Krebsnetz - Ein Ratgeber für Patienten und Angehörige zum Thema "Krebs"
Behandlung Demonstration Berichte Information

Diagnosen - HNO-Karzinome - Psychologische Hilfe I
 

Einführung I

Einführung II

Diagnostik

Therapie

Sprachtherapie

Psychologische Hilfe I

Psychologische Hilfe II

"Erste Hilfe"

Nachsorge

Lexikon

 

 

 

Die psychische Situation des Kehlkopfoperierten

Eine Krebserkrankung verändert das Leben jedes Patienten tiefgreifend; geht der Verlust der persönlichen Stimme damit einher, gilt dies sicher umso mehr. Die volle Tragweite dieses Eingriffs wird vielen Betroffenen wahrscheinlich erst nach der Entlassung aus dem Krankenhaus bewusst. Sie reagieren zeitweise mit depressiven Verstimmungszuständen, Reizbarkeit und der Neigung, sich abzukapseln. Solche Reaktionen sind natürlich und sehr menschlich. Es ist wichtig und richtig, diese Gefühle nicht vor sich selbst und anderen zu verleugnen. Man muss sie sich ein- gestehen und zunächst zulassen - ein erster Schritt, um diese Rückzugs- und depressiven Verstimmungsreaktionen zu überwinden.

Aber: Dieser Zustand darf nur ein vorübergehender sein. Sie sollten einen erheblichen Teil Ihrer Energie und Ihrer Willenskraft dafür einsetzen, wieder zu einem normalen Leben mit normalen menschlichen Kontakten zurückzufinden.

Ihre Familie, ihre Freunde und Kollegen werden Sie in Ihren Bestrebungen unterstützen. Sie sollten aber daran denken, dass auch sie mit Anpassungsschwierigkeiten fertig werden müssen. Nur durch gemeinsame Anstrengungen, die durch Offenheit, Vertrauen, Rücksicht und Respekt gekennzeichnet sein müssen, werden alle von der Erkrankung Betroffenen ein neues Gleichgewicht für das zukünftige Zusammenleben finden können.

Stellen Sie sich von vornherein darauf ein, dass es bis zum Erreichen dieses Zieles immer wieder zu Spannungen und Konflikten kommen kann, insbesondere solange Sie noch nicht gut sprechen können.

·         Suchen Sie ganz bewusst Kontakt zu anderen Menschen, auch wenn es Ihnen anfangs schwer fällt.

·         Gehen Sie Ihren Hobbys wieder nach und nehmen Sie Anteil am Geschehen in Ihrer Umwelt.

·         Konzentrieren Sie sich darauf, rasch wieder sprechen zu lernen, und lernen Sie die Pflege des Tracheostomas. Je schneller Ihnen dies beides gelingt, desto eher gewinnen Sie Ihr Selbstvertrauen im Umgang mit anderen Menschen zurück.

·         Nehmen Sie die zunehmenden Erfolge, sich mit Ihrer neuen Stimme verständlich zu machen, ganz bewusst wahr und erzählen Sie sie weiter. Dies wird Ihnen Mut machen, die notwendige Ausdauer für weitere Verbesserungen geben und helfen, depressive Gefühle zu überwinden.

·         Zeigen Sie Ihrer Familie und Ihren Freunden gegenüber Geduld: Auch diese müssen das richtige Verhalten Ihnen gegenüber lernen.

·         Machen Sie Freunden, Arbeitskollegen und Nachbarn klar, dass ihre Gesellschaft, häufige gemeinsame Unternehmungen sowie ein ganz normaler Umgang mit Ihnen hilfreich sind, mit der neuen Situation fertig zu werden.

·         Gehen Sie von sich aus auf andere zu, wenn diese unsicher sind, wie sie sich Ihnen gegenüber verhalten sollen. Nur Sie können ihnen diese Angst und Unsicherheit nehmen.

·         Suchen Sie den Kontakt zu ebenfalls Betroffenen.

·         Lassen Sie sich durch Rückschläge nicht entmutigen. Sagen Sie sich immer wieder, dass Sie stark sind und es schaffen werden.

·         Ziehen Sie sich nicht zurück, wenn erste Verständigungsversuche mit anderen Menschen scheitern. Seien Sie gewiss, dass die meisten Menschen Ihren Wunsch nach Gemeinschaft und wechselseitigem Verstehen teilen.

·         Haben Sie Geduld mit sich selbst - aber entwickeln Sie auch einen gesunden Ehrgeiz, Fortschritte zu machen.

·         Lassen Sie sich von Ihrer Familie nicht bevormunden und von Alltagsentscheidungen fernhalten. Sie haben zwar vorübergehend Ihre Stimme verloren, aber nicht Ihren gesunden Menschenverstand und Ihr Urteils- und Entscheidungsvermögen.

Wenn in der Partnerbeziehung die Sexualität vor der Entfernung des Kehlkopfes eine wichtige Rolle gespielt hat, gibt es auf Dauer gesehen keinen Grund, warum es nicht auch weiterhin so bleiben sollte. In einer liebevollen, von Rücksicht und Ehrlichkeit getragenen Beziehung lassen sich eventuell ästhetische Anpassungsprobleme überwinden (z.B. kann sich der Partner durch Atemluft oder Geräusche aus dem Tracheostoma gestört fühlen). Sie dürfen nicht gekränkt sein oder ungeduldig werden, wenn Sie anfangs sexuelle Hemmungen bei Ihrer Partnerin/Ihrem Partner spüren. Sie müssen ihr/ihm solche ehrlichen Reaktionen zugestehen und bedenken, dass ein glückliches Sexualleben vor allem davon bestimmt wird, wie gut sich die Partner in den übrigen Lebensbereichen des Alltags verstehen und aufeinander eingehen.

 


 

StartseiteSeitenanfang

DiagnosenBehandlungDemonstrationBerichteInformation