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Therapieformen solider Tumore bei Kindern

Wie bei Leukämien kann die Anfangsbehandlung solider Tumoren nur in hochleistungsfähigen pädiatrisch-onkologischen Fachabteilungen erfolgen. Ausschließlich hier ist die Gewähr gegeben, dass das krebskranke Kind eine medizinische Behandlung erhält, die einen bestmöglichen Erfolg sicherstellt.

So wie bei der Krebstherapie Erwachsener stützt sich die Behandlung krebskranker Kinder - oft in kombinierter Form - auf die drei Kernbereiche medizinisch-onkologischer Hilfeleistung:

·      Operation

·      Strahlentherapie

·      Chemotherapie

Ihr Ziel ist es, neben dem Verschwinden des Tumors einen Rückfall der Krankheit zu verhindern und damit die Heilung zu erreichen.

Operation

Die meisten soliden Tumoren werden zu Beginn der Behandlung oder nach Vorbehandlung chirurgisch entfernt, um dadurch die Anzahl der Krebszellen im Körper eines Kindes sehr stark zu verringern. Angestrebt wird deshalb, möglichst viel von der Geschwulst zu entfernen, ohne durch das Ausmaß des Eingriffes den Gesamtzustand des Patienten allzu sehr zu beeinträchtigen.

Erweist sich der Tumor als zu ausgedehnt, um sofort operiert zu werden, versuchen die Ärzte, ihn durch chemotherapeutische Medikamente oder Bestrahlungen so zu verkleinern, dass er anschließend mit geringerem Risiko entfernt werden kann.

Um die verständliche Angst des Kindes vor der Operation abzubauen, erklären Ärzte und Schwestern - oft im Zusammenwirken mit einem Psychologen - den Eingriff. Diese sachliche Information unterstützt darüber hinaus das Bestreben des Behandlungsteams, ein möglichst offenes und vertrauensvolles Verhältnis zu dem Kind herzustellen. Dies ist unerlässlich, da sich die bevorstehende Krebstherapie oft über Monate und Jahre erstreckt und ohne Mitwirkung des Kindes erfahrungsgemäß weniger erfolgreich ausfällt.

Da bei den meisten Tumoren die chirurgische Entfernung allein nicht ausreicht, wird sie zusätzlich durch andere Therapieformen ergänzt. Sie dienen dazu, möglicherweise noch im Körper vorhandene Krebszellen zu zerstören.

Strahlentherapie

Therapeutisch genau bemessene, hochenergetische Strahlen verhindern die Vermehrung von Krebszellen und bewirken so eine fortschreitende Verringerung der Tumormasse. Einige Tumoren - wie etwa das Hodgkin-Lymphom - reagieren sehr strahlenempfindlich. Andere - wie etwa das Osteosarkom - sprechen auf Bestrahlung fast nicht an.

Leider schädigt die Strahlentherapie nicht nur die bösartigen Zellen. Zwangsläufig werden auch die gesunden Zellschichten in Mitleidenschaft gezogen, die die Krebsgeschwulst umgeben. Dadurch kommt es zu Nebenwirkungen, die das Wohlbefinden des Kindes nach einer Bestrahlungsserie erheblich beeinträchtigen können. Um die Schädigung gesunder Organe durch Bestrahlung möglichst auszuschließen, wird die benötigte Gesamtstrahlendosis nicht auf einmal verabreicht, sondern unterteilt, so dass das Kind über mehrere Wochen täglich  Bestrahlungen erhält. Über das Wochenende werden die Bestrahlungen meist ausgesetzt.

Nebenwirkungen der Strahlentherapie

Im Vergleich zu früheren Jahren sind heute die Nebenwirkungen der Strahlentherapie geringer. Dieser Fortschritt konnte vor allem durch technische Verbesserungen der Bestrahlungsgeräte erreicht werden. Dennoch können einige Nebenwirkungen auch jetzt noch nicht völlig ausgeschlossen werden. Man unterscheidet zwischen Sofort- bzw. Frühschäden - etwa dem Sonnenbrand vergleichbar - und Spätschäden, die erst nach Jahren auftreten. Sprechen Sie mit dem Arzt Ihres Kindes darüber.

Welche Sofortschäden können auftreten, und wie können Sie sie abmildern?

