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Diagnosen - Bronchialkarzinom - nicht-kleinzellige Bronchialkarzinome
 

Einführung

nicht-kleinzellige Bronchialkarzinome

kleinzellige Bronchialkarzinome

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Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom

Symptome – Diagnostik – Operation?

Nicht-kleinzellige Bronchialkarzinome sind die häufigste bösartige Erkrankung bei Männern und die zweithäufigste bei Frauen. Eine wesentliche Ursache für das Entstehen eines nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms ist das Rauchen.

Vor der Diagnose bestehen bei den meisten Patienten die gleichen Beschwerden: Husten und Luftnot. Leider sind gerade das Beschwerden, die die späteren Patienten schon seit langer Zeit auch ohne bösartige Erkrankung meist aufgrund des Rauchens haben. Dadurch wird die richtige Diagnose viel zu häufig um 6 Monate und mehr verzögert, was wiederum die Therapie verzögert und dann natürlich auch schwieriger macht.

Wir erwähnen das hier auch deshalb, weil dieselben Symptome häufig wieder auftreten, wenn der Tumor nach einer Therapie wiederkehrt, wenn es also zu einem so genannten Rezidiv kommt.

Die eigentliche Diagnose eines Bronchialkarzinoms beginnt meist mit einer Röntgenaufnahme der Lunge. Wenn hierbei Unklarheiten bleiben oder sich sogar Verdachtsmomente auf einen Lungentumor ergeben, dann wird eine Computertomographie (CT) folgen. Der nächste Schritt besteht in einer Bronchoskopie, bei der das Innere der Bronchien betrachtet werden kann. Viel wichtiger ist dabei jedoch, dass bei einer Bronchoskopie mit einer kleinen Zange Proben aus dem Gewebe entnommen werden können, die dann wiederum unter einem Mikroskop untersucht werden.

Außerdem sind noch weitere Untersuchungen notwendig, die die Ausdehnung der bösartigen Erkrankung abklären. Hierzu finden Sie weitere Informationen in den Kapitel „Untersuchungen“ und „Untersuchungsmethoden“.

Wenn die Diagnose eines nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms nun feststeht, geht es um die Frage der besten Therapie:

Bei einem nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom muss an erster Stelle immer die Frage einer Operation geklärt werden. Hier spielen sehr viele Faktoren eine entscheidende Rolle:

·      Erlaubt die Größe des Bronchialkarzinoms eine Operation?

·      Ist das Bronchialkarzinom bereits in benachbarte Gewebe oder Organe eingewachsen?

·      Hat das Bronchialkarzinom bereits Metastasen in Lymphknoten verursacht und wo liegen diese?

·      Hat das Bronchialkarzinom bereits Metastasen in anderen Organen verursacht?

·      Erlaubt die Funktion von Lunge, Herz oder anderen Organen überhaupt eine Narkose?

·      Erlaubt die Funktion der Lunge die Entfernung des Bronchialkarzinoms und die immer auch notwendige Entfernung von Teilen der gesunden Lunge?

Bei der Beantwortung dieser und möglicherweise weiterer Fragen, die von der jeweiligen Situation des Patienten abhängen, sollte bedacht werden, dass nicht immer das die beste Lösung ist, was gerade noch machbar ist. Sollte mit anderen Worten zum Beispiel die Funktion der Lunge eine Operation zwar durchführbar machen lassen, der Patient aber nach der Operation sehr wahrscheinlich erhebliche Luftnot haben, wird die Entscheidung zur Operation sehr sorgfältig überdacht werden. Auf jeden Fall sollte sich der Patient in solchen oder vergleichbaren Fällen immer nach möglichen Alternativen erkundigen.

So wichtig ein möglichst rascher Beginn einer Therapie auch ist, viel wichtiger ist, dass die Entscheidung für die richtige Therapie und damit für die nach aller Voraussicht beste Therapie getroffen wird.

Selbstverständlich ist das eine sehr schwierige Frage, die Sie als Patient oder als Angehöriger allein kaum beantworten können. Aber Sie können Informationen sammeln. Sie können mit mehreren Ärzten verschiedener Fachrichtungen sprechen. Bis auf wenige Notfallsituationen haben Sie dazu die erforderliche Zeit.

Gerade viele nicht-kleinzellige Bronchialkarzinome entwickeln sich über eine recht lange Zeit. Natürlich sollte eine Therapie möglichst bald nach einer sicheren Diagnose beginnen, doch es sollte die bestmögliche Therapie für die jeweilige Situation sein. Deshalb ist es viel besser, sich die notwendige Zeit für eine ausreichende Diagnostik und die Wahl des besten therapeutischen Verfahrens zu nehmen als vorschnell eine weitreichende Entscheidung zu fällen.

