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Demonstration - Bestrahlungspläne - gynäkologische Beckentumore
 

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Bestrahlung der Gebärmutter und des Gebärmutterhalses

Korpuskarzinom – Zervixkarzinom

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Gynäkologische Bestrahlung für bösartige Tumor der Gebärmutter (Korpus- oder Endometriumkarzinom) und des Gebärmutterhalses (Zervixkarzinom) werden schon seit langer Zeit sehr erfolgreich vorgenommen. Als es in früheren Zeit noch vor Erfindung der Linearbeschleuniger und auch noch vor Erfindung der Kobaltbestrahlungsgeräte sehr schwierig war, im Inneren des Körpers Organe zu bestrahlen, konnte bei den gynäkologischen Karzinomen eine direkte Bestrahlung über die Scheide erfolgen. Die hierzu verwendete Bestrahlung mit Radium dauerte zwar bis zu 36 Stunden und war mit großen Belastungen für die Patientinnen verbunden, doch konnte dadurch eine sehr hohe Heilungsrate erreicht werden. Diese Erfolge der Strahlentherapie wurden kontinuierlich weiter entwickelt und so können wir feststellen, dass heute auch bei sehr weit fortgeschrittenen Tumoren eine wirklich dauerhafte Heilung auch ohne Operation möglich ist.

Dabei besteht die heutige Therapie beim Korpuskarzinom (Gebärmutter) aus zwei Komponenten:

·      Bestrahlung von außen (Linearbeschleuniger)

·      Bestrahlung über die Scheide (Afterloading)

und beim Zervixkarzinom (Gebärmutterhals) aus drei Komponenten, die durchaus gleichzeitig verabreicht werden sollen:

·      Bestrahlung von außen (Linearbeschleuniger)

·      Bestrahlung über die Scheide (Afterloading)

·      Chemotherapie

Wie bei sehr vielen anderen Organen auch, reicht es bei den gynäkologischen Tumoren nicht aus, nur den Tumor selber zu bestrahlen. Vielmehr müssen (fast) immer die zu diesem Tumor gehörigen Lymphknoten im Bereich des Becken mit bestrahlt werden, weil es hier sonst allzu häufig zu Metastasen kommen würde. Das bedeutet aber, dass ein recht großes Gebiet des Beckens bestrahlt werden muss, wie Sie (hoffentlich) aus unseren beispielhaften Bestrahlungsplänen für diese Erkrankung erkennen können. Dabei muss besonders auf die rückwärtige Wand der Harnblase und die vordere Wand des Enddarms geachtet werden. Da die Gebärmutter genau zwischen Harnblase und Enddarm liegt, ist es nicht zu vermeiden, dass Teile dieser Organe mit bestrahlt werden. Allerdings führt das nur dann zu ernsthaften Problemen, wenn der Tumor bereits in die Harnblase und/oder den Endarm eingewachsen war. Wird dann nämlich der Tumor durch die Behandlung wie gewünscht zerstört und wächst das umgebende gesunde Gewebe nicht wieder schnell genug nach, entsteht ein Loch. In Abhängigkeit von der Lokalisation dieses Loches kann dann Darminhalt oder Urin in die Scheide gelangen, was in jedem Fall sehr unangenehm ist. Aus diesem Grund wird Ihr Strahlentherapeut vor Beginn der Behandlung möglicherweise eine Spiegelung von Darm und Blase veranlassen.

Durch die notwendige Bestrahlung der Lymphknoten lässt es sich auch bei sorgfältigster Planung und Berechnung der Bestrahlung nicht vermeiden, dass die Teile des Darmes, die bis in das Becken reichen, auch bestrahlt werden, was wiederum zu Durchfall führen kann. Um das zu verhindern, kann es helfen, wenn Sie auf ein so genanntes Lochbrett gelagert werden. Dabei handelt es sich um eine spezielle Vorrichtung, die auf den eigentlichen Bestrahlungstisch gelegt wird und im Bereich Ihres Bauches eine Aussparung hat. Wenn nun Ihr Bauch in diese Aussparung fällt, rutschen Teile des Darmes nach, so dass die Teile des Darmes, die bestrahlt werden müssen, verringert werden können. Leider funktioniert dieser Trick bei sehr dünnen und sehr dicken Patienten nur schlecht.

Afterloading

Bei der oben bereits erwähnten Radiumbestrahlung wurde radioaktiv strahlendes Radium direkt in die Scheide und gegebenenfalls auch in die Gebärmutter gelegt oder vielmehr gestopft. Die dadurch zu erzielenden Erfolge mussten aus heutiger Sicht teuer erkauft werden: Die Patientinnen lagen bis zu 36 Stunden in einem speziellen Strahlenbunker und durften auf keinen Fall aufstehen. Was bedeutete, dass nicht einmal die Toilette aufgesucht werden durfte. Für den Arzt, der das Radium an die richtige Stelle platzieren musste, bedeutete das über die Jahre eine ganz erhebliche Strahlenbelastung besonders an den Händen. All diese Probleme werden heute durch die Afterloading-Technik vermieden.

