Krebsnetz - Ein Ratgeber für Patienten und Angehörige zum Thema "Krebs"
Behandlung Demonstration Berichte Information

Behandlung - Therapie - Gradwanderung
 

Tatsachen

Medikamente

Erbrechen

Haarausfall

Blutwerte

Geld

Gradwanderung

 

 

 

Chemotherapie

Erlaubt, was nicht verboten ist? – Erlaubt, was hilft?

Jedes Medikament (und das gilt nicht nur für die Medikamente in der Tumortherapie) ist für die Behandlung einer Krankheit oder mehrer ganz bestimmter Krankheiten zugelassen. Anders herum heißt das aber auch, dass ein bestimmtes Medikament nur bei der ‚zugelassenen’ Krankheit eingesetzt werden darf. Anders herum heißt das aber weiterhin, dass ein Medikament, wenn es für eine bestimmte Krankheit nicht ‚zugelassen’ ist, auch dann nicht eingesetzt werden darf, wenn es trotzdem sehr wirksam sein sollte. Zumindest theoretisch.

Wenn ein neues Medikament erforscht wird, kann es noch lange nicht beim Menschen eingesetzt werden. Denn es gibt sehr viele und sehr sinnvolle Vorschriften, die alle im Interesse der Patienten beachtet werden müssen, bevor ein Medikament verkauft werden darf. So müssen zuerst zahlreiche Laboruntersuchungen und dann Schritt für Schritt umfangreiche Untersuchungen an Patienten erfolgen, die speziell damit einverstanden sein müssen (und speziell versichert sind). Da sowohl die Entwicklung eines Medikaments und dann erst recht seine bürokratische Zulassung für die Behandlung einer bestimmten Krankheit unglaublich teuer ist, müssen sich die Pharmafirmen häufig auf die Zulassung für eine Krankheit beschränken.

Wir geben gerne zu, dass das eine recht eingeschränkte Sichtweise ist. Denn wie üblich ist es in Wirklichkeit sehr viel komplizierter und komplexer. Aber wir wollen auf ein ganz spezielles Problem in der Behandlung von Tumorerkrankungen mit Chemotherapie aufmerksam machen, das in der letzten Zeit zunehmend an Bedeutung gewinnt: Nach den offiziellen (also gesetzlichen) Spielregeln dürfen einzelne Medikamente in der Tumortherapie nur bei den Karzinomerkrankungen eingesetzt werden, für die sie zugelassen sind. Das hat zur Konsequenz, dass die Krankenkassen auch nur diese Therapie bezahlen. Jetzt wissen aber Alle, die sich mit der Tumortherapie intensiv beschäftigen, dass einzelne Tumormedikamente sehr wohl auch bei anderen Tumordiagnosen wirken, als es in der offiziellen Zulassung heißt. Wenn jetzt aber gerade ein Medikament, dass eigentlich nicht für Ihre Erkrankung zugelassen ist, besonders erfolgreich bei Ihnen sein könnte, dürfen Sie es eigentlich nicht erhalten. Zum einen verbieten es die Gesetze, die eigentlich zu Ihrem Schutz da sein sollten, und zum anderen wird die Krankenkasse (möglicherweise) nicht die Kosten übernehmen.

Auf jeden Fall muss Ihr Arzt für Sie oder noch besser müssen Ihr Arzt und Sie einen Antrag auf Kostenübernahme bei Ihrer Krankenkasse stellen. Dabei müssen Sie sich auf eine ganze Menge Ärger gefasst machen. Denn in Zeiten knapper Kassen wird es immer schwieriger werden, von den Krankenkassen Geld für Dinge zu bekommen, die Ihnen zumindest nach den Buchstaben des Gesetzes nicht zustehen. Also sollten Sie versuchen, mit den zuständigen Mitarbeitern der Krankenkasse zu reden. Häufig hilft das. Wenn es aber nicht hilft, dann ist die Zeit für Drohungen gekommen. Drohen Sie mit einem Rechtsanwalt, mit einer Klage und mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde oder mit der Öffentlichkeit. Und betonen Sie immer wieder, dass Sie Krebs haben. Früher hat das unfehlbar geholfen, heute schadet es zumindest nicht. (Aber leider haben wir es auch schon erlebt, dass ein leitender Angestellter einer Krankenkasse, einer Patientin ganz einfach ins Gesicht gesagt hat, dass es ihm vollkommen gleichgültig sei, wie lange sie noch lebe. Wenn so etwas vor Zeugen geschieht, gibt es keinen anderen Weg als eine offizielle Beschwerde. So etwas ist einfach unglaublich.)

Wenn Sie mit einem Medikament außerhalb der offiziellen Zulassung behandelt werden, wird Ihr Arzt Sie um eine besondere schriftliche Erklärung bitten. Denn in solchen Situationen hat Ihr Arzt eine ganz besondere Verantwortung und er muss wenigsten sicher sein, dass Sie verstanden und dann auch akzeptiert haben, in welcher Situation Sie behandelt werden.

In der Tumortherapie werden nicht selten Patienten mit neuen Medikamenten behandelt, wenn man über diese Medikamente neue Erkenntnisse gewinnen will. Es handelt sich dann um so genannte Studien, die entweder von Ärzten oder von Pharmafirmen ins Leben gerufen werden. Wenn Patienten nach Meinung ihres Arztes an einer solchen Studie teilnehmen sollen, dann müssen sie darüber sehr ausführlich informiert und anschließend auch speziell versichert werden. Dennoch haben sehr viele Patienten ganz erhebliche Vorbehalte gegen die Teilnahme an solchen Studien, weil sie Angst haben, das Opfer ärztlicher Experimente zu werden.

Seit einiger Zeit gibt es aber interessante Untersuchungen zu diesem Thema: Alle diese Untersuchungen sagen unabhängig vom Gegenstand der Studie, dass es den Studien-Patienten besser geht als vergleichbaren Patienten, die nicht in einer Studie behandelt werden. Sehr wahrscheinlich ist das deshalb so, weil die Studien-Patienten hinsichtlich ihrer Erkrankung sehr sorgfältig überwacht und kontrolliert werden müssen, so dass Probleme sehr früh erkannt werden.

Geld und Onkologie. Häufig ein trauriges Kapitel. Fast immer ein schwieriges Kapitel. Es fließt viel Geld durch viele Hände. Hände unter denen sich die Ihres Arztes ganz sicher nicht befinden.

Wenn es um viel Geld geht, geschehen (manchmal?) Dinge, die so nicht laufen sollten. Es wird Ihnen kaum möglich sein, diese Dinge zu durchschauen. Und Sie haben als Patient mit einer Tumorerkrankung auch ganz andere Sorgen. Für Sie ist auch an dieser Stelle wieder wichtig, dass Sie einen Arzt gefunden haben, dem Sie vertrauen können. Wenn dieses Vertrauen gesichert ist, brauchen Sie auch keine Angst zu haben, über den Tisch gezogen oder das Opfer von irgendwelchen Experimenten zu werden.

 


 

StartseiteSeitenanfang

DiagnosenBehandlungDemonstrationBerichteInformation