Strahlentherapie - Chemotherapie

Atemnot und Husten sind typische Beschwerden eines langjährigen Rauchers. Atemnot und Husten sind aber auch die typischen Symptome des Bronchialkarzinoms. Deshalb ignorieren die allermeisten Patienten diese Symptome und verzögern so selbst eine frühe Diagnose.

Durch diesen recht einfachen Zusammenhang ist es erklärbar, dass deutlich mehr als die Hälfte aller Patienten mit einem nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom nicht mehr operiert werden können, weil der Tumor bereits zu groß geworden ist.

Wenn ein nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom aus welchen Gründen auch immer nicht mehr operiert werden kann, kommen Strahlentherapie und/oder Chemotherapie zum Einsatz. Dabei müssen allerdings eine ganze Reihe von Punkten berücksichtigt werden, die von Patient zu Patient gegeneinander abgewogen werden sollten.

Wenn immer möglich und sinnvoll sollte ein nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom operiert werden. Deshalb wurden Therapiekombinationen aus einer Folge von Chemotherapie und Strahlentherapie entwickelt, die weit fortgeschrittene nicht-kleinzellige Bronchialkarzinome so weit verkleinern, dass sie anschließend operiert werden können. Bei diesen so genannten neoadjuvanten Therapien handelt es sich allerdings um recht nebenwirkungsreiche Behandlungen:

Wenn die durchgeführten Untersuchungen zu dem Ergebnis führen, dass ein nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom zwar zunächst nicht operiert, aber nach einer Kombination von Bestrahlung und Chemotherapie möglicherweise doch entfernt werden kann, müssen (leider) weitere Untersuchungen durchgeführt werden, die klären, ob eine solche kombinierte Radio-Chemotherapie überhaupt möglich ist.

Nach dem heutigen Stand der medizinischen Kenntnisse gibt es keine festgelegte Reihenfolge von Bestrahlung und Chemotherapie und hier keine verbindliche Vorschrift hinsichtlich der zu verwendenden Medikamente. Deshalb soll hier die Therapiekombination beschrieben werden, die nach unserer Einschätzung am besten geeignet ist und wohl auch am häufigsten Anwendung findet. Die grundlegenden Untersuchungen, die zu dieser Behandlungsmethode führten, wurden am Westdeutschen Tumorzentrum in Essen durchgeführt, so dass häufig auch die Bezeichnung „Essener-Protokoll“ zu finden ist.

Der erste Therapieschritt des „Essener-Protokolls“ besteht aus einer Chemotherapie, bei der zwei Medikamente als Infusionen verabreicht werden. Es handelt sich hierbei um die Substanzen Cisplatin und Etoposid, die in einer festgelegten Reihenfolge während einer Dauer von sieben Tagen infundiert werden. Zuvor muss die notwendige Dosis in Abhängigkeit von Ihrer Körpergröße und Ihrem Körpergewicht berechnet werden.

Besonders die Substanz Cisplatin ist dabei recht problematisch. Sie kann nämlich als Nebenwirkung Nierenschäden verursachen, so dass vor Therapiebeginn die Nierenfunktion bestimmt werden muss. Außerdem müssen aus diesem Grund während der Behandlung zusätzliche Infusionen gegeben werden, die die Nieren in ausreichender Menge spülen.

Gegen eine andere Nebenwirkung von Cisplatin, die zum Glück selten ist, kann man leider weniger tun. Durch Cisplatin verursachte Schäden am Innenohr, die zu einer mehr oder weniger ausgeprägten Schwerhörigkeit führen, bessern sich leider nur selten.

Weiterhin führt Cisplatin unbehandelt zu sehr intensivem Erbrechen, das jedoch durch geeignete Medikamente sehr wirkungsvoll verhindern lässt. Nach unserer Einschätzung zeigt sich hier die eigentliche Kunst Ihres Arztes. Denn in welcher Reihenfolge und welcher Dosis die Medikamente des „Essener-Protokolls“ verabreicht werden müssen, kann in vielen Fachbüchern nachgelesen werden. Doch für welchen Patienten welche Medikamente nötig sind, damit Übelkeit und Erbrechen wirkungsvoll verhindert werden können, erfordert einige Erfahrung. Unsere Anmerkungen und Hinweise zu diesem überaus wichtigen Thema finden Sie in dem Kapitel „Begleitbehandlung zur Chemotherapie“.

Nachdem die Chemotherapie mit Cisplatin und Etoposid dreimal im Abstand von jeweils zwei Wochen verabreicht wurde, was insgesamt 15 Therapietagen entspricht, wird Ihr behandelnder Arzt durch eine Röntgenuntersuchung der Lunge kontrollieren, um wie viel das Bronchialkarzinom verkleinert werden konnte. Darüber hinaus können weitere Untersuchungen wie zum Beispiel eine erneute Computertomographie (CT) erforderlich werden, wenn es die Situation erfordert.

