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Demonstration - Chemotherapie - Paravasat bei Chemotherapie
 

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Paravasate bei Chemotherapie

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Wenn es um Nebenwirkungen einer Chemotherapie geht, denken wir an Übelkeit und Erbrechen sowie Haarausfall. Hier stellen wir eine Nebenwirkung vor, die zum einen ganz dramatische Ausmaße annehmen kann und zum anderen bei sorgfältiger Arbeitsweise vollkommen vermieden werden kann.

Wenn bei einer normalen Infusion Flüssigkeit neben die Vene und damit in das umgebende Gewebe läuft, wird der Arm vorübergehend dick. Das war’s. Vielleicht drückt es für einige Stunden ein wenig. Doch große Probleme entstehen durch eine solches Paravasat, wie diese Situation in der medizinischen Fachsprache heißt, nicht.

Ganz anders sieht das bei einigen chemotherapeutischen Infusionen aus: Wenn hier Flüssigkeit in das Gewebe fließt, kommt es eigentlich immer zu einer Entzündung, deren Schwere nicht so sehr von der Menge als vielmehr vom Medikament abhängt. (Eine solche Entzündung sehen Sie auf unseren Bildern.) Diese Entzündung kann so weit gehen, dass das betroffene Gewebe abstirbt und eine Art Krater entsteht, der dann auch noch in den meisten Fällen nicht mehr von selbst abheilt sondern operativ durch eine Gewebeverpflanzung versorgt werden. Unter besonders ungünstigen Umständen haben Patienten durch ein solches Paravasat im Zusammenhang mit einer Chemotherapie den betroffenen Arm verloren, da das Gewebe so sehr zerstört war, dass eine Amputation vorgenommen werden musste. – Deshalb müssen sowohl Arzt als auch Patient einige Regeln bei einer Chemotherapie beachten:

·      Sie sollten sich als Patient vor einer Chemotherapie erkundigen, ob es einen Notfallplan für den Fall eines Paravasats gibt. Denn die notwendigen Gegenmaßnahmen sind von Medikament zu Medikament sehr unterschiedlich und müssen selbst dann ganz klar sein, wenn sich jemand nicht so gut auskennen sollte. Außerdem sind dann einige sehr spezielle Medikamente als Gegenmaßnahme erforderlich, die sofort greifbar sein sollten, ohne dass man lange danach suchen muss. Überall da, wo chemotherapeutische Medikamente verabreicht werden, muss es deshalb nach unserer Meinung einen speziellen Notfallkoffer geben, der nicht nur die notwendigen Medikamente sondern auch ganz klare Handlungsanweisungen beherbergt.

·      Jede einzelne Chemotherapie erfordert zwingend einen ‚sicheren venösen Zugang’; ein Begriff, der recht schwer zu erklären ist. Eine normale, starre Injektionskanüle ist für eine Chemotherapie ebenso ungeeignet wie eine so genannte Schmetterling-Kanüle. Erst eine spezielle Infusionskanüle, die häufig als Braunüle® oder Viggo® bezeichnet wird, ist sicher genug. Diese Infusionskanülen bestehen hauptsächlich aus einem circa 5cm langen Kunststoffschlauch, der in die Vene platziert wird. Außerdem kann eine solche Infusionskanüle sehr zuverlässig mit Pflaster auf der Haut fixiert werden.

·      Die Infusionskanülen sollten nicht in der Nähe eines Gelenkes des jeweiligen Armes platziert werden, da sich hier Bewegungen auch bei größter Disziplin des Patienten nicht vermeiden lassen, was wiederum die Gefahr eines Paravasats unnötig erhöht.

·      Selbst der beste Arzt muss hin und wieder ein zweites Mal mit einer Infusionskanüle zustechen, wenn das erste Mal aus welchen Gründen auch immer misslungen ist. Dann ist nur wichtig, dass der zweite Anlauf höher im Verlauf des Armes erfolgt. Denn sonst kann es passieren, dass die Chemotherapie aus dem Loch des ersten Punktionsversuchs in das umgebende Gewebe fließt.

·      Um Paravasate bei einer Chemotherapie möglichst zuverlässig zu verhindern, lehnen wir es grundsätzlich ab, eine Infusionskanüle über mehrere Tage im Arm zu belassen, auch wenn es für alle Beteiligten bequem erscheint. Was bei normalen Infusionen vollkommen unkritisch ist, birgt bei einer Chemotherapie eine unnötiges Risiko, weil es vollkommen unvermeidbar ist, dass die Venenwand durch den Schlauch der Infusionskanüle gereizt wird. Dadurch entstehen schneller Schäden in der Gefäßwand, die zu einem Paravasat führen können.

·      Sie sollten als Patient auf jeden Fall den Arm, über den die Chemotherapie verabreicht wird, möglichst ruhig halten. Das ist zwar eigentlich eine Selbstverständlichkeit, wird aber dann schwierig, wenn Sie zum Beispiel eine Toilette aufsuchen müssen.

·      Von ganz besonderer Bedeutung ist schließlich noch, dass Sie sich sofort melden, wenn Ihnen irgendetwas im Bereich der Punktionsstelle merkwürdig erscheint. Die Konsequenzen aus einem chemotherapeutischen Paravasat können so groß sein, dass Sie sich nicht scheuen sollten, auch kleinere Unregelmäßigkeiten zu melden. Wenn Sie Schmerzen verspüren, ist es meistens zu spät.

Kein Arzt kann Ihnen mit absoluter Sicherheit garantieren, dass es nicht zu einem chemotherapeutischen Paravasat kommt. Mit einiger Sorgfalt sowohl seitens des Arztes als auch seitens des Patienten lässt sich das Risiko aber auf ein absolutes Minimum reduzieren.

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