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Diagnosen - Prostatakarzinom - Einführung
 

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Prostatakarzinom

Das Prostatakarzinom hat, wenn sie frühzeitig erkannt wird, sehr gute Heilungs- und damit Überlebenschancen. Fachleute rechnen bei einer optimalen Behandlung sogar mit einer normalen Lebenserwartung für den Patienten.

Das beste Mittel im Kampf gegen diese Krebsart ist deshalb die Früherkennung - eine Chance, die jedem gesetzlich versicherten Mann ab dem 45. Lebensjahr im Rahmen der jährlichen Früherkennungsuntersuchung geboten wird; eine Chance, die jeder Mann nutzen sollte, die aber leider immer noch viel zu oft vergeben wird.

Dieser Ratgeber wendet sich demnach an alle Männer, denn er informiert im ersten Teil über Risiken, die zur Entstehung von Prostatakrebs führen können, und über Möglichkeiten der Früherkennung. Daran schließt sich der medizinische Teil an, in dem Diagnose und Therapieformen dargestellt und Hinweise zur Nachsorge gegeben werden. Dieser Ratgeber kann und darf den persönlichen Kontakt zum Arzt, Psychologen oder Sozialarbeiter nicht ersetzen. Unser Ziel ist es vielmehr, erste Informationen zu vermitteln, die den Einstieg in das notwendige Gespräch erleichtern.

Einführung

Um die Funktion der Prostata und die Signale, die sie uns gibt, richtig einordnen zu können, sollte man sich ihre Aufgabe innerhalb des menschlichen Körpers vergegenwärtigen.

Die Prostata ist eine Drüse von der Größe einer Walnuss bei einem zwanzigjährigen Mann wiegt sie etwa 20 g und gehört zu den männlichen Fortpflanzungsorganen. Sie liegt vor dem Mastdarm - eine Tatsache, die bei der Tastuntersuchung der Prostata ausgenutzt wird - und unterhalb der Blase, dem Speicherorgan für Urin. Die Prostata umschließt die männliche Harnröhre, die den Urin von der Harnblase durch die Prostata (prostatische Harnröhre), durch den Penis bis zur Eichel (Meatus) leitet.

Das gesamte Organ besteht nicht nur aus einer sich bäumchenartig verzweigenden Drüse, sondern wird auch von Bindegewebe und Muskulatur durchsetzt, die die Entleerung der Drüsenflüssigkeit ermöglicht. Diese Drüsenflüssigkeit dient als Transport- und Aktivierungsmittel für die Samenfäden. Die Samenflüssigkeit tritt über den Samenhügel in die prostatische Harnröhre ein. Beim Samenerguss (Ejakulation) gelangen gespeicherte Samenfäden mit Drüsenflüssigkeit der Prostata in die prostatische Harnröhre und werden vom Blasenhals in Richtung Penis und Meatus geschleudert. Die Kreuzung der Harn- und Samenwege in der Prostata erklärt, warum es bei Erkrankungen dieses Organs zu Störungen im Urintransport und beim Samenerguss kommt.

Die Prostata selbst setzt sich aus vier unterscheidbaren Teilen zusammen, die in unterschiedlichem Maße Ausgangsort von Prostataerkrankungen sind. Entsprechend dem Aufbau der Prostata aus vier Teilen können Prostatakarzinome in vier Zonen entstehen. Dabei machen Karzinome der äußeren (peripheren) Zone mit bis zu 66 % den größten Anteil aus - eine Tatsache, die für die Früherkennungsuntersuchung wichtig ist, da genau diese Zone dem tastenden Finger des Arztes besonders gut zugänglich ist. Die übrigen Karzinome entstehen - in der Reihenfolge der Häufigkeit - in der Übergangszone, der zentralen Zone und der vorderen Zone.

Entstehung

Am Europäischen Krebsforschungsinstitut in Mailand wurde errechnet, dass die Häufigkeit des Prostatakarzinoms bis zum Jahre 2010 um etwa 3 Prozent pro Jahr zunehmen wird. In Deutschland - leider kennt die Bundesrepublik keine nationale Krebsregistrierung, so dass man auf Schätzungen angewiesen ist - erkranken pro Jahr etwa 22.000 Männer neu an Prostatakrebs; nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verstarben im Jahre 1994 11.719 Männer an diesem Tumor. Damit rangiert diese Krebsart in der Bundesrepublik Deutschland an zweiter Stelle der krebsbedingten, organbezogene Todesursachen bei Männern. Schon wegen dieser Häufigkeit und weil Prostatakrebs, wenn er frühzeitig erkannt wird, vollständig heilbar ist, wurde vom Gesetzgeber für Männer ab dem 45. Lebensjahr die Möglichkeit der jährlichen Früherkennungsuntersuchung geschaffen.

