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Chemotherapie

Übelkeit und Erbrechen – Geschichten aus vergangenen Zeiten

Als wir vor mehr als 20 Jahren das erste Mal Patienten sahen, die eine Chemotherapie bekamen, war das wirklich sehr schlimm. Etwas Anderes zu sagen, wäre die blanke Untertreibung: Die zur damaligen Zeit zur Verfügung stehenden Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen brachten allenfalls eine geringe Erleichterung. Deshalb war es ganz normal, dass die Patienten wirklich sehr heftig und sehr lange erbrachen. Nach einigen Chemotherapien begannen die Patienten schon zu erbrechen, bevor sie das erste Medikament erhalten hatten. Noch etwas später reichte es dann, wenn die Patienten nur an ihre Chemotherapie dachten. Und nur allzu oft berichteten diese Patienten von Übelkeit und Erbrechen, wenn sie zu Hause nur an irgendeinen von uns dachten. – Seit dieser Zeit haben sich viele Dinge zum Guten verändert. Wir würden sogar sagen, dass es heute keine Übelkeit und/oder Erbrechen mehr im Zusammenhang mit der Chemotherapie gibt. Aber dennoch sind die alten Zeiten in die Köpfe der Menschen bis heute eingebrannt. Leider.

Nach und nach standen immer bessere Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen bei Chemotherapie zur Verfügung und heute sind diese beiden Punkte wirklich kein Thema mehr. Das ist hauptsächlich einer Gruppe von Medikamenten zu verdanken, die auf den Namen 5-HT3-Rezeptor-Antagonisten hören. Die wichtigsten Vertreter dieser Gruppe sind mit ihren Handelsnamen alphabetisch geordnet: Anemet®, Kevatril®, Navoban® und Zofran®. Wenn man den einzelnen Hersteller dieser Medikamente befragt, ist natürlich sein Produkt aus dieser Gruppe irgendwie besser als die anderen. Nach unserer Erfahrung ist es aber so, dass alle nahezu gleichwertig sind. Viel wichtiger ist, dass zumindest zunächst zu jeder Chemotherapie eines dieser Medikamente gegeben wird bzw. genommen werden kann.

Es ist von entscheidender Bedeutung, dass bereits bei der ersten Chemotherapie Übelkeit und Erbrechen zuverlässig verhindert werden, was hauptsächlich mit Hilfe der 5-HT3-Rezeptor-Antagonisten geschehen muss. Es ist vollkommen falsch, zunächst weniger wirksame Mittel gegen Übelkeit zu verwenden, um dann bei einsetzenden Symptomen auf eine bessere Therapie zu steigern. Denn dann kann es passieren, dass sich im Kopf des Patienten die Begriffe ‚Chemotherapie’ und ‚Übelkeit’ als ein Paar verankern, das kaum noch zu trennen ist. Wenn Ihnen also Ihr Arzt eine Chemotherapie geben aber auf die Medikamente der obigen Gruppe verzichten will, muss er schon eine sehr gute Erklärung haben (, die wir uns allerdings nicht recht vorstellen können). Wenn es dann allerdings im Laufe einer Chemotherapie zu keinerlei Übelkeit kommt, kann man zumindest überlegen, ob man nicht die 5-HT3-Rezeptor-Antagonisten reduziert. Denn natürlich haben sie auch erhebliche Nebenwirkungen, von denen eine sehr hartnäckige Verstopfung die schlimmste ist. Zum einen muss Ihr Arzt Sie darauf aufmerksam machen und zum anderen sollten Sie schon vorbeugend etwas dagegen tun und zunächst einmal Hausmittel wie getrocknete Pflaumen oder Sauerkrautsaft einsetzen.

Wir bleiben dabei und betonen noch einmal: Durch Verwendung der 5-HT3-Rezeptor-Antagonisten und einiger anderer Medikamente wie zum Beispiel Kortison ist es möglich, jede Chemotherapie zu verabreichen, ohne dass es zu Übelkeit oder Erbrechen kommt. Wir behandeln wirklich viele Patienten mit Chemotherapie und haben in jedem Jahr maximal zwei bis drei Patienten, die sich aufgrund ihrer chemotherapeutischen Medikamente übergeben müssen. Dennoch gibt es auch bei uns zu viele Patienten, die mit Übelkeit und Erbrechen kämpfen. Ein Widerspruch? Keineswegs.

Wenn es bei einem Patienten mit oder ohne Chemotherapie zu Übelkeit und Erbrechen kommt, muss man sich immer nach dem Grund fragen. Und wenn man als chemotherapeutisch tätiger Arzt alles richtig gemacht hat, dann ist es ganz selten die Therapie, die zu Problemen mit Übelkeit und Erbrechen führt, sondern es ist eines von zahlreichen anderen möglichen Problemen im Zusammenhang mit einer Tumorerkrankung:

Alle Tumorpatienten stehen unter erheblichem Stress, denn es ist nur allzu verständlich, dass sie sich große Sorgen machen. Im Zusammenhang mit den notwendigen Medikamenten der Therapie führt das sehr häufig zu Entzündungen der Magenschleimhaut. Also sollten eigentlich alle Tumorpatienten hierfür eine prophylaktische Medikation bekommen.

Dann sind es sehr häufig auch direkte oder indirekte Auswirkungen der Erkrankung selber, die zu Übelkeit und Erbrechen führen. Etwas vereinfacht können Sie sich das so vorstellen, dass der Stoffwechsel des Tumors Produkte bildet, die zu Übelkeit führen. Das ist dann ein klassisches Argument für und keineswegs gegen eine Chemotherapie.

Wir empfinden es wirklich als ungerecht, dass unsere Patienten, die an einem bösartigen Tumor erkrankt sind, auch noch alle anderen Krankheiten bekommen können. Natürlich hat das nichts mit Gerechtigkeit im eigentlich Sinn zu tun, aber eine Tumorerkrankung ist doch schon mehr als genug. Wenn es dann aber doch zu einer weiteren Erkrankung kommt, erleben wir leider immer wieder, dass von den Hausärzten der Chemotherapie die Schuld für diese Erkrankung gegeben wird. Das ist so in den meisten Fällen nicht nur Unsinn sondern auch noch schädlich. So erleben die Patienten Ihre Chemotherapie als Ursache für Krankheit und nicht als Chance auf Gesundheit.

Wenn Sie eine Chemotherapie oder auch eine Bestrahlung bekommen sollen, dann müssen Sie unbedingt verstehen lernen, dass diese Therapie Ihre Chance auf Heilung und nicht etwa Ihr Gegner ist. Vielmehr ist die Tumorerkrankung Ihr Feind. – Denken Sie in Ruhe darüber nach!

 


 

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