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Therapie des Mammakarzinoms

Wie bei anderen Krebsarten so lassen sich auch beim Brustkrebs (Mammakarzinom) verschiedene Formen unterscheiden. Zunächst wird er durch den generellen Krebstyp und dann genauer durch seinen speziellen Zelltyp gekennzeichnet. Die Feststellung des genauen Zelltypus ist deswegen besonders wichtig, weil die verschiedenen Typen unterschiedlich schnell wachsen und metastasieren. Je mehr Ihr Arzt darüber weiß, um welche ganz spezielle Art des Brustkrebses es sich bei der jeweiligen Patientin handelt, desto besser kann er die Behandlungsstrategie darauf abstimmen.

Prinzipiell gibt es zwei große Klassen von Brustkrebs. Zum einen spricht man von den sogenannten nicht infiltrierenden, epithelialen Tumoren oder auch carcinoma in situ. Als solche werden grundsätzlich nur Vorstadien bezeichnet. Die meisten Fälle von Brustkrebs beginnen in den Oberflächenzellen (Epithelien) der Milchgänge, manchmal auch in den Drüsenläppchen selbst. Solange sich die Ausdehnung eines Brustkrebses auf das Gebiet eines Drüsenläppchens beschränkt, spricht man von einem carcinoma in situ ein einstweilen nicht-invasives Frühstadium, das vor einer Metastasierung unter Umständen über Jahre ruhen kann. In diesem ruhenden Stadium ist die Erkrankung zu nahezu neunzig Prozent durch eine chirurgische Entfernung des Tumors (eventuell ergänzt um eine Strahlentherapie) heilbar. Eine Chemotherapie ist nicht notwendig. Ein unbekannter Prozentsatz dieser Vorstadien entwickelt sich sogar niemals zum invasiven Brustkrebs.

Zum anderen gibt es die große Klasse der sogenannten infiltrierenden, epithelialen Tumoren, die sich wiederum in verschiedene Typen untergliedern.  Bei diesen Tumoren haben die Tumorzellen die Wand der Drüsenläppchen oder der Milchgänge durchbrochen und wachsen – je nach Zelltyp mit sehr unterschiedlicher Geschwindigkeit- in das umgebende Fettgewebe der Brust ein.

Wurde bei Ihnen die Diagnose Brustkrebs gestellt, so sollten Sie mit Ihrem Arzt ausführlich über den Befund und die Prognose Ihrer Erkrankung sprechen. Lassen Sie sich die vorgesehenen Behandlungsschritte und eventuell vorhandene andere therapeutische Möglichkeiten genau erläutern. Wenn Sie etwas nicht verstanden haben, fragen Sie ruhig nach. In jedem Einzelfall müssen Gynäkologen, Internisten, Chirurgen und Strahlentherapeuten gemeinsam mit der Patientin die für sie am besten geeignete Behandlungstrategie festlegen. Die informierte und aufgeklärte Patientin, die versteht, was mit ihr geschieht, kann aktiv an ihrer Genesung mitarbeiten.

Klassifikation des Tumors

Ein wichtiges Kriterium bei der Wahl der für die Patientin am besten geeigneten Behandlungsmethode ist die Feststellung, wie weit sich der Krebs ausgebreitet hat. Fachleute verwenden dafür verschiedene Begriffe: Krebsklassifikation, Grading, Stadieneinteilung oder auch Staging. Die Einteilung erfolgt nach bestimmten Normen, für die hauptsächlich drei Gesichtspunkte maßgebend sind: T bedeutet Tumor, N bedeutet regionale Lymphknoten, M steht für Metastasen, also Tochtergeschwülste.

Man verwendet deshalb auch den Begriff TNM-Klassifikation.

