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Therapie

Die Institution Krankenhaus ist ein solch riesiger und für den Laien nicht zu durchschauender Apparat, so dass Gefühle des Ausgeliefertseins und der Angst - was passiert denn hier und ist es zu meinem Besten - nur zu verständlich sind. So wird den Ärzten häufig mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Misstrauen begegnet. Trotz der schwierigen Lage, in der der Patient sich befindet, sollte er versuchen, den Ärzten aufgeschlossen zu begegnen. Die Aufgabe des Arztes ist es, Krankheiten zu erkennen, zu heilen, Schmerzen zu lindern und das Leben zu schützen. Durch die zunehmende Spezialisierung wachsen die Chancen, dem Patienten zu helfen.

Eine wichtige Grundlage für die Wiederherstellung der Gesundheit ist das Vertrauen des Patienten zu seinem Arzt. Dazu gehört, den Arzt rückhaltlos über alles Bedeutsame zu informieren, denn nur so kann sich ein von gegenseitigem Vertrauen geprägtes Verhältnis entwickeln. Dabei sollte man sich aber nicht scheuen, Fragen zu äußern oder auch Unklarheiten anzusprechen.

Wurde bei Ihnen die Diagnose Lymphknotenkrebs gestellt, so sollten Sie mit Ihrem Arzt ausführlich über den Befund und die Prognose Ihrer Erkrankung sprechen. Lassen Sie sich die vorgesehenen Behandlungsschritte genau erklären. Wenn Sie etwas nicht verstanden haben, fragen Sie ruhig nach. In jedem Einzelfall müssen alle an der Behandlung beteiligten Ärzte gemeinsam mit dem Patienten die für ihn am besten geeignete Behandlungsstrategie festsetzen.

Der informierte und aufgeklärte Patient, der versteht, was mit ihm geschieht, kann aktiv an seiner Genesung mitarbeiten.

Allerdings können Ärzte keine allumfassende Betreuung leisten. Deshalb empfiehlt es sich für jeden, sich – auch bei stationärem Aufenthalt - noch anderweitig zu informieren und Unterstützung von Familie, Freunden oder sozialen Einrichtungen zu erbitten.

Chemotherapie

Die Chemotherapie ist wie die Strahlentherapie deshalb erfolgreich, weil die verabreichten Medikamente (Zytostatika) Krebszellen eher angreifen als normales Gewebe. Es handelt sich um Zellgifte, die vor allem auf sich teilende Zellen wirken. Da Tumorzellen sich praktisch ständig vermehren, werden vor allem diese geschädigt.

In der Primärtherapie des Morbus Hodgkin kommen mehrere Zytostatika kombiniert in sogenannten Schemata zum Einsatz, und der Umgang mit diesen Medikamenten bedarf einer sehr großen Erfahrung. Die Therapie wird nach einem Zeitplan in mehreren Behandlungszeiträumen (Zyklen) durchgeführt und dauert meistens drei bis vier Wochen. Häufig kann die Chemotherapie ambulant durchgeführt werden.

Nebenwirkungen der Chemotherapie

Unangenehm bei der Chemotherapie sind die Nebenwirkungen. Sie sind unterschiedlich ausgeprägt und werden auch von den Patienten verschieden stark empfunden. Die Nebenwirkungen rühren daher, dass die Behandlung auch normales Gewebe, das sich relativ oft erneuert, in Mitleidenschaft zieht. Besonders betroffen sind das Knochenmark, in dem die Blutzellen entstehen, und die Schleimhäute.

Typische Begleiterscheinungen einer Chemotherapie sind vor allem Schwäche, Übelkeit und Erbrechen. Ein Haarausfall bis zum völlige Haarverlust kann eintreten, weil sich auch die Zellen an den Haarwurzeln sehr oft teilen. Die Haare wachsen nach der Behandlung innerhalb von drei bis sechs Monaten wieder nach. Auch alle anderen akuten Nebenwirkungen verschwinden wieder, wenn keine Zytostatika mehr verabreicht werden. In den letzten Jahren hat man die Behandlung mit diesen Zellgiften immer weiter verbessert. Durch geeignete Kombination und Staffelung der Medikamente fallen die Nebenwirkungen heute oft erheblich geringer aus.

Strahlentherapie

Um das Rückfallrisiko zu verringern, wird in den meisten Fällen eine Kombination aus Chemo- und Strahlentherapie durchgeführt.