Über die Ursachen des Prostatakrebses herrscht noch weitgehend Ungewissheit. Es gibt aber Hinweise in großer Zahl, dass das männliche Geschlechtshormon (Testosteron) beteiligt ist. Kommt es beispielsweise vor oder unmittelbar nach der Pubertät zum Hodenverlust und unterbleibt infolgedessen die Produktion von Testosteron, dann entwickelt sich die Prostata nicht so weit, dass aus ihr ein Krebs hervorgehen könnte. Allerdings ist die unter Medizinern weit verbreitete Auffassung, dass die Zufuhr von Testosteron - wie dies z.B. einige Bodybuilder tun sollen - die Entstehung von Prostatakrebs begünstigt, datenmäßig schlecht untermauert. Darüber hinaus haben wissenschaftliche Untersuchungen bisher keine typischen Risikogruppen nachweisen können, für die ein erhöhtes Risiko besteht, an einem Prostatakarzinom zu erkranken. Grundsätzlich gibt es jedoch die Risikofaktoren:

·         steigendes Alter;

·         eine familiäre Häufung;

·         Beschwerden bei der Blasenentleerung.       

Früherkennung

Die wichtigste Rolle im Kampf gegen den Prostatakrebs spielt nach wie vor die Früherkennung, die von allen Männern ab dem 45. Lebensjahr regelmäßig in Anspruch genommen werden sollte. Allerdings soll bei dieser Gelegenheit auf eines deutlich hingewiesen werden: Viele Menschen sind der Meinung, Früherkennungsuntersuchungen würden zuverlässig vor dem Ausbruch der Krankheit schützen, seien also „Vorsorge- oder Vorbeugeuntersuchungen". Dies trifft nicht zu. Richtig ist vielmehr: Bei der regelmäßigen Kontrolle besteht die Chance, dass ein entstehender Krebs so rechtzeitig erkannt wird, dass er geheilt werden kann, bevor er sich ausbreitet und lebensbedrohlich wird.

Die Chancen einer Heilung bei frühzeitiger Entdeckung eines Prostatakarzinoms sind sehr hoch – Fachleute rechnen bei optimaler Behandlung mit einer normalen Lebenserwartung. Bedauerlicherweise nutzen immer noch wenig, viel zu wenig Männer diese Chance. Dabei soll vor allem die Tastuntersuchung dem Arzt Aufschluss darüber geben, ob eine Krebserkrankung vorliegt oder nicht. Etwa die Hälfte bis zwei Drittel aller Karzinome entstehen nämlich in einem Bereich, der dem tastenden Finger zugänglich ist. Im Rahmen einer erweiterten Früherkennung können außerdem die sogenannten Tumormarker bestimmt werden. Es handelt sich hierbei um Stoffe, die vom Tumor selbst stammen und vom menschlichen Körper als fremderkannt werden (=Tumorantigene). Auch Prostatakarzinome produzieren oftmals einen Tumormarker, der dann im Blut nachgewiesen werden kann. Er wird bezeichnet als „prostataspezifisches Antigen" (PSA) und deutet ab einer bestimmten Konzentration (PSA-Spiegel) im Blut auf das Vorliegen einer Krebserkrankung der Prostata hin.

Tumormarker können aber auch bei Gesunden vorkommen; ihr Vorhandensein bedeutet also nicht zwangsläufig, dass eine Krebserkrankung der Prostata vorliegt. Zugegebenermaßen ist dieses selten der Fall, es ist jedoch keineswegs unwahrscheinlich. Denn wie der Name bereits besagt, handelt es sich um ein prostataspezifisches und nicht um ein prostatacarzinomspezifisches Antigen, und auch die gutartige Prostatavergrößerung beeinflusst - in Abhängigkeit vom Ausmaß der Vergrößerung - den PSA-Spiegel im Blut. Allerdings vermag der Prostatakrebs den PSA-Spiegel etwa um den Faktor 10 stärker anzuheben als die gutartige Vergrößerung, weshalb ein PSA-Wert von 10 und höher, der zum Beispiel im Rahmen einer Früherkennungsuntersuchung erhoben wurde, auch als Hinweis auf eine mögliche Krebserkrankung der Prostata gewertet und zu weiteren Untersuchungen führen wird.

Als weitere Untersuchungsmethode steht die Ultraschallkontrolle der Prostata zur Verfügung. Dabei wird eine Ultraschallsonde in den Enddarm eingeführt, weshalb dieses Verfahren transrektaler Ultraschall (TRUS) genannt wird. Zeigt sich bei dieser Untersuchung ein sogenanntes schwarzes Loch, kann es ein Hinweis auf eine Krebserkrankung sein, es kann aber auch eine harmlose Ursache haben, so dass eine weitere Abklärung des Befundes notwendig ist.