Die Begriffe zu T (Tumor) bedeuten:

T0 = ein Primärtumor lässt sich nicht nachweisen

T1 = der Primärtumor ist kleiner als 2 cm

T2 = der Primärtumor ist 2 - 5 cm groß

T3 = der Primärtumor ist größer als 5 cm

T4 = Tumor jeder Größe mit direkter Ausdehnung in der Nachbarschaft (Brustwand oder Haut)

Die Bezeichnungen zu N (Nodes = Knoten) lauten:

Nx = Lymphknoten lassen sich auf Krebsbefall nicht beurteilen

N0 = kein Befall der regionären Lymphknoten

N1 = Metastasen in Lymphknoten der Achselhöhle nachweisbar

N2 wie N1), aber untereinander oder in Nachbarschaft fixiert

Für M (Metastasen) gelten folgende Unterbegriffe:

Mx = Vorhandensein oder Fehlen von Fernmetastasen kann nicht beurteilt werden

M0 = kein klinischer Nachweis von Tochtergeschwülsten

M1 = Fernmetastasen nachweisbar

Ein Karzinom im Frühstadium ohne Metastasierung würde damit z. B. als T1 NO MO bezeichnet. Diese Einteilung ist international bekannt und wird in allen Ländern so durchgeführt.

Operation

Wenn die Diagnose zweifelsfrei ergeben hat, dass Brustkrebs vorliegt, ist ein chirurgischer Eingriff in den meisten Fällen notwendig.

Die operative Entfernung der Brust war weltweit für Jahrzehnte die Standardbehandlung bei Brustkrebs, meist in Form der Entfernung der gesamten Brust (radikale Mastektomie), bei der neben dem Brustgewebe auch die Brustwandmuskulatur und weitgehend die Lymphknoten der Achselhöhle entfernt wurden. Später kamen schonendere Operationstechniken hinzu. Heute kann auf die von vielen Frauen besonders gefürchtete Amputation der Brust in vielen Fällen verzichtet werden. Der Anteil der sogenannten brusterhaltenden Operationen ist in den letzten Jahren beachtlich gesteigert worden. Das bedeutet: Bei vielen operierten Frauen bleibt jetzt die Brust erhalten, nur die Geschwulst, ihre unmittelbare Umgebung („ausreichender Sicherheitssaum") sowie die Achsellymphknoten werden entfernt. Sollte sich herausstellen, dass in Ihrem Fall eine brusterhaltende Operation nicht in Frage kommt, bedenken Sie, dass nach einer Amputation oft der Wiederaufbau der Brust möglich ist.

Brusterhaltende Operation

Die radikalen Eingriffe bei Brustkrebs wurden in den siebziger Jahren immer mehr verändert. Zunächst wurde die Brust zwar immer noch entfernt, jedoch beließ man den großen Brustmuskel und schaffte somit die Voraussetzungen für eine Wiederaufbauplastik der Brust. In den letzten 15 Jahren ist man dann dazu übergegangen, statt der Amputation der weiblichen Brust Teilentfernungen (Teilresektionen) durchzuführen. Dies bedeutet für die meisten betroffenen Frauen eine sehr große, vor allem psychologische Erleichterung.

Bei dem operativen Eingriff bestehen folgende Möglichkeiten:

·          Das die Geschwulst tragende Viertel der Brust wird entfernt (Quadrantenresektion),

·          nur das befallene Segment wird entfernt (Segmentresektion),

·          nur die Geschwulst selbst mit oder ohne Sicherheitssaum wird entfernt (Tumorektomie).

In letzter Zeit hat die Entfernung des Krebsknotens im gesunden Gewebe immer mehr an Bedeutung gewonnen. Große Untersuchungen haben ergeben, dass dieses schonende Operationsverfahren auf die Dauer gesehen vergleichbare Ergebnisse liefert wie die Radikaloperation an der weiblichen Brust. Sinn und Zweck dieser Operationsmethode ist es natürlich, so viel Brustgewebe wie möglich zu erhalten.

Voraussetzung für eine brusterhaltende Operationsmethode ist, dass der Durchmesser des Tumors nicht zu groß ist, außerdem dürfen weder Haut noch Brustwand befallen sein. In Ausnahmefällen können auch Tumoren mit einem größeren Durchmesser brusterhaltend entfernt werden. Wichtig ist, dass der Tumor im gesunden Gewebe entfernt wird.

