Krebsnetz - Ein Ratgeber für Patienten und Angehörige zum Thema "Krebs"
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Kommunikation

Teamarbeit

Diagnose "Krebs"

Erstvorstellung

 

 

 

Teamarbeit

Alle für Einen – Einer für Nichts

Wenn Sie an einer bösartigen Krankheit leiden, können Sie alle Hilfe brauchen, die Sie nur bekommen können. – Prinzipiell ist das vollkommen richtig. Aber hier gibt es leider Probleme, die Sie zumindest kennen sollten, damit Sie Ihnen nach Möglichkeit aus dem Weg gehen können.

An anderer Stelle (Kapitel Kommunikation) haben wir ausführlich darüber geschrieben, wie wichtig es ist, dass Sie einen Arzt finden, dem Sie vertrauen und mit dem Sie reden können. Doch ist das keineswegs eine Leistung, die nur von Ihrem Arzt ausgeht. Auch Sie müssen sehr aktiv an dieser Partnerschaft arbeiten, damit sie ihren Namen verdient. Denn genau das ist es, was Sie nach unserer Meinung brauchen: Einen kompetenten medizinischen Partner.

Mit vollem Recht können Sie von Ihrem Arzt folgende Dinge erwarten. Er muss

·      über ein wirklich umfassendes Wissen Ihrer Erkrankung verfügen.

·      immer nur die für Sie beste Therapie wollen. Das kann auch bedeuten, dass er Sie an einen Kollegen einer anderen Fachrichtung überweist.

·      sich immer genug Zeit für Sie nehmen und nicht ungeduldig werden.

·      es verstehen und keinerlei Probleme machen, wenn Sie sich noch an anderer Stelle informieren wollen, um eine weitere Meinung zu hören.

·      immer so aufrichtig zu Ihnen sein, wie Sie es wünschen.

·      Sie immer respektieren und seine Schweigepflicht ernst nehmen.

Aber auch Ihr Arzt kann von Ihnen Einiges erwarten. Also müssen Sie

·      immer aufrichtig und ehrlich sein und keine Angaben verschweigen.

·      sich ohne Einschränkung an Vereinbarungen halten.

·      klar sagen, wenn Sie in irgendeiner Weise unzufrieden sind.

Ganz ohne Zweifel haben Sie ein Recht darauf, dass Ihnen Ihr Arzt Ihre Erkrankung, Ihre Therapie und alle Dinge, die damit wie auch immer zusammen hängen, so erklärt, dass Sie alles verstehen. Dabei darf es keine „dummen Fragen“ geben. Aber Sie müssen auch daran denken, dass Sie nicht der einzige Patient sind, der dieses Recht hat. Wenn also während eines Gesprächs immer neue Fragen auftauchen, dann darf Ihr Arzt Ihnen auch einen neuen Termin vorschlagen. Denn so wie Sie erwarten können, dass Ihre Termine eingehalten werden, so gilt dies auch für die anderen Patienten.

Es ist wirklich sehr störend, wenn während eines Gesprächs immer wieder das Telefon geht und deshalb wird Ihr Arzt Störungen auf das absolut notwendige Mindestmaß beschränken. Für Sie bedeutet das aber auch, dass Ihr Arzt wichtige telefonische Rückfragen Ihrerseits häufig nicht sofort beantworten kann, und Sie mit einiger Geduld auf einen Rückruf warten müssen. Es ist nach unserer Meinung sowieso besser, Fragen im persönlichen Gespräch statt am Telefon zu klären.

So wie Sie von Ihrem Arzt erwarten können, dass er sich auf Ihre Termine vorbereitet und zum Beispiel alle Befunde kennt, so kann auch Ihr Arzt erwarten, dass Sie sich vorbereiten. Dazu gehört, dass Sie sich überlegen, was Sie wissen und fragen wollen. So empfehlen wir unseren Patienten immer, eine Liste mit Fragen anzulegen. Dazu gehört auch, dass Sie sich überlegen, welche anderen Ärzte Befunde und Aufnahmen von Ihnen haben, die Sie schon einmal besorgen können.