Hautschäden: Um eine Reizung der bestrahlten Hautstellen zu verhindern, empfiehlt es sich, sie mit einem vom Arzt verordneten Puder zu behandeln. Unter der Tumorbehandlung wird die Haut sehr sonnenempfindlich; Sonnenbaden ist daher zu vermeiden. Bei Aufenthalt im Freien bitte Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor anwenden. Hat Ihr Kind eine Schädelbestrahlung erhalten, sollte es bei Spaziergängen im Freien eine Mütze aufsetzen, um sich vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen.

Haarausfall: Vor allem bei Schädelbestrahlungen müssen Sie damit rechnen, dass Ihrem Kind die Haare ausfallen. Allerdings können Sie es trösten: Nach Abschluss der Behandlung wachsen sie wieder nach, bei Kindern mit Leukämie schon während der Dauertherapie. Vielen Kindern ist es unangenehm, ohne Haare aus dem Haus zu gehen. Abhilfe schafft hier eine Perücke, eine bunte Mütze, ein originell gebundenes Tuch oder ähnliches. Entwickeln Sie mit Ihrem Kind gemeinsam Ideen!

Übelkeit und Kopfschmerzen: Häufig treten bei Kindern nach Bestrahlungen Übelkeit und Kopfschmerzen auf. Trösten Sie Ihr Kind damit, dass diese Symptome zumeist nach einigen Stunden abklingen. Treten sie wiederholt auf, bitten Sie Ihren Arzt um ein linderndes Medikament.

Mundfäule: Wird Ihr Kind am Kopf oder am Hals bestrahlt, können Entzündungen der Mundschleimhaut auftreten. Ihr Arzt wird je nach Befund Rat wissen.

Durchfall: Bei Bestrahlungen des Beckens und des Bauchraums leiden Kinder häufig an Durchfall. Hier können vom Arzt verordnete Medikamente, eine leichte Diät sowie der vorübergehende Verzicht auf frische Früchte und fettreiches Essen Linderung bringen.

Als Spätschäden können auftreten:

Auf Schädelbestrahlungen oder Bestrahlungen des zentralen Nervensystems reagieren manche Kinder mit Müdigkeit und gesteigertem Schlafbedürfnis. Diese Zeichen können bis zu zehn Wochen nach Bestrahlungsende auftreten. Auch kann Ihr Kind nach der Bestrahlung an Fieber und Appetitlosigkeit, Schwindelgefühl und Sehstörungen leiden. Weitere Spätschäden können sein: Wachstumsstörungen bei Wirbelsäulenbestrahlungen, Muskelschwund im Strahlengebiet sowie Verhärtungen des Bindegewebes. Frühzeitige Krankengymnastik kann sehr hilfreich sein, solche Folgen zu vermeiden.

Hohe Dosen bestimmter zytostatisch wirksamer Medikamente und eine direkte Bestrahlung der Keimdrüsen (Eierstöcke und Hoden) können unter Umständen die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über dieses Thema. Denn aufgrund der großen Heilungschancen kann diese Frage später einmal von großer Wichtigkeit für Ihr Kind sein.

Chemotherapie

Chemotherapeutische Medikamente zerstören Krebszellen. Sie werden in Form von Tabletten, Spritzen oder Infusionen verabreicht. Befindet sich Ihr Kind in Langzeittherapie bei Ihnen zu Hause, überwachen Sie gewissenhaft, ob es seine Medikamente auch richtig und regelmäßig einnimmt.

Im Regelfall dauert die Chemotherapie zwischen sechs Monaten und zwei Jahren, abhängig von der Art des Tumors, dem Krankheitsstadium, der körperlichen Verfassung des Patienten und der Behandlungsmethode. Meist werden mehrere, auf die Krankheit des Kindes abgestimmte Medikamente zusammen verabreicht (kombinierte Chemotherapie).

Nebenwirkungen der Chemotherapie

Die Chemotherapie greift wie die Strahlenbehandlung sowohl in den Teilungsvorgang krebskranker als auch gesunder Zellen ein. Dadurch treten zwangsläufig unerwünschte Nebenwirkungen auf. Da jedes Kind anders auf die Medikamente reagiert, werden aber auch diese Nebenwirkungen unterschiedlich ausfallen.

Von besonders schwerwiegender Bedeutung sind die Nebenwirkungen der Chemotherapie auf das Knochenmark. Der Grund: Zytostatika beeinträchtigen stark die Produktion von gesunden Blutkörperchen und Blutplättchen.

Dadurch besteht während der Behandlungszeit für Ihr Kind erhöhte Gefahr

·      von Infektionen, weil die Zahl der weißen Blutkörperchen durch chemotherapeutische Medikamente verringert wird,

·      von Blutarmut, da die Zahl der roten Blutkörperchen abnehmen kann,

·      von Blutungen, weil weniger normale Blutplättchen produziert werden.