Die Bekämpfung eines Tumors mit Strahlen (= Radiotherapie oder Radiatio) hat im Wesentlichen die Verkleinerung bzw. Vernichtung der Geschwulst zum Ziel. Bestimmte Strahlen verursachen Schäden im Erbgut der Zellen. Krebszellen haben ein weniger gut funktionierendes Reparatursystem als normale Zellen. Deshalb können Schäden, die durch die Bestrahlung in diesen Zellen angerichtet werden, schlechter behoben werden: Der Krebs stirbt ab.

Die alleinige Strahlentherapie ist für Patienten in den Frühstadien l oder lla vorgesehen. Die Heilungschance dieser Patienten liegt bei über 90%. Die Strahlentherapie für Hodgkin-Lymphome wurde im Wesentlichen von Henry Kaplan entwickelt, der eine klare Dosis/Wirkungsbeziehung zwischen verabreichter Strahlendosis und Rückfallrisiko nachwies. Die empfohlene Gesamtstrahlendosis beträgt je nach Gewebe 35 - 44 Gray, die an fünf Tagen pro Woche über einen Zeitraum von vier bis sechs Wochen ambulant auf das zu bestrahlende Feld verabreicht wird.

Am Anfang jeder Strahlentherapie steht die Bestrahlungsplanung, bei der das Bestrahlungsfeld genau festgelegt (lokalisiert) und die Strahlen sorgfältig berechnet und dosiert werden. Dieses Bestrahlungsfeld muss ausreichend groß sein, da bei zu kleinen Bereichen die Gefahr eines Rezidivs ungleich größer ist. Nach der Lokalisation der Bestrahlungsfelder werden auf der Haut markiert, damit jeweils derselbe Bereich bestrahlt wird.

Nebenwirkungen der Strahlentherapie

Auch wenn die Therapie sorgfältig berechnet und geplant ist, müssen Sie sich darüber im Klaren sein, dass die hochwirksamen Strahlen zu unerwünschten Begleiterscheinungen führen können. Wie bei der Chemotherapie erleben die Patienten deren Ausmaß aber sehr unterschiedlich.

Mit folgenden Nebenwirkungen müssen Sie rechnen:

·          Hautschäden;

·          Mundtrockenheit;

·          Veränderung oder Verlust der Geschmacksempfindungen;

·          Schleimhautentzündung;

·          Appetitlosigkeit;

·          Müdigkeit;

·          Übelkeit und Brechreiz;

·          Haarausfall (im Bereich der bestrahlten Regionen).

Die Haut reagiert in manchen Fällen auf Bestrahlungen mit sonnenbrandähnlichen Symptomen. Die bestrahlte Haut ist gegenüber mechanischen Reizen empfindlich und sollte vorsichtig behandelt werden. Benutzen Sie deshalb keine hautreizenden Seifen, vermeiden Sie Kratzen, Bürsten, Frottieren, die Anwendung von Alkohol oder anderen alkoholhaltigen Flüssigkeiten (z. B. Eau de Cologne, Deospray), hautreizende Pflaster, Einreibemittel, warme, heiße, aber auch eiskalte Umschläge oder Packungen, Infrarot- und UV-Bestrahlung sowie beengende und scheuernde Kleidungsstücke (vor allem aus Kunstfasern). Behandeln Sie Ihre Haut täglich mit einem schmerzlindernden, hautschonenden, entzündungshemmenden Puder (am besten Babypuder). Abends vor dem Zubettgehen empfiehlt sich die Verwendung eines nicht reizenden Hautöls, auch hier ist Babyöl sehr gut geeignet.

Auch diese Behandlung bringt leider im bestrahlten Bereich absoluten Haarausfall mit sich; liegt z. B. der Hals in diesem Bereich, kommt es aufgrund der Bestrahlungslage des Kopfes zum halbmondförmigen Haarausfall am Hinterkopf.

Diese akuten Reaktionen auf die Bestrahlungen gehen im Allgemeinen einige Wochen bis Monate nach Abschluss der Therapie zurück.

Sonstige Nebenwirkungen

Neben den zuvor bereits erwähnten unerwünschten Begleiterscheinungen bewirken Strahlen- und/oder Chemotherapie unterschiedlich starke Störungen hinsichtlich des Ernährungszustandes und der gewohnten Empfindungen beim Essen. Sie sind aber meistens von vorübergehender Natur. Es kann zu Gewichtsverlust, aber auch zu Gewichtszunahme und zu Geschmacksstörungen kommen. Viele im Verlauf ihrer Krankheit stark abgemagerte Krebskranke meinen, sie müssten so schnell wie möglich zunehmen, um wieder zu Kräften zu kommen. Das Gewicht reguliert sich aber in der Regel allmählich von selbst. Da der Stoffwechsel durch die Therapien stark belastet ist, darf dies nicht durch fettreiches und übermäßiges Essen forciert werden.