Die Operation selbst umfasst nicht nur den Eingriff an der Brust, sondern auch die Entfernung der Achsellymphknoten, was einen zweiten Schnitt in der Achselhöhle erfordert. Natürlich werden auch hier, so wie bei jeder Operation, kosmetische Aspekte berücksichtigt.

Natürlich kommt die brusterhaltende Operationsmethode den Wünschen der Patientinnen entgegen, doch muss man die endgültige Entscheidung, ob brusterhaltend operiert werden kann oder nicht, dem behandelnden Arzt überlassen. Nur er kann die Gefährlichkeit des Tumors richtig einschätzen und demzufolge die richtige Behandlungsweise auswählen.

Radikale Brustoperation

Nur bei einer Minderheit der Patientinnen mit Brustkrebs ist aufgrund verschiedener Tumoreigenschaften eine brusterhaltende Operationsweise nicht möglich. Auch gibt es Grenzen für eine brusterhaltende Operation, beispielsweise ein ungünstiges Größenverhältnis von Tumor und Brustgewebe. Hier empfiehlt der Arzt auch heute noch im Interesse der Patientin die Entfernung (Amputation) der Brust.

Nach der Operation werden unter die Brusthaut für drei bis vier Tage Saugschläuche eingelegt, die eine Nachblutung in die Wunde oder die Ansammlung von Gewebswasser verhindern sollen. Am achten bis zehnten Tag nach der Operation werden die Fäden entfernt; nach rund drei bis vier Wochen ist die Wunde verheilt. Die Narbe reicht bis zur Achselhöhle: Am Übergang zur Achsel kann sich gelegentlich ein kleines Fettpolster bilden, das jedoch nicht mit einem Tumor verwechselt werden darf. Nach der Operation empfinden viele Patientinnen oft ein Spannungsgefühl am Brustkorb. Dies wird dadurch verursacht, dass ein Teil der die Brust bedeckenden Haut mit entfernt werden musste. Außerdem ist die Beweglichkeit der Schulter auf der operierten Seite etwas eingeschränkt. Deshalb beginnt das Training der Arm- und Schultermuskulatur in den meisten Kliniken bereits am Tag nach der Operation.

Strahlentherapie

Die Strahlenbehandlung gehört seit rund 80 Jahren neben der Operation zu der am häufigsten ausgeübten Therapieform des Brustkrebses. In den letzten Jahren hat die Strahlentherapie große Fortschritte gemacht. Neue Bestrahlungsgeräte stehen zur Verfügung, die es ermöglichen, diese Therapie wirksam und trotzdem schonend einzusetzen. Ziel einer jeden Strahlenbehandlung ist, im zu bestrahlenden Gebiet eine möglichst hohe Strahlenkonzentration zu erreichen und dabei gleichzeitig das umgebende gesunde Gewebe so weit wie möglich zu schonen.

Die Wirkung der Strahlentherapie beruht darauf, dass Krebszellen, die durch die Operation nicht erfasst wurden, vernichtet werden. Ionisierende Strahlen verursachen Schäden im Erbgut der Zellen. Krebszellen haben ein weniger gut funktionierendes Reparatursystem als normale gesunde Zellen. Deshalb können die Schäden, die durch die Bestrahlung angerichtet werden, nicht behoben werden: Die Krebszelle stirbt ab. Die Strahlentherapie ist immer angezeigt: erstens bei brusterhaltender Therapie, zweitens wenn Tumorgewebe operativ nicht vollständig entfernt werden konnte und drittens bei bestimmten Metastasen.

Nach einer brusterhaltenden Operation ist die Bestrahlung der operierten Brust unbedingt erforderlich.

Aufgrund der in den letzten Jahren immer häufiger angewandten brusterhaltenden Operationsweise, die immer mit einer sich an die Operation anschließenden Strahlenbehandlung gekoppelt ist, wird die Strahlentherapie heute hauptsächlich unterstützend (adjuvant) eingesetzt. Aber auch der heilende (kurative) und der lindernde (palliative, z.B. bei schwer beeinflussbaren Schmerzen) Effekt der Strahlenbehandlung wird genutzt.