Treten während der ambulanten Behandlungsphase Infektionen, Blutarmut oder Blutungen bei Ihrem Kind auf, so ist das ein ernstes Warnsignal. Informieren Sie deshalb umgehend Ihren Arzt!

Im Verlauf einer Chemotherapie können noch weitere Nebenwirkungen auftreten:

·      Übelkeit und Erbrechen,

·      Schmerzen und ein brennendes Gefühl an der Injektionsstelle,

·      Haarausfall,

·      Entzündung der Schleimhäute im Mund sowie Pustelbildung,

·      Verdauungsstörungen, je nach Medikament Verstopfung oder Durchfall.

Da jedes Medikament andere Nebenwirkungen hervorruft, fragen Sie Ihren Arzt, welche Zytostatika Ihr Kind erhält und mit welchen Begleiterscheinungen Sie zu rechnen haben. Geben Sie Ihrem Kind ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt keine zusätzlichen Medikamente.

Reagiert Ihr Kind auf die Chemotherapie mit Schmerzen oder Fieber, wird Ihr Arzt hiergegen Maßnahmen ergreifen. Fieber ist immer ein ernstes Warnsignal, das Sie unbedingt Ihrem Arzt mitteilen müssen. Fieber kann Zeichen einer Infektion sein.

Infektionskrankheiten können für krebskranke Kinder unter Chemotherapie eine lebensgefährliche Bedrohung bedeuten.

Erkrankt ein Kind während der Chemotherapie z.B. an Windpocken oder Masern, kann dies außerordentlich gefährlich sein, da der Körper über zu wenig gesunde weiße Blutkörperchen und Abwehrstoffe verfügt, um mit der Krankheit problemlos fertig zu werden. Daher muss jeder Kontakt mit infektiösen Personen sofort dem Arzt gemeldet werden, da passive Impfstoffe zur Verfügung stehen, die den Ausbruch der Krankheit bei Ihrem Kind verhindern oder abmildern können.

Schutzimpfungen: Während der Chemotherapie müssen Sie auf Impfungen mit lebenden Viren (Polio, Mumps, Röteln, Masern) verzichten. Die heute mögliche Windpocken- oder Zeckenbissimpfung sollte in der. Behandlungsphase grundsätzlich vorher mit Ihrem Arzt abgesprochen werden. Ohne Bedenken kann eine Wundstarrkrampf (Tetanus) –Impfung erfolgen.

Auftreten von Blutungen: Blutplättchenmangel fördert die Neigung zu Blutungen. Dies sollten Sie bei der Gestaltung des Tagesablaufes Ihres Kindes zu Hause berücksichtigen. Verletzungen durch übertriebenen Sport oder ausgelassenes Spiel können gefährlich sein. Vorsicht mit Medikamenten, die die Funktion der Blutplättchen beeinträchtigen, z.B. Aspirin. Bei Fieber oder Schmerzen dürfen unter Chemotherapie grundsätzlich keine Aspirinhaltigen Medikamente verabreicht werden. Unbedingt auf andere Substanzen ausweichen z.B. Paracetamol, Ben-u-ron® etc. Fragen Sie Ihren Arzt. Kommt es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu Blutungen, beachten Sie folgende Grundregeln:

·      Pressen Sie ein sauberes Tuch so lange auf die blutende Wunde, bis die Blutung zum Stillstand kommt.

·      Bei Nasenbluten setzen Sie Ihr Kind senkrecht auf und drücken Sie die Nasenflügel so lange zusammen, bis die Blutung aufhört.

Gelingt es Ihnen nicht, die Blutung zu stoppen, rufen Sie Ihren Arzt. Stellen Sie Blut im Stuhl, Urin oder im Erbrochenen Ihres Kindes fest, informieren Sie Ihren Arzt darüber!

Appetitlosigkeit: Stellt sich infolge der Chemotherapie Appetitlosigkeit bei Ihrem Kind ein, bieten Sie ihm verstärkt Säfte an. Dabei empfiehlt es sich, mit der vermehrten Flüssigkeitsaufnahme einige Tage vor der nächsten Chemotherapie zu beginnen und sie einige Tage über die Zeit der Behandlung hinaus fortzusetzen. Zusätzlich können auch kalorienreiche Aufbaunahrungen verordnet werden. Um den Appetit Ihres Kindes anzuregen, gehen Sie auf seine Essenswünsche ein. Bereiten Sie ihm seine Lieblingsspeise zu, wenn es dies wünscht. Verzichten Sie während der Chemotherapie generell auf Lebensmittel, die wenig Nährwerte enthalten. Bieten Sie Ihrem Kind dafür eiweiß- und vitaminreiche Kost an z.B. Früchte, Quark und Säfte.