Es gibt prinzipiell verschiedene technische Lösungen für eine Afterloading-Bestrahlung. Doch nach unserer Information hat sich zumindest in Europa ein bestimmtes System durchgesetzt, das wir deshalb hier auch beschreiben wollen: Das entscheidende Prinzip ist eine sehr kleine Metallkapsel, die einen Durchmesser von nur 2,3 mm und eine Länge von circa 4 mm hat. In diese Metallkapsel wird eine radiaoaktive Substanz eingebracht, die Iridium-192 heißt. Dann wird dieses Kapsel mit Lasertechnik auf die Spitze eines dünnen Stahlseils geschweißt, dass genau so aussieht wie ein Bowdenzug, den wir Alle von der Bremse beim Fahrrad kennen. Die Iridium-Metallkapsel ruht an der Spitze dieses Stahlseils normalerweise auf einer speziellen Rolle im Inneren eines strahlensicheren Tresors. So kann in der Umgebung des Afterloading-Gerätes in aller Ruhe und mit aller Konzentration gearbeitet werden, ohne dass Patient oder Arzt einer unnötigen Strahlung ausgesetzt sind. Deshalb können auch ohne jede Hektik die so genannten Afterloading-Applikatoren in die beste Position (also in diesem Zusammenhang in die Scheide und eventuell in die Gebärmutter) positioniert werden. Beim gynäkologischen Afterloading wird für die Patientinnen ein gynäkologischer Untersuchungsstuhl, der für die Bedürfnisse der Bestrahlung geändert ist, verwandt. Die optimale Position dieser Applikatoren wird dann noch durch Röntgenaufnahmen kontrolliert. Anschließend wird der Applikator durch einen Plastikschlauch mit dem oben bereits erwähnten Tresor, in dem der Iridium-Strahler ruht, verbunden. Während in der Zwischenzeit ein Medizin-Physiker die gewünschte Bestrahlungsdosis mit Hilfe eines speziellen Computer berechnet, erfolgt noch einmal eine letzte abschließende Kontrolle aller Teile des Afterloading-Bestrahlungssystems. Erst nachdem alle Mitglieder des medizinischen Personals den Bestrahlungsraum verlassen haben, kann die Bestrahlung von einem benachbarten Raum aus gestartet werden. Dabei fährt das Stahlseil mit seinem Iridium-Strahler an der Spitze aus seinem Ruhetresor über den verbindenden Plastikschlauch in den Applikator und hält dort an vorher berechneten Stellen für eine genau berechnete Zeit. Aus diesen Haltezeiten resultiert dann die gewünschte Bestrahlungsdosis. Anschließend zieht das Stahlseil den Iridium-Strahler wieder in den Tresor und der Applikator kann wieder in aller Ruhe entfernt werden.

Normalerweise ist der Kanal, der von der Scheide in die Gebärmutter führt, verschlossen. Wenn nun eine Afterloading-Bestrahlung bis in die Gebärmutter reichen sollte, musste bis vor wenigen Jahren für jede einzelne Bestrahlung eine Rückenmarksnarkose gemacht werden, denn nur so war es möglich, diesen Kanal in die Gebärmutter vorsichtig und vorübergehend zu dehnen. Heute wird mit einer ersten und einzigen Rückenmarknarkose ein kleines Röhrchen, die als Zervixhülse bezeichnet wird, in diesen Kanal zwischen Scheide und Gebärmutter platziert und fest genäht. Von diesem Röhrchen, über das dann alle notwendigen Afterloading-Bestrahlungen erfolgen können, merken die Patientinnen nichts. Bei der letzten Behandlung kann es dann leicht entfernt werden.

Die früheren Radium-Bestrahlungen wurden aufgrund der andauernden Strahlung möglichst schnell in die Scheide und falls nötig in die Gebärmutter positioniert. Das führte selbst bei einem sehr erfahrenen Arzt nur zu ungenauen Bestrahlungen. Wir haben oben beschrieben, warum die Afterloading- Bestrahlung heute sehr viel genauer sein kann. Zusätzlich wird noch jeweils eine Messsonde in die Blase und eine Messsonde in den Enddarm eingeführt. Damit wird bei jeder Afterloading-Bestrahlung die Dosis an diesen beiden Organen noch während der Behandlung gemessen. So kann bei unerwartet hoher Strahlenbelastung im Bereich der Hinterwand der Harnblase oder der Vorderwand des Enddarms die Behandlung sofort abgebrochen werden.

Eine solche gynäkologische Bestrahlung in Afterloading-Technik dauert je nach notwendiger Ausdehnung etwa maximal zehn Minuten und einschließlich aller Vor- und Nachbereitungen etwa eine halbe Stunde. Das ist im Vergleich zu einer Bestrahlungszeit von bis zu 36 Stunden bei der veralteten Radium-Technik ein riesiger Fortschritt für die Patientinnen. So kann eine Afterloading-Therapie ambulant erfolgen. Wenn Ihnen als Patientin eine solche gynäkologische Afterloading-Bestrahlung bevorsteht, sollten Sie sich am besten eine gynäkologische Untersuchung vorstellen. Denn beide Methoden sind sehr ähnlich. Allerdings ist es häufig sehr sinnvoll aber nicht zwingend erforderlich, dass die Patientinnen eine Beruhigungsspritze (zum Beispiel mit dem Medikament Valium® oder noch besser mit dem Medikament Dormicum®) bekommen. Dadurch erleben die Patientinnen die Afterloading-Bestrahlung wesentlich entspannter und mit weniger Angst und erleichtern auch dem Arzt die Positionierung des Applikators, was die Behandlung noch einmal qualitativ besser und gleichzeitig auch noch einmal weniger belastend macht.

Wenn man von wenigen Ausnahmen absieht, erfolgen die Afterloading-Bestrahlungen im Abstand von einer Woche. Zu diesen Ausnahmen gehört unter Umständen die Situation einer Tumorblutung aus dem Bereich der Gebärmutter oder des Gebärmutterhalses. In sehr vielen Fällen gibt es in einer solchen Situation einer akuten Tumorblutung nicht die Möglichkeit einer sinnvollen Operation, weil entweder der auslösende Tumor zu groß oder der Zustand der Patientin zu schlecht ist. Dann ist es eine gute Lösung, um zunächst einmal die Blutung zu stillen, eine spezielle Afterloading-Therapie anzuwenden.

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