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Demonstration - Bestrahlungspläne - Mammakarzinom
 

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Bestrahlung der weiblichen Brust

Mammakarzinom

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Bösartige Erkrankungen der weiblichen Brust oder genauer gesagt der weiblichen Brustdrüse, die als Mammakarzinom bezeichnet werden, sind leider eine sehr häufige Erkrankung. Das Mammakarzinom ist die häufigste, bösartige Erkrankung der Frau. Das sind die schlechten Nachrichten. – Die gute Nachricht ist, dass in den letzten Jahren wirklich große Fortschritte bei der Behandlung des Mammakarzinoms gemacht wurden, so dass mit großem Abstand die meisten Patientinnen, die an einem solchen Tumor erkranken, wirklich und auf Dauer geheilt werden können. Dabei steht am Anfang der Therapie eines bereits diagnostizierten Mammakarzinoms eine Operation, bei der heute fast immer nur der Tumor mit einem Sicherheitsabstand entfernt wird, so dass der Großteil der Brust bestehen bleibt.

Das ist ein großer Fortschritt zu den Operationen früherer Zeiten, bei denen häufig nicht nur die Brust als solche, sondern auch der darunter liegende Brustmuskel entfernt wurde. Das waren schlicht und ergreifend verstümmelnde Operationen. Um den betroffenen Frauen diese Entstellung zu ersparen, entwickelte man operative Techniken, bei denen nur der Tumor entfernt wurde. Doch dann musste man lernen, dass selbst dann viele Tumoren in der operierten Brust zurückkamen, wenn man eigentlich ganz sicher war, den Tumor wirklich vollständig entfernt zu haben. Das konnte erst dann verhindert werden, als man die mit dem Tumor befallene Brust wieder vollständig entfernte.

Doch man forschte und überlegte die ganze Zeit, wie solche schlimmen, verstümmelnden Operationen vermieden werden könnten. Und schließlich fand man heraus, dass die besten Ergebnisse erreicht werden können, wenn man die Entfernung des Tumors mit einer anschließenden Bestrahlung kombiniert. Dadurch können heute bessere und vor allen Dingen auch sicherere Ergebnisse erzielt werden als mit der früheren noch so radikalen Entfernung der gesamten Brust.

Mit anderen Worten heißt das: Heute besteht der zentrale Schritt in der Therapie des Mammakarzinoms in einer so genannten brusterhaltenden Operation mit nachfolgender Bestrahlung der Brust. Mit anderen Worten muss auf die Entfernung des Tumors aus der Brust immer eine Bestrahlung folgen. Von dieser Regel gibt es so gut wie keine Ausnahme. Wirklich so gut wie keine Ausnahme! Und die wenigen Ausnahmen, die es tatsächlich gibt, sollten sehr, sehr sorgfältig überprüft werden.

Es ist eine sehr gute Entwicklung der letzten Jahre, dass immer mehr Wert auf gute kosmetische Ergebnisse gelegt wird. Die Operateure haben im Laufe der Zeit gelernt, so wenig Gewebe wie nur irgend möglich zu entfernen, ohne ein sicheres Ergebnis zu gefährden. Sollte es dabei nicht zu vermeiden sein, dass im Vergleich zu der gesunden Brust die operierte wesentlich kleiner ist, kann gegebenenfalls durch eine zweite Operation die gesunde Brust an die neuen Gegebenheiten angepasst werden. So sind sehr gute kosmetische Ergebnisse zu erzielen.

Vielleicht ist dieses sehr sinnvolle Streben nach guten kosmetischen Ergebnissen bei der operativen Behandlung des Mammakarzinoms dafür verantwortlich, dass manche Operateure meinen, die nachfolgende Bestrahlung würde diese guten Resultate reduzieren. Diese Meinung ist ganz klar falsch und sollte Sie sehr an der Qualifikation dieser Ärzte zweifeln lassen. Zum einen ist es, wie wir gleich darstellen werden, vollkommen falsch, dass gute, kosmetische Operationsergebnisse durch eine Bestrahlung verdorben werden. Zum anderen sollten Sie sehr, sehr, sehr misstrauisch werden, wenn Ihnen Ihr zukünftiger Operateur zusichert, er würde sie so operieren, dass eine anschließende Bestrahlung nicht notwendig wäre, was leider auch heute noch gar nicht so selten ist. Aber das gibt es nicht! Brusterhaltende Operationen und anschließende Bestrahlung der operierten Brust gehören sozusagen untrennbar zusammen.