Bei der adjuvanten Strahlentherapie soll vor allem das Risiko verringert werden, dass sich im unmittelbaren Bereich der operierten Brust eine neue Geschwulst (Lokalrezidiv) bildet. Im Allgemeinen beginnt man frühestens drei Wochen nach dem chirurgischen Eingriff mit der Bestrahlung. Wichtigstes Kriterium, nach dem der Zeitpunkt festgesetzt wird, ist die Heilung der Operationswunde. Sie sollte weitgehend abgeschlossen sein, bevor das Gewebe durch die Strahlen erneut belastet wird. Auch der Allgemeinzustand der Patientin, die Radikalität des Eingriffs sowie die Zielsetzung der Bestrahlung sind mitbestimmend.

Nebenwirkungen der Strahlentherapie

Die Bestrahlung der Brust und etwaiger Lymphabflussgebiete wird in einem Zeitraum von etwa sechs Wochen durchgeführt. Während dieser Zeit wird die Patientin an vier bis fünf Tagen der Woche täglich einmal bestrahlt, dieses ist im Regelfall ambulant möglich.

Trotz sorgfältiger Therapieplanung und –Durchführung müssen Sie dabei mit eventuell auftretenden, unerwünschten Begleitreaktionen rechnen. Dies hängt z. B. von der Größe der Brust ab. Eine große Rolle spielen auch die Ernährungsgewohnheiten der Patientin, etwa ob sie raucht oder Alkohol trinkt. Sprechen Sie darüber mit Ihrem Arzt. Die akuten Reaktionen gehen im Allgemeinen innerhalb der ersten drei Monate nach Abschluss der Strahlentherapie zurück.

Die Haut reagiert in manchen Fällen auf Bestrahlungen mit sonnenbrandähnlichen Symptomen. Sie ist gerötet, gereizt, manchmal wirft sie Blasen. Häufig kommt es zu Bräunung (Pigmentation) und Haarausfall auf den bestrahlten Körperpartien, der etwa drei Wochen nach einer Bestrahlung einsetzt.

Die bestrahlte Haut ist gegenüber mechanischen Reizen empfindlich und darf ab der ersten Bestrahlung bis drei Wochen nach Ende der Behandlung nicht mechanisch beansprucht werden. Deshalb sollten Sie örtlich folgendes vermeiden: hautreizende Seifen, Kratzen, Bürsten, Frottieren, Anwendung von Alkohol, Benzin, Äther, Kölnisch Wasser, Deospray, hautreizende Pflaster, (Rheuma-) Einreibemittel, Wärmebehandlung (warme und heiße Umschläge, Infrarotbestrahlung oder Höhensonne) sowie beengende und scheuernde Kleidungsstücke (vor allem aus Kunstfasern). Ersetzen Sie schmale Träger von Büstenhaltern durch breite und polstern Sie die Auflagestellen mit Watte.

Behandeln Sie die Haut täglich zwei- bis dreimal mit einem schmerzlindernden, hautschonenden und entzündungshemmenden Puder, am besten Babypuder. Reinigen Sie die Achselhöhle mit einem nicht reizenden Hautöl, auch hier ist Babyöl sehr gut geeignet.

Systemische Therapie

Hormontherapie – Chemotherapie

Eventuell im Körper befindliche Tumorzellen werden in Ergänzung zu Operation und Strahlentherapie durch Medikamente erreicht, die sich im gesamten Körper verteilen (systemisch wirken). Die jeweilige Wahl der Behandlungsart ist abhängig davon, ob es sich um eine vorbeugende Therapie handelt (adjuvant) oder ob nachgewiesene Metastasen erreicht werden sollen, ob der Tumor hormonempfindlich ist sowie von weiteren Kriterien, die unten aufgeführt sind.

Hormontherapie

Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass die meisten Tumoren der weiblichen Brust östrogenabhängig sind, d. h. dass bei diesen Tumoren die Regulation des Wachstums durch Hormone und Antihormone beeinflusst werden kann.