Während und nach der Therapie kann das Geschmacksempfinden stark beeinträchtigt sein. Die gewohnte Speise schmeckt anders als zuvor: Süßes noch süßer. Saures und Bitteres saurer und bitterer, oder alles schmeckt schal. Wenn noch dazu durch die Behandlung die Speichelbildung gestört ist, kann man den Eindruck bekommen, auf Pappe herumzukauen. Diesem Übel ist mit viel Trinken etwas abzuhelfen (Pfefferminztee fördert den Speichelfluss). Außerdem ist es wegen des ohnehin stark belasteten Stoffwechsels empfehlenswert, die Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr auf sechs bis acht Portionen pro Tag zu verteilen. Die Nahrung sollte leicht verdaulich und auch auf individuelle Unverträglichkeiten abgestimmt sein.

Darüber hinaus ist zu bedenken, dass Arzneimittel eine Reihe von Wechselwirkungen mit Nahrungsbestandteilen haben. So erfordern beispielsweise chemische Verhütungsmittel, Antibiotika und Zytostatika grundsätzlich einen Mehrbedarf verschiedener Vitamine, besonders der Vitamine C, D und E.

Das Wichtigste ist, dass die Patienten sich bewusst ernähren und dafür sorgen, dass das Essen ihnen Freude macht. Im Übrigen gibt es in jedem Krankenhaus einen Ernährungsberater, der in Anspruch genommen werden kann.

Operation

Da der Morbus Hodgkin eine Systemerkrankung ist und das lymphatische System den ganzen Körper durchläuft, bietet eine Operation keine geeignete Behandlungsmöglichkeit. Die zuvor erwähnte Lymphknotenentnahme dient ausschließlich diagnostischen Zwecken.

Wiedererkrankung (Rezidiv)

Das Wort Rezidiv kommt aus dem lateinischen und bedeutet Rückfall im Sinne einer Krankheit = Wiedererkrankung. Der Erfolg einer Rezidivbehandlung ist hauptsächlich abhängig von drei Faktoren:

·         Art der Primärtherapie

Am besten ist die Prognose für die Patienten, die vorher nur eine Strahlenbehandlung bekommen haben. Sie können meistens durch eine Standardchemotherapie in eine langanhaltende komplette Remission gebracht werden.

Bei Patienten, die bereits zum Zeitpunkt ihrer Ersterkrankung chemotherapeutisch behandelt wurden, muss davon ausgegangen werden, dass das Rezidiv auf diese Primärtherapie nicht so gut anspricht. Bei ihnen kommen die sogenannten Salvagetherapien zum Einsatz, z.B. Knochenmarktransplantation mit einer vorher verabreichten speziellen Medikamentenkombination.

·         Zeitpunkt des Wiederauftretens

Aus kontrollierten Beobachtungsstudien einiger hundert Patienten weiß man, dass der Zeitpunkt des Wiederauftretens der Erkrankung eine wichtige Rolle sowohl für die Therapie als auch für die Prognose spielt. Tritt das Rezidiv innerhalb der ersten zwölf Monate nach der Primärtherapie auf, ist die Prognose ungünstiger, so dass die Behandlung sehr intensiv sein muss.

Von einem Spätrezidiv spricht man, wenn es zwölf Monate oder später zu einer Wiedererkrankung kommt. Hier ist die Prognose günstiger.

Am ungünstigsten ist die Prognose für Patienten, die nie eine komplette Remission erreicht haben. Hier kann auch bei erheblicher Intensivierung der Behandlung nur in Ausnahmefällen eine Heilung erreicht werden.

·         Ausbreitungsgrad des Rezidivs

Der Ausbreitungsgrad zum Zeitpunkt des Rezidivs ist von großer Bedeutung. Ist es bereits zu einer großen Tumorausbreitung gekommen, so ist eine erfolgreiche Behandlung deutlich erschwert. Deshalb ist eine regelmäßige Nachsorge wichtig.