Wenn die Diagnose eines Mammakarzinoms gestellt werden muss, erwarten die betroffene Frau gleich zwei niederschmetternde Probleme: Das eine ist die Diagnose einer bösartigen Erkrankung an sich mit all den möglichen Folgen bis zu einer Ausbreitung der Erkrankung auf den ganzen Körper, was bis zum Tod führen kann. Das andere ist die anstehende Operation, bei der bestenfalls ein Stück aus einer Brust entfernt wird. In der heutigen Gesellschaft herrscht ein Schönheitsideal, das eine Frau mit zwei schönen Brüsten fordert. Dieses Schönheitsideal wird uns Tag für Tag im Fernsehen, in Zeitschriften und eigentlich überall und ohne Unterlass vor Augen geführt. Deshalb ist die tumorbedingte Entfernung eines Stück Darms im Inneren des Bauchraums eine Sache und die Entfernung eines Teils der weiblichen Brust eine ganz andere Sache. So ist es zumindest gut zu verstehen, wenn immer wieder vor der anstehenden Operation eines Mammakarzinoms überlegt wird, wie der entstehende Defekt ausgeglichen werden kann. So gibt es (zumindest theoretisch!) die Möglichkeit, bei einem ausgedehnten Defekt ein Silikonkissen wie bei Brustvergrößerungen zu platzieren oder aber auch körpereigenes Gewebe aus dem Bereich des Bauchraums oder des Rückens zu verwenden, wobei gerade letzteres lange Narben hinterlässt.

Aber wir wollen hier ganz klar sagen, dass wir solche brustaufbauenden Verfahren dann sehr kritisch sehen, wenn sie mit der eigentlichen Tumoroperation zusammen vorgenommen werden. Es wird der Frau zwar möglicherweise erspart, ihre deformierte Brust zu erleben, doch werden dadurch auch alle folgenden Schritte sehr erschwert. In einzelnen Fällen ist ein solches Vorgehen sicher ein möglicher Weg, doch er sollte immer sehr kritisch überdacht werden. Nach unserer Meinung ist es in den meisten Fällen viel sinnvoller, zunächst einmal eine ganz ‚normale’, brusterhaltende Operation und dann die anschließende Therapie zu planen. Wenn dann alles gut gegangen ist, die ersten Kontrolluntersuchungen nach dem Ende der Therapie erfolgreich durchgeführt wurden und sich das Gewebe wieder beruhigt hat, kann eine operative Rekonstruktion der Brust in aller Ruhe angegangen werden.

Zur Bestrahlung nach Operation eines Mammakarzinom an sich: In aller Regel wird immer nur die operierte Brust und die unmittelbar angrenzende Wand des Brustkorbes bestrahlt. Das ist wichtig für die Abschätzung der möglichen Nebenwirkungen. Heute werden nur in Ausnahmefällen bei weit fortgeschrittenen Tumoren und/oder Befall der Lymphknoten die Achselhöhle oder die Region des Brustbeins bestrahlt. Aber wie wird das gemacht? Denn schließlich durchdringt die Strahlung eines modernen Linearbeschleunigers das Gewebe eines Menschen bei direkter Bestrahlung von vorne bis hinten und von oben bis unten und bestrahlt so alle Gewebe, die im Strahlenfeld liegen. Also ist es mit Sicherheit keine Lösung, die operierte Brust direkt von vorne zu bestrahlen, obwohl es wie die einfachste Lösung scheint, denn schließlich liegt von vorne gesehen unmittelbar unter der Brust Lungengewebe, das dann bis zum Rücken mitbestrahlt und damit ganz sicher erheblich geschädigt würde.

Deshalb wird bei der modernen Bestrahlung eines brusterhaltend operierten Mammakarzinoms von vorne und gegenüberliegend von hinten am Brustkorb vorbei gestrahlt. Sehen Sie sich unsere beispielhaften Bestrahlungspläne an. So ist es möglich, die gesamte, operierte Brust zu bestrahlen und die empfindliche Lunge fast vollkommen zu schonen. So wird von der Lunge lediglich ein sehr kleiner Teil im Bereich der vorderen Krümmung des Brustkorbes unmittelbar unterhalb der Brust mitbestrahlt. Dieser Lungenanteil nimmt dabei ganz sicher auch erheblichen Schaden, den Sie sich am besten wie eine Vernarbung vorstellen können. Aber es ist vollkommen undenkbar, dass sich diese saumförmige Vernarbung des mitbestrahlten Lungengewebes auf ihre Atemkapazität auswirkt, da dieser Anteil im Vergleich zum gesamten Lungenvolumen wirklich sehr klein ist. Hier gibt es Untersuchungen an jungen Leistungssportlerinnen, die aufgrund eines Mammakarzinoms bestrahlt wurden, und anschließend keine Einschränkung durch ihre Lungen hatten.

Aber was ist mit der ohne Zweifel sehr empfindlichen Haut der weiblichen Brust? Hier mussten wir in unseren strahlentherapeutischen Anfängen noch das erleben, was sich bis heute in den Köpfen der Menschen hält: Durch die damalige Bestrahlung mit Kobaltgeräten kam es in der Tat bei empfindlicher Haut zu einer Art von Verbrennung, die nicht nur schmerzhaft war sondern immer wieder auch Spuren hinterlassen hat. Aber diese Zeiten sind vorbei, denn Bestrahlungsgeräte mit Kobalt als Strahlenquelle werden heute nicht mehr eingesetzt, wofür es eine ganze Reihe guter Gründe gibt. Bei den heutigen Linearbeschleunigern gibt es diese Verbrennungen nicht mehr!