Mit anderen Worten: Verändert man z. B. den Hormonhaushalt der Frau auf ganz bestimmte Weise, besteht die Chance, die Entstehung von Metastasen zu verhindern bzw. bei metastasierenden Brustkrebserkrankungen ein Zurückgehen der Erkrankung (Remission) zu erreichen.

Als hormontherapeutische (endokrine) Verfahren stehen heute verschiedene Methoden zur Verfügung:

Formen der Hormontherapie bei Brustkrebs:

·         Ausschaltung der Funktion der Eierstöcke: Dieses Ziel erreicht die moderne Medizin nicht mehr durch eine Operation (Ovarektomie), sondern durch Gabe entsprechender Medikamente, der sogenannten GnRH-Analoga (synthetisch hergestellte Wirkstoffe, die dem hypophysären Gonadotropin-Releasing-Hormon gleichen, das die Östrogenproduktion der Eierstöcke regelt).

·         Antiöstrogenbehandlung: Bestimmte Tumorzellen haben Empfangsstellen (Rezeptoren), die das Vorhandensein von Östrogenen registrieren; die Zelle reagiert mit Wachstum. Antiöstrogene hemmen diese Empfänger in ihrer Funktion, und die Wachstumsstimulation der Tumorzelle bleibt aus.

·         Gabe von Aromatasehemmern: Diese Medikamente führen zu einer verminderten Synthese von Östrogenen.

·         Gabe von Gestagenen: Sie helfen, die Östrogenspiegel im Blut zu senken, und hemmen zusätzlich die Östrogenrezeptoren in ihrer Funktion.

Welche Behandlung für die Patientin in Frage kommt, muss der Arzt in jedem Einzelfall entscheiden. Dies hängt u. a. davon ab, ob die Patientin vor oder nach Eintritt der Wechseljahre an Brustkrebs erkrankt ist. Vor Eintritt der Wechseljahre (Prämenopause) steht die Ausschaltung der Eierstockfunktion an erster Stelle, bei einem Tumorrezidiv zusätzlich eine Antiöstrogenbehandlung.

Nach Eintritt der Wechseljahre (Postmenopause) erfolgt die Gabe von Antiöstrogenen (Tamoxifen). Diese Medikamente sind ausgezeichnet verträglich. Da es unter Einsatz von Tamoxifen zu Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut kommen kann, ist eine gynäkologische Kontrolle zweimal jährlich zu empfehlen. Bei Blutungen sollten Sie direkt Rücksprache mit Ihrem Frauenarzt nehmen. Die Hormontherapie ist im Vergleich zur Chemotherapie verhältnismäßig nebenwirkungsarm.

Hinsichtlich der Empfängnisverhütung sollten Sie in einem persönlichen Gespräch mit Ihrem Frauenarzt die verschiedenen Methoden besprechen. Der Einsatz einer Spirale (IUD) ist prinzipiell möglich; eine „Pille" kann entgegen ursprünglichen Befürchtungen allerdings bei manchen Tumorarten durchaus eingesetzt werden.

Chemotherapie

Eventuell noch im Körper vorhandene Tumorzellen können gezielt durch bestimmte chemotherapeutische Medikamente, Zytostatika genannt, im Wachstum gehemmt werden. Zytostatika greifen in ganz spezieller Weise in den Zellteilungsprozess ein. Entweder stoppen sie deren Wachstum oder sie unterbinden eine weitere Vermehrung der Zellen. Die Zytostatika werden in niedriger Dosis über Monate verabreicht und wirken am intensivsten auf rasch wachsende Zellen, zu denen die Krebszellen gehören.

Dementsprechend zielt die vorbeugende (adjuvante) Chemotherapie vorrangig darauf ab, das Entstehen von Tochtergeschwülsten (Metastasen) im Körper zu verhindern und somit die Lebenserwartung deutlich zu erhöhen.

Die adjuvante Chemotherapie schließt sich – ebenso wie die Strahlentherapie - an die brusterhaltende Operation an. Es gibt Hinweise, dass das metastasenfreie Intervall von Patientinnen mit Brustkrebs durch eine unterstützende Chemotherapie um durchschnittlich 35% verlängert werden kann.