Ihr Arzt muss Ihnen sagen dürfen, wenn er auch etwas Zeit benötigt, um sich noch einmal zusätzlich zu informieren und um sich ein paar Gedanken zu machen. Das Gebiet der Tumorerkrankungen ist so umfangreich, dass auch dem besten Experten nicht alle vorstellbaren Situationen geläufig sein können. Außerdem sind sehr viele Entscheidungen (wie zum Beispiel für oder gegen eine bestimmte Chemotherapie) von so großer Tragweite und Bedeutung, dass sie wohl überdacht werden sollten. Das kann nur zu Ihrem Nutzen sein. Genauso wird Ihr Arzt es akzeptieren, wenn Sie um Bedenkzeit und damit um einen weiteren Termin bitten. Sie sollten gerade Einverständniserklärungen zu einer besprochenen Therapie immer mit nach Hause nehmen, noch einmal in Ruhe überdenken und dann noch einmal nach ein paar Tagen mit Ihrem Arzt besprechen. Den dadurch notwendigen zusätzlichen Termin sollten Sie ohne Zögern akzeptieren.

Es ist sehr vielen Patienten ein großes Anliegen, ihre schulmedizinische Therapie um Angebote der alternativen Medizin zu ergänzen. Ihr Arzt kann erwarten, dass Sie dies mit ihm besprechen. Einmal ganz davon abgesehen, dass alle Ihre Behandlungen auf einander abgestimmt werden müssen, empfinden wir es als einen Vertrauensbruch, wenn Sie eine Therapie verschweigen. Andererseits darf Ihr Arzt Ihre Vorstellungen zu einer alternativen Therapie nicht einfach abtun, sondern muss Sie wenigstens mit Ihnen offen und ehrlich besprechen. Allerdings darf er dabei seine Meinung äußern, die fachlich fundiert sein muss und nicht von Vorurteilen getragen sein darf.

Mit gutem Recht ist die ärztliche Schweigepflicht gesetzlich und noch mehr ethisch verankert, so dass in der Tat kaum Ausnahmen vorstellbar sind. Denn schließlich ist jeder Arzt zunächst einmal nur seinem Patienten gegenüber verantwortlich. Also müssen Sie als Patient jeder Information, die an einen Dritten weitergegeben wird, zustimmen. Dies gilt selbstverständlich auch für Ehepartner und Kinder, was nicht selten zu Unstimmigkeiten führt. Ein besonderes Problem entsteht in diesem Zusammenhang immer dann, wenn die Angehörigen meinen, dass der Patient nicht oder nicht vollständig über seine bösartige Erkrankung informiert werden soll. Das kann schon deshalb nicht funktionieren, weil Niemand in eine Therapie einwilligen kann, wenn er den Grund dafür nicht wirklich kennt. In einer solchen Situation liegt es in der Verantwortung des Arztes, die notwendige Aufklärung so einfühlsam vorzunehmen, dass der Patient nicht mehr als unbedingt notwendig belastet wird.

Das Verhältnis zwischen Ihnen und Ihrem Arzt muss von Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Taktgefühl auf beiden Seiten getragen sein. Leider beenden immer noch zu unserem großen Unverständnis viele Operateure ihre Therapie mit Sätzen wie „Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Wir haben alles weg geschnitten.“ Selbstverständlich sagt sich so etwas leichter als „Wir haben alle Tumorteile, die wir finden konnten, weg geschnitten. Aber dennoch kann jeder Tumor immer wieder kommen.“ Aber die zweite Aussage ist in sehr vielen Fällen ehrlicher und wiegt den Patienten nicht in falscher Sicherheit.

Ein ganz großes Problem sind Ihre Fragen nach Ihren Aussichten und damit nach Ihrer Prognose. Zwar gibt es mittlerweile zu fast alle Tumorerkrankungen recht zuverlässige statistische Auswertungen, doch wird dadurch eine ehrliche Antwort Ihres Arztes auf diese ach so wichtige Frage nicht unbedingt erleichtert. Was nützt Ihnen zum Beispiel eine Antwort wie „24% aller Patienten mit Ihrer Erkrankung bekommen Metastasen.“ Eine solche Antwort nützt Ihnen genau Nichts. Denn Sie wollen wissen, ob Sie Metastasen bekommen! Statistische Auswertungen können immer nur Aussagen zu einer mehr oder weniger theoretischen Gruppe und kaum etwas zu Ihnen als einzelnen Patienten machen. Weder Ihre persönliche Erkrankung noch Sie sind eine statistische Größe.

Zusammenfassend können wir Ihnen nur empfehlen, dass Sie als Patient und Sie als Angehörige mit Ihrem Arzt ein Team im besten Sinne des Wortes bilden, dessen einzelne Mitglieder ehrlich und aufrichtig miteinander umgehen. Nur so können Sie das Beste aus Ihrer Situation machen!

 


 

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