Es ist sehr schwer zu erklären, aber bei der Bestrahlung, die in den heutigen modernen Linearbeschleunigern entsteht, entwickelt sich die wirksame Strahlung aufgrund physikalischer Gesetzmäßigkeiten erst in dem durchstrahlten Körperteil. Deshalb wird die eigentlich gewünschte Dosis erst einige Millimeter unterhalb der Hautoberfläche erreicht, was in diesem Zusammenhang den Vorteil hat, dass die empfindliche Haut der Brust nicht so großen Strahlenbelastungen ausgesetzt ist, wie dies früher bei den Kobaltgeräten der Fall war. So kommt es heute zwar bei besonders empfindlichen Patientinnen noch zu mäßigen Rötungen und vielleicht sogar zu einer Bräunung der bestrahlten Haut, doch das, was man als ‚Verbrennung’ bezeichnen könnte, gibt es heute zum Glück nicht mehr. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass Sie die bestrahlte Haut möglichst wenig strapazieren und möglichst optimal pflegen. Das bedeutet, dass die Haut innerhalb der Markierungen für die Bestrahlung nicht mit Seife gewaschen werden darf und mehrmals am Tag mit Babypuder gepflegt werden sollte. Dann dürfte der Haut der bestrahlten Brust Nichts passieren!

Dennoch gibt es hin und wieder Probleme mit der Haut: Manchmal kommt es aufgrund der Form der Brust und der Verhältnisse des Tumors vor, dass die Haut bis in die untere Achselhöhle mitbestrahlt werden muss, wobei das in keiner Wiese heißt, dass die Lymphknoten der Achselhöhle bestrahlt werden. In dieser Situation wird aber ein Stück Haut bestrahlt, dass mit Haut auf der unmittelbaren Gegenseite während des ganzen Tages in Kontakt steht und an diesem zwangsläufig reibt. Außerdem ist es in der Achselhöhle immer ein wenig feucht. Diese Konstellation führt dazu, dass hier die Hautirritationen während und nach der Bestrahlung sehr viel größer sind als im Bereich der bestrahlten Brust selber. Da hilft auch noch so sorgfältiges pudern nicht. Im Bereich der Achselhöhle kommt es so immer wieder zu Hautschäden, die ein wenig an die früheren ‚Verbrennungen’ der Kobaltgeräte erinnern.

Um hier die Haut besser zu schonen und diese Schäden zu vermeiden, haben wir einen Tipp für Sie, der ursprünglich nicht von uns sondern von einer betroffenen Patientin ist: Nehmen Sie am besten ein Molton-Tuch (oder ein anderes Tuch aus Baumwolle) und schneiden Sie ein kreisrundes Stück aus, das einen Durchmesser von ungefähr 25 Zentimeter hat. Fassen Sie dieses runde Stück Baumwollstoff ein wenig eingefasst ein, nähen Sie genau quer darüber ein Stoßband oder ein vergleichbares Band, dessen Enden an beiden Seiten circa 30 cm überstehen. Diese Sonderanfertigung können Sie dann mit einem Knoten auf der Schulter unter die Achselhöhle binden, so dass die Haut beider Seiten hier keinen direkten Kontakt mehr hat. Damit das Stoßband nicht über die Schulter rutscht, können Sie das Stoßband darüber hinaus am Träger Ihres BHs befestigen. – Diese überaus praktische Idee einer unsere früheren Patientinnen hat in der Zwischenzeit sehr vielen anderen Patientinnen geholfen, ihre Haut im Bereich der unteren Achselhöhle bei einer Bestrahlung zu schonen.

Eine ganze Reihe von Patientinnen erhält vor der Bestrahlung aus Gründen, auf die wir hier nicht näher eingehen wollen, eine Chemotherapie. Dabei ist aus Sicht der Bestrahlung zu berücksichtigen, dass zumindest einige chemotherapeutisch wirksame Medikamente die Empfindlichkeit der Haut gegenüber der Bestrahlung deutlich steigern. Hierzu gehören besonders die so genannten Anthrazykline, von denen Sie viele an ihrer leuchtenden roten Farbe erkennen können. Und trotzdem ist auch diese Situation in aller Regel nicht ausreichend, die bestrahlte Haut im Bereich der Brust schwerwiegend zu schädigen.

Zusammenfassend sollten Sie über die Bestrahlung nach einem operierten Mammakarzinom zwei Dinge wissen:

·      Auf die brusterhaltende Operation eines Mammakarzinoms muss (bis auf ganz, ganz wenige Ausnahmen) eine Bestrahlung der Brust folgen, damit die Gefahr, die von verbliebenen Tumorzellen ausgeht, möglichst weitgehend reduziert wird.

·      Eine Bestrahlung der Brust ist heute ohne wirklich bedeutsame Nebenwirkungen für die jeweilige Patientin möglich. Punkt.

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