Ob und wie chemotherapeutisch behandelt wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab, unter anderem vom Alter der Patientin, ihrem Allgemeinzustand, von ihrem sogenannten Rezeptorstatus (Die meisten Tumoren der weiblichen Brust weisen Hormonrezeptoren - Hormonbindungsstellen - auf, über die das Krebswachstum beeinflusst wird.), ob die Lymphknoten der Achselhöhle (axilläre Lymphknoten) bereits befallen waren oder nicht, sowie vom Grad der Bösartigkeit der Tumorzellen (Malignitätsgrad).

Wie verschiedene große Untersuchungen ergeben haben, profitieren Frauen unter 50 Jahren, also Frauen vor Eintritt der Wechseljahre, unabhängig von ihrem Rezeptorstatus am besten von einer Chemotherapie. Bei Frauen nach Eintritt der Wechseljahre mit positivem Rezeptorbefund, also Frauen über 50, verbessert sich die Überlebenschance durch eine Chemotherapie nicht so deutlich (um rund 10%). Hier ist eine Hormontherapie bei entsprechender Hormonabhängigkeit des Tumors zu empfehlen.

Eine Therapie mit Zytostatika stellt einen erheblichen Eingriff in das Leben einer jeden Patientin und deren Familie dar. Wann immer es die Situation erlaubt und es auch ärztlich zu verantworten ist, sollte die Chemotherapie unter ambulanten Bedingungen durchgeführt werden. Ein stationärer Krankenhausaufenthalt ist in den meisten Fällen nicht notwendig.

Nebenwirkungen der Chemotherapie

Bedauerlicherweise haben chemotherapeutische Medikamente auch Einfluss auf gesunde - besonders auf rasch wachsende - Körperzellen, wenn auch in weitaus geringerem Maße als auf Krebszellen. Als Folge davon können sich Nebenwirkungen einstellen, die von vielen Patientinnen als störend empfunden werden. Alle diese Begleiterscheinungen einer Chemotherapie verschwinden wieder, wenn keine Zytostatika mehr verabreicht werden.

Knochenmark: Besonders empfindlich reagiert das blutbildende Knochenmark auf die Chemotherapie. Deshalb kann die Auswirkung dieser Behandlung an der Zahl der weißen Blutkörperchen im Blut gemessen werden. Sinken sie unter ein Minimum ab, so ist die Behandlung zu unterbrechen, bis der Körper wieder ausreichend weiße Blutzellen gebildet hat.

Haarverlust: Die bei der Chemotherapie verabreichten Medikamente schädigen häufig auch Gewebe, das sich oft erneuert. Dazu gehören u.a. die Zellen der Haarwurzeln und als Folge davon können bei bestimmten Arten der Chemotherapie die Haare zunächst ausdünnen, teilweise ganz ausfallen. Ein kleiner Trost für alle, die ihre Haare verloren haben: Nach Abschluss der Behandlung wachsen sie im Regelfall wieder nach. Sollte es Ihnen bis dahin unangenehm sein, ohne Haare aus dem Haus zu gehen, dann schafft eine attraktive Perücke (Setzen Sie sich wegen der Kosten mit Ihrer Krankenkasse in Verbindung), eine bunte Mütze oder ein originell gebundenes Tuch Abhilfe.

Übelkeit und Brechreiz: Auswirkungen auf die Magenschleimhaut bewirken Übelkeit und Erbrechen. Wirksame Hilfe ist hier in Form von Medikamenten möglich, die sowohl die Übelkeit als auch den Brechreiz unterdrücken. Die Gabe dieser helfenden Medikamente erfolgt sowohl in die Infusion bei der Chemotherapie als auch in Form von Tabletten.

Appetitlosigkeit: Sie ist die Folge des Brechreizes während der Chemotherapie.

Einige Grundregeln, mit denen Sie der Appetitlosigkeit gegensteuern können:

·         Verzichten Sie während der Mahlzeit auf Getränke, damit sich der Magen nicht zu sehr füllt.

·         Nehmen Sie über den Tag verteilt häufig kleinere Mahlzeiten zu sich: So wird der Magen weniger belastet.

