Kind sein eigenes Knochenmark zurückübertragen.

Bei der allogenen Knochenmarkübertragung werden einem Spender, vorzugsweise Bruder oder Schwester des leukämiekranken Kindes, unter Vollnarkose rund 1000 Milliliter Knochenmark aus dem Beckenraum entnommen und auf den Patienten übertragen. Der Spender muss jedoch in den Gewebemerkmalen übereinstimmen; man spricht von HLA-ldentität.

Wenn innerhalb der Familie kein geeigneter Spender gefunden wird, ist der Patient auf einen Fremdspender mit weitgehend übereinstimmenden Gewebemerkmalen angewiesen. Solche Spender werden über entsprechende Register gefunden. Mit finanzieller Unterstützung der Deutschen und in Kooperation mit Privatinitiativen konnte in Deutschland die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) aufgebaut werden, die sich im Laufe von nur fünf Jahren mit über 320.000 registrierten potentiellen Knochenmarkspendern zur zweitgrößten Datei der Welt entwickelte.

Morbus Hodgkin

Die Hodgkinsche Krankheit gehört zu den bösartigen Tumoren der Lymphknoten. Zu 80 Prozent tritt die Erkrankung in Lymphknoten im Kopf- und Halsbereich auf, doch können auch Lymphknoten im mittleren Brustraum, in der Milz und der Leber betroffen sein. An Hodgkin-Lymphomen erkranken vorwiegend Erwachsene zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Allerdings kommen sie auch bei Jugendlichen - weniger bei Kindern - vor. Dabei sind männliche Jugendliche etwas häufiger betroffen als weibliche.

Hinweiszeichen für die Hodgkin’sche Krankheit können sein:

·         Fieber, Nachtschweiß, Gewichtsverlust, Juckreiz,

·         Schmerzfreies Anschwellen von Lymphknoten einseitig am Hals, unter den Achseln und in der Leistengegend.

Behandelt wird meist mit einer kombinierten Chemo-/Strahlentherapie. Ausschlaggebend für den Verlauf der Erkrankung ist, ob Lymphknoten des Bauchraumes, Leber und Milz bereits mitbetroffen sind. Große Fortschritte der Chemo- und Strahlentherapie haben dazu geführt, dass heute etwa 90 Prozent aller Hodgkin-Patienten geheilt werden können. Damit gehört die Hodgkin’sche Krankheit zu den Krebserkrankungen mit den besten Heilungsaussichten.

Non-Hodgkin-Lymphome

Diese Gruppe von Tumoren stellt ebenfalls eine bösartige Erkrankung des Lymphsystems dar. Allerdings verläuft ihre Ausbreitung meist schneller als bei der Hodgkin’schen Krankheit und ist daher zu dem Zeitpunkt, in dem sie erkannt wird, oft schon weit fortgeschritten. Non-Hodgkin-Lymphome treten bei Kindern besonders häufig im Hals- und Kopfbereich, dem oberen Brust- sowie im Bauchraum auf. Wird die Erkrankung nicht behandelt, werden auf Dauer Milz, Leber und Knochen sowie das zentrale Nervensystem befallen.

Hinweiszeichen für das Non-Hodgkin-Lymphom sind:

·         Schwellungen von Lymphknoten im Hals- und Kopfbereich,

·         Atemnot oder ungeklärter Husten,

·         aufgetriebener Bauch und Bauchschmerzen.

Zur sicheren Feststellung eines Non-Hodgkin-Lymphoms sind eine Knochenmarkpunktion und eine Gewebsentnahme (Biopsie) unerlässlich. Um das genaue Ausmaß der Erkrankung kennen zu lernen, sind meist weitere röntgenologische und Ultraschalluntersuchungen oder ein Computertomogramm notwendig.

Behandelt werden Non-Hodgkin-Lymphome mit einer sehr intensiven kombinierten Chemotherapie ähnlich wie bei Leukämie. Das genaue Behandlungsschema hängt vom Untertyp der Erkrankung ab, so gehören Brust- und Bauchraumlymphome meist einem unterschiedlichen Untertyp an und werden unterschiedlich behandelt. In Sonderfällen erfolgen auch operative Eingriffe. In etwa 80 Prozent aller Fälle kann heute eine Heilung erzielt werden.

 

 


 

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