Jetzt folgt der eigentliche Teil der kombinierten Radio-Chemotherapie, für den die Bestrahlung berechnet werden muss, was zunächst wiederum Untersuchungen bedeutet. Denn natürlich ist es sehr wichtig, dass die Bestrahlung sehr exakt auf den Tumor zugeschnitten ist.

Der erste Schritt auf dem Weg zu einer guten Bestrahlung ist eine so genannte Simulation. Hier wird mit Hilfe einer speziellen Röntgenuntersuchung das Gebiet des zu bestrahlenden Tumors lokalisiert und auf der Haut markiert. Die so festgelegte Region wird mit einer Computertomographie untersucht, wobei das ganze Gebiet in Form einzelner Scheiben Stück für Stück dargestellt wird.

In jede einzelner dieser computertomographischen Scheiben zeichnet Ihr Strahlentherapeut den zu bestrahlenden Tumor und die dazugehörigen Lymphknoten mit Hilfe eines speziellen Computers ein. Dieser Computer berechnet dann einen dreidimensionalen Bestrahlungsplan, der eine optimale Bestrahlungsdosis bei wirksamer Schonung der gesunden Organe ermöglicht. – Beispiele für einen solchen Bestrahlungsplan bei einem nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom finden Sie unter dem Kapitel „Bestrahlungspläne“.

Die Bestrahlung im Rahmen des „Essener Protokolls“ erfolgt zweimal täglich für insgesamt 15 Bestrahlungstage. Eine solche Bestrahlung wird als hyperfraktioniert bezeichnet und hat eine größere Wirksamkeit (und größere Nebenwirkungen) als eine einmalige Bestrahlung pro Tag. Dies wird noch weiter dadurch intensiviert, dass die oben beschriebene Chemotherapie mit Cisplatin und Etoposid mit reduzierter Dosis noch einmal zusammen mit der Bestrahlung verabreicht wird.

Diese kombinierte Radio-Chemotherapie nach dem „Essener Protokoll“ ist sehr wirksam und leider auch sehr nebenwirkungsreich. Dabei sind es weniger spezielle Nebenwirkungen als vielmehr allgemeine Probleme mit Schwäche und Gewichtsverlust, die den Patienten zu schaffen machen. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass eine solche kombinierte Radio-Chemotherapie das nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom so weit verkleinern soll, dass es operiert werden kann. Wenn das nicht gelingt, weil der Tumor sich nicht weit genug zurück gebildet hat oder weil der Patient durch die kombinierte Radio-Chemotherapie zu sehr geschwächt wurde, hat man wahrscheinlich mehr verloren als gewonnen.

Allerdings ist es außerordentlich schwer, solche Fragen vor Beginn Ihrer Therapie zu beantworten. Mit Sicherheit findet man diese Antworten nicht oder nur unvollkommen in den Lehrbüchern. Hier ist vielmehr und schon wieder die Erfahrung Ihres Arztes erforderlich.

Wenn es Ihrem Arzt wahrscheinlich erscheint, dass Sie eine so intensive Therapie wie zum Beispiel beim „Essener Protokoll“ nicht vertragen oder wenn Ihr Tumor eine solche Therapie nicht notwendig macht, wird er Ihnen wahrscheinlich eine andere Art der kombinierten Radio-Chemotherapie empfehlen, bei der die Chemotherapie nur während der Bestrahlung gegeben wird:

Zunächst wird dafür die Bestrahlung genau so vorbereitet, wie wir es oben für das „Essener Protokoll“ beschrieben haben. Die Dosis wird aber so berechnet, dass nur eine Bestrahlung pro Tag erfolgt. Zwar werden dadurch je nach Situation bis zu 39 Bestrahlungstage erforderlich, doch ist diese Art der Strahlentherapie auch deutlich nebenwirkungsärmer.

Die Chemotherapie, die während dieser Art der Strahlentherapie verabreicht wird, soll hauptsächlich die bösartigen Zellen für die Bestrahlung empfindlicher machen und weniger eine eigene Verkleinerung des Tumors erreichen. Dadurch kann man die notwendige Chemotherapiedosis relativ gering wählen, was eine weitere Verringerung der Nebenwirkungen zur Folge hat.

Diese Sensibilisierung des Tumors kann hauptsächlich durch Cisplatin, das wir bereits oben erwähnt haben, oder durch so genannte Taxane (Taxol®, Taxotere®) erreicht werden und wird meistens einmal pro Woche während der Bestrahlung vorgenommen.

Wenn Ihrem Arzt diese Form der kombinierten Radio-Chemotherapie auch noch zu nebenwirkungsreich oder nicht erforderlich erscheint, kann er Ihnen eine alleinige Bestrahlung ohne jede Form der Chemotherapie empfehlen.

Doch dadurch lassen sich nur sehr kleine nicht-kleinzellige Bronchialkarzinome vollständig zerstören. Ein anderes Ziel kann es aber auch sein, ein Karzinom nur am weiteren Wachstum zu hindern.

 


 

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