·         Essen Sie langsam: So gelangt nur wenig Nahrung auf einmal in den Magen.

·         Kauen Sie gut, damit die Nahrung besser verdaut wird.

·         Vermeiden Sie Süßigkeiten und gebackene oder fette Nahrungsmittel.

·         Bevor Sie Medikamente einnehmen, essen Sie nur leichte Nahrungsmittel wie Suppe oder Kekse.

·         Trockene Lebensmittel wie Toast oder Zwieback beruhigen den Magen.

Empfohlen wird allgemein eine wohlausgewogene Kost, die Früchte und Gemüse enthält, aber auch Geflügel, Fisch und Fleisch. Manche Patientinnen entwickeln während der Chemotherapie eine Abneigung gegen Fleisch oder sie haben das Gefühl, das Fleisch schmecke bitter. Hier hilft es, wenn man das Fleisch mit einer Sojasauce in Fruchtsaft oder Wein zubereitet.

Schleimhautentzündungen

Chemotherapeutika beeinträchtigen manchmal die Mundschleimhäute, so dass es zu Mundtrockenheit, wunden Stellen oder Geschwüren kommen kann. Deshalb ist während einer solchen Behandlung eine sorgfältige Mundhygiene besonders wichtig. Es empfiehlt sich eine weiche Zahnbürste; die Zahnpasta sollte fluoridreich sein, um Zahnfäule zu vermeiden. Mundwasser, das zu viel Salz oder Alkohol enthält, sollte nicht verwendet werden. Eine Lippencreme hilft, die Lippen feucht zu halten. Wenn Mund- und Rachenraumschleimhäute bereits gereizt sind, sollte man ungewürzte Nahrungsmittel wie gehackte Eier oder Haferflocken essen.

Infektionen: Da die Chemotherapie die Produktion der weißen Blutkörperchen beeinträchtigt, müssen Sie sich vor Infektionen schützen.

Beachten Sie deshalb bitte:

·          Meiden Sie Menschenansammlungen und Personen mit ansteckenden Krankheiten wie Windpocken oder Grippe.

·          Informieren Sie bei Fieber, Schüttelfrost und Durchfall, der länger als zwei Tage dauert, oder brennendem Schmerz beim Wasserlassen umgehend Ihren Arzt.

Blutungen: Auch die Produktion von Blutplättchen (Thrombozyten), die bei Verletzungen für die Blutgerinnung sorgen, wird durch die Chemotherapie gesenkt. Blutende Wunden können deshalb gefährlich werden.

Folgende Regeln sollten Sie beachten:

·         Seien Sie vorsichtig beim Nägelschneiden.

·         Wenn das Zahnfleisch blutet, benutzen Sie Wattetupfer zum Reinigen der Zähne.

·         Gehen Sie vorsichtig mit Messern und Werkzeugen um.

·         Vermeiden Sie verletzungsträchtige Sportarten.

·         Tragen Sie bei Gartenarbeiten Handschuhe (zum Schutz z.B. vor Dornen).

·         Nehmen Sie kein Aspirin ein, da dieses Medikament ebenfalls die Blutgerinnung unterdrückt.

·         Verzichten Sie auf Alkohol.

·         Nehmen Sie grundsätzlich keine anderen als die vom behandelnden Arzt erlaubten Medikamente ein.

Wenn dennoch eine Verletzung auftritt, sollte ein sauberes Tuch oder ein Papiertaschentuch einige Minuten lang fest auf die Wunde gedrückt werden. Hört die Blutung nicht auf oder schwillt das Wundgebiet an, gehen Sie unbedingt zum Arzt.

Spätschäden: Bislang ist ungeklärt, ob und in welchem Umfang Spätschäden auftreten können. Man befürchtet insbesondere Zweitmalignome, Lungenfibrosen und Herzmuskelschäden. Bei der Risiko-Nutzen-Bewertung einer Chemotherapie ist jedoch auf jeden Fall zu berücksichtigen, dass durch die Anwendung von Zytostatika eine Verbesserung der Überlebenschancen erzielt werden kann.

 


 

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