Besonderheiten

Zwei Eigentümlichkeiten des Prostatakrebses bereiten dem behandelnden Urologen Schwierigkeiten. Zum einen handelt es sich um die Karzinome, die in der Übergangszone entstehen, also in dem Bereich des Organs, der sich allmählich zur gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie) umwandelt. Karzinome dieser Übergangszone werden zufällig bei der Operation der gutartigen Vergrößerung vom Pathologen, der das entfernte Gewebe untersucht, entdeckt und dementsprechend auch als Zufallskarzinom (inzidentielles Karzinom) bezeichnet. Diese Zufallskarzinome sind in aller Regel vom Arzt nicht zu tasten, können aber zum Teil bei der transrektalen Ultraschalluntersuchung nachgewiesen werden.

Zum anderen gibt es das sogenannte stumme (latente) Prostatakarzinom, das dem Mann zu Lebzeiten keinerlei Beschwerden verursacht und auch nicht gesundheitsgefährdend ist. Durch systematische Untersuchungen der Vorsteherdrüsen verstorbener Männer stellte man fest, dass etwa dreißig Prozent der über 50jährigen ein solch stummes Prostatakarzinom in sich tragen; mit steigendem Alter nimmt die Häufigkeit exponentiell zu. Der Übergang dieses stummen in einen bedrohlichen Tumor wird bei etwa jedem 15. betroffenen Mann beobachtet.

Die gelegentlich geäußerte irrige Auffassung, dass der Übergang dieses latenten in ein bedrohliches Karzinom durch die Entnahme einer Gewebsprobe herbeigeführt würde, verkennt Ursache und Wirkung. Tatsächlich ist die Gewebsprobe in bezug auf das Wachstumsverhalten des Tumors unbedenklich.

Kritiker der Früherkennungsuntersuchungen, die auch als Screening (to screen = durchsieben) bezeichnet wird, behaupten, dass durch den Einsatz moderner Untersuchungsverfahren wie die Bestimmung des PSA-Wertes und die Ultraschalldurchmusterung der Prostata unnötig viele stumme Prostatakarzinome aufgedeckt würden. Die Folge sei zum einen, dass diese - eigentlich nicht behandlungsbedürftige - Erkrankung dann doch behandelt würde; zum anderen setze man die betroffenen Männer durch die Diagnose „Prostatakarzinom" einer unnötigen psychischen Belastung aus. Diese Befürchtungen sind jedoch unbegründet, da ein erfahrener Arzt aufgrund der Größe der Geschwulst, die er mit dem Ultraschall ermittelt und aufgrund der geweblichen Reife das bedrohliche vom stummen Prostatakarzinom unschwer unterscheiden kann.

Alarmsignale

In seinem Anfangsstadium verursacht das Prostatakarzinom keine Beschwerden, sondern erst dann, wenn die Geschwulst in dem Organ eine kritische Größe überschritten oder aber Absiedlungen (Metastasen) in Lymphknoten oder Knochen entwickelt hat. Gerade weil beim Prostatakarzinom typische Symptome fehlen, ist es für Männer ab dem 45. Lebensjahr so wichtig, an den gesetzlich angebotenen Früherkennungsuntersuchungen teilzunehmen.

Aufmerksamkeit ist immer geboten, wenn Beschwerden bei der Blasenentleerung auftreten. Nachdem die Prostata die Harnröhre umschließt, die Geschwulst aber zumeist in der äußeren Zone, die dem Mastdarm zugewandt ist, entsteht, kann das Wasserlassen auch bei fortgeschrittenen Krebsen unbeeinträchtigt sein. Bei neun von zehn Männern mit abgeschwächtem Harnstrahl, regelmäßig gehäufter Blasenentleerung, zwanghaftem Harndrang oder gehäufter Blasenentleerung in der Nacht (Nykturie) besteht eine gutartige Prostataerkrankung, die in der Übergangszone entsteht. Bei ungefähr jedem zehnten Mann mit derartigen Symptomen liegt allerdings ein Prostatakrebs vor. Sie sollten also dauerhafte Beschwerden beim Wasserlassen von einem Urologen abklären lassen.

Im fortgeschrittenen Stadium stellen sich bei einem Prostatakrebs folgende Symptome ein: Schmerzen in der Prostata; Beeinträchtigung der Blasen- oder Darmentleerung durch den Druck auf den Mastdarm infolge der krebsig umgewandelten großen Prostata; Blutbeimengung im Urin; „lschias"-Schmerzen, die durch Knochenmetastasen im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule hervorgerufen werden.

 


 

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