Stammzell- (Knochenmark) transplantation

Eine Übertragung von Knochenmark (Transplantation; kurz KMT) kommt in Frage, wenn die erste Behandlung nicht zu einer kompletten Krankheitsrückbildung (Vollremission) geführt hat oder wenn nach der ersten Behandlung ein Rückfall eintritt. Diese Behandlungsmethode erlaubt eine sehr intensive Behandlung mit besseren Aussichten auf eine Zerstörung aller Tumorzellen. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, dem Patienten eigenes Knochenmark zu übertragen (autologe KMT) oder fremdes Knochenmark eines geeigneten Spenders (allogene KMT). Bei Patienten mit Lymphknotenkrebs wird bisher am häufigsten die autologe Transplantation durchgeführt. Dabei kommt am häufigsten die Stammzellentnahme zum Einsatz. Dem Patienten wird wie bei einer Blutwäsche über einen zentralen Katheter die notwendige Menge Stammzellen abgefiltert und eingefroren. Zur Vorbereitung auf die Transplantation wird der Patient mit Zytostatika und/oder Ganzkörperbestrahlung so intensiv behandelt, dass alle Krebszellen in seinem Körper vernichtet werden. Leider wird dabei auch das gesamte Knochenmark zerstört. Anschließend überträgt man ihm die zuvor entnommenen Stammzellen wie eine Bluttransfusion in die Vene. Die für die Blutbildung wichtigen Stammzellen finden von selbst ihren Weg ins Knochenmark, siedeln sich dort an und bringen die Bildung gesunden Blutes wieder in Gang. Bei der selten durchgeführten Fremdspende überträgt man nach maximaler zytostatischer bzw. strahlentherapeutischer Behandlung Knochenmark von einem geeigneten Spender, dessen Gewebsmerkmale mit denen des Patienten übereinstimmen.

Nebenwirkungen der Knochenmarktransplantation

Das Verfahren ist nicht ohne Risiken. Durch die intensive Chemo- oder Strahlentherapie ist das körpereigene Abwehrsystem (Immunsystem) nahezu vollkommen ausgeschaltet, so dass die Patienten einige Zeit vor und nach der Transplantation extrem infektionsgefährdet sind. Sie müssen sich deshalb für einige Zeit in einer keimfreien (sterilen) Einheit innerhalb der Station aufhalten. Außerdem ist auch nach dieser Therapie die Gefahr eines Rückfalls nicht ausgeschlossen. Aufgrund der extrem belastenden Behandlung sollten die Patienten in verhältnismäßig gutem Allgemeinzustand und nach Möglichkeit nicht älter als 55 Jahre sein.

Alternative Behandlungsmöglichkeiten und „Wundermittel"

Immer wieder liest oder hört man von neuen, angeblich sensationellen, sogenannten alternativen Heilungsmethoden für Krebserkrankungen. Bei Krebskranken wird verständlicherweise die Hoffnung auf eine andere, verträglichere Behandlung als mit Chemo- und Strahlentherapie geweckt. Einige Patienten sehen in diesen Alternativen die für sie letzte Chance, überhaupt noch einen Ausweg aus der Krankheit zu finden. Leider sind die Grenzen zwischen ernstzunehmenden zusätzlichen Behandlungsmöglichkeiten und unseriösen „Wundermitteln" diffus. Eine kritische Auseinandersetzung ist in jedem Fall ratsam. Um seriöse und sinnvolle Behandlungen für den einzelnen zu finden, kann die Beratung in einer speziellen Einrichtung oder Krebsberatungsstelle sinnvoll sein.

Wünschenswert ist in jedem Fall, dass Schul- und Alternativmediziner stärker aufeinander zugehen und zusammenarbeiten. Denn der Mensch in seiner Gesamtheit von Körper, Psyche, Lebensumständen usw. spielt sicherlich auch bei Morbus Hodgkin eine bisher unterbewertete Rolle.

Die bis heute bekannten alternativen Behandlungsmöglichkeiten sind als alleinige Krebstherapie zu ungewiss. In der Fachliteratur finden sich keine eindeutigen Heilungsbeweise, sondern oft nur widersprüchliche Therapieergebnisse. Ob derartige Behandlungsformen eine unterstützende, zusätzliche Maßnahme im Rahmen schulmedizinischer Therapien sein können, bleibt auch beim Morbus Hodgkin strittig. Da die Ursachen der Erkrankung im körpereigenen Immunsystem vermutet werden, kann ein Anregen dieses Systems durch z.B. homöopathische Mittel möglicherweise auch negative Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf haben oder das Entstehen eines Rezidivs mit beeinflussen.

 


 

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