Spätfolgen: Viele Kinder mit Leukämien und bösartigen Tumoren können heute geheilt werden. Die erforderliche Therapie führt zu den bekannten akuten Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Haarausfall und Erhöhung der Infektanfälligkeit, die sich nach Abschluss der Behandlung zurückbilden. Darüber hinaus ist diese Therapie jedoch bei einigen Kindern mit dem Risiko von Spätfolgen belastet, auch deshalb ist eine regelmäßige Nachsorge über lange Zeit erforderlich. So schädigen einige Zytostatika, insbesondere wenn sie in hohen Dosen verabreicht werden müssen, ebenso wie die direkte Bestrahlung die Keimdrüsen. In Abhängigkeit von Länge und Dauer der Therapie kann dies eine Infertilität, das heißt Unfruchtbarkeit und daraus resultierend Kinderlosigkeit zur Folge haben. Ihr Arzt wird Ihnen im Einzelfall genauere Angaben über dieses Risiko machen können, das vom Behandlungsschema abhängig ist. Die hormonelle und sexuelle Entwicklung der Kinder und Jugendlichen bleibt jedoch in fast allen Fällen ungestört.

Kinder, deren Fortpflanzungsfähigkeit nicht durch die Behandlung eingeschränkt ist, brauchen keine Angst zu haben, dass ihre Nachkommen später als Folge der durchgemachten Behandlung Schäden davontragen. Weder das Krebs- noch das Fehlbildungsrisiko für Kinder ehemals krebskranker Patienten sind wesentlich erhöht, sofern die Schwangerschaft nicht während oder innerhalb von zwei Jahren nach Abschluss der Behandlung eingetreten ist.

Bei vielen Kindern mit akuten Leukämien ist zum Verhüten von Rückfällen eine Schädelbestrahlung notwendig. Die Diskussion, ob durch Schädelbestrahlung die Lern- und Konzentrationsfähigkeit eines Kindes beeinträchtigt werden kann, hat sich in der Zwischenzeit dadurch beruhigt, dass die Strahlendosis in Abhängigkeit vom individuellen Risiko eines Kindes weiter reduziert werden konnte, so dass diese Spätfolgen nicht mehr so stark ins Gewicht fallen.

Müssen Wirbelsäule oder Gliedmaßen eines Kindes bestrahlt werden, so kann in Abhängigkeit vom Alter unter Umständen die weitere Entwicklung und das Wachstum gehemmt werden. Im Einzelfall sind hier das Risiko eines Rückfalls und das Risiko der Behandlung sorgfältig gegeneinander abzuwägen.

Ernste und beeinträchtigende Schäden innerer Organe wie Herz, Leber und Nieren sind nicht häufig, können jedoch in einzelnen Fällen auftreten. Müssen zum Beispiel hohe Dosen von Adriamycin verabreicht werden, kann die Kraft der Herzmuskel leiden; nach hohen Dosen von beispielsweise Ifosfamid sind Nierenschäden möglich. In regelmäßigen Kontrollen werden Ihre Ärzte die Organfunktion Ihres Kindes überprüfen und Sie über die Ergebnisse informieren.

Zweittumoren nach Abschluss einer erfolgreichen Krebsbehandlung wie myeloische Leukämien nach intensiver Chemotherapie, Knochentumoren nach Bestrahlung oder Hirntumoren nach Leukämiebehandlung sind selten, können jedoch in Einzelfällen im Mittel 10-15 Jahre nach Ersttherapie auftreten. Legt man eine 20jährige Beobachtungsdauer zugrunde, so beträgt das Risiko nach den bisher vorliegenden Erfahrungen zwischen 1 und 5 Prozent.

Die Diskussion um Spätfolgen der Krebsbehandlung darf nicht vergessen lassen, dass erst der Erfolg der durchgeführten Behandlung diese Diskussion zulässt. Früher starben Kinder an den Folgen der Erkrankung, bevor sich Folgen der Behandlung entwickeln konnten. Dennoch muss die Forschung auf dem Gebiet der Kinderkrebsbehandlung in gleicher Weise zwei Ziele verfolgen: die Verbesserung der Überlebensaussichten ebenso wie die Verminderung der Behandlungsfolgen.

 


 

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