Krebsnetz - Ein Ratgeber für Patienten und Angehörige zum Thema "Krebs"
Behandlung Demonstration Berichte Information

Behandlung - Ernährung - Grundlagen
 

Grundlagen

Vitamine

"Krebsdiät"

Therapieunterstützung

künstliche Ernährung

Vollwerternährung

Zusammenfassung

Lexikon

 

 

 

Ernährung bei Tumorpatienten

Ernährung wurde schon immer mit Gesundheit und Krankheit in Zusammenhang gebracht. So wie bekannt ist, dass unzureichende Ernährung zu Erkrankungen führt, so werden seit eh und je bestimmten Lebensmitteln oder Ernährungsweisen gesundheitsfördernde Wirkungen nachgesagt. Hier gibt es diverse Erkenntnisse, Erfahrungen, Vorstellungen, Vorurteile, aber auch Bedürfnisse, so dass wir es für notwendig halten, eine Schrift über Ernährungsprobleme unter dem Aspekt der bösartigen Tumorerkrankungen herauszugeben.

Die vielen Anfragen zu diesem Thema haben uns gezeigt, welchen hohen Stellenwert eindeutige und verständliche Empfehlungen für Krebspatienten haben. Zwar erhalten Sie als Konsument heutzutage schon eine Fülle von Informationen über Ernährung: Tageszeitungen, Magazine, Broschüren der gesundheitlichen Aufklärung, Kundenzeitschriften und nicht zuletzt die Werbung stellen „gesunde" und „ungesunde" Inhaltsstoffe in Lebensmitteln heraus und propagieren entsprechende Verhaltensweisen. Doch gerade die Vielfalt an Informationen und nicht selten widersprüchliche Aussagen können verunsichern.

Dabei sind Tumorpatienten nicht nur wegen bestimmter Beschwerden oder Organverluste auf sinnvolle Empfehlungen angewiesen, sondern sie sind oft auch hochmotiviert, ihre Ernährungsgewohnheiten zugunsten ihrer Gesundheit umzustellen. Sie haben ein besonderes Interesse an der Frage, inwieweit durch Essen und Trinken ihre weitere Gesundung positiv zu beeinflussen ist. Diätetische Maßnahmen für Krebspatienten sind daher meist Gegenstand unkonventioneller Heilmethoden und der „Alternativmedizin". Weil nicht alles, was zu diesem Thema veröffentlicht wird, „Hand und Fuß" hat, ist es für uns ein besonderes Anliegen, diese Fragen aufzugreifen und zu klären.

Dass aber grundsätzlich die Art der Ernährung in das Gesamtkonzept der Behandlung von Tumorleiden hineingehört, ist eine Erkenntnis, die sich mehr und mehr durchsetzt. Dieser Ratgeber „Ernährung bei Krebs" will in erster Linie für Krebspatienten und Angehörige, aber auch für Fachpersonal, das mit diesen Problemen befasst ist, die vielen Informationen ordnen und übersichtlich gegliedert darstellen. Sie soll selbstverständlich keine Fachberatung und keine ärztliche Anweisung ersetzen, denn jeder Einzelfall und die Art der Erkrankung erfordert eine gesonderte Beurteilung. Aber Sie als Patient oder Angehöriger können durch mehr Wissen und Übersicht sinnvolle Empfehlungen und notwendige Richtlinien besser verstehen und umsetzen, was besonders auch für die Zeit nach einer onkologischen Therapie gilt. Vorbeugende Maßnahmen und Beiträge zur Sekundärprävention können sich in diesem Stadium durchaus überschneiden. Im Folgenden werden deshalb die Zusammenhänge zwischen Krebs und Ernährung allgemeinverständlich erläutert, alternative und ergänzende Kostformen kritisch betrachtet und Empfehlungen für die Ernährung während der Krebstherapie gegeben. Schließlich wird eine bedarfsgerechte, vollwertige und schadstoffarme Ernährung dargestellt, die den Krebsbetroffenen - wie den nicht betroffenen Bürger - dauerhaft so gut wie möglich ernähren soll. Die warenkundlichen Informationen sollen das Interesse wecken, sich in speziellen Veranstaltungen noch weiter mit dem Thema Ernährung zu beschäftigen.

Die Entwicklung einer Tumorerkrankung bis zur klinischen Manifestation läuft in mehreren Schritten ab und wird von verschiedensten Faktoren beeinflusst. Neben genetischen und weiteren endogenen Einflüssen kommen dabei exogenen Einflüssen wie Umweltbedingungen, Strahlen und Viren eine große Bedeutung zu. Inwieweit die Ernährung einen Einfluss auf die Krebsentstehung hat, ist, von wenigen Tumorarten abgesehen - hier muss besonders die sehr negative Kombination Alkohol und Nikotin, aber auch die ballaststoffarme Ernährung erwähnt werden -, bisher noch nicht belegt. Andererseits ist aber verständlich, dass durch bedarfsgerechte und schadstoffarme Ernährung der einzelne Mensch zur Verbesserung seines Gesundheitszustandes beitragen kann – und damit einen somalisch und psychisch günstigen Einfluss haben dürfte. Dagegen ist die positive Beeinflussung einer schon bestehenden Tumorerkrankung durch Essensumstellung unwahrscheinlich, und auch die bestmögliche Ernährung kann eine gezielte medizinische Therapie allenfalls ergänzen, niemals aber ersetzen.

Wenn auch die Zusammenhänge zwischen Essgewohnheiten und Krebs noch in vielen Bereichen ungeklärt sind, stellt die Beschäftigung mit der Ernährung für die Krebspatienten eine Möglichkeit dar, selbst aktiv Einfluss auf ihren Gesundheitszustand zu nehmen. In diesem Sinne gibt dieser Ratgeber durch präzise Fragen und knappe, abgewogene Antworten und Empfehlungen zur Ernährung in vielen schwierigen Situationen.

Einfluss der Ernährung auf die Entstehung von Krebs

Ernährung ist ein vieldiskutiertes und dabei heißumstrittenes Thema. Essen ist notwendig, gibt Kraft und macht Spaß; aber Essen ist auch ein Teil von Kultur und Gewohnheit, nicht zu trennen von der Psyche und manchmal ein Stück Weltanschauung und Lebensstil. Empfehlungen über „richtige" Ernährung reichen von „möglichst vielseitig", aber ohne große Einschränkungen, bis zu einseitigen Kostplänen mit vielen Verboten.

Weil zu wenig, zu viel oder falsches Essen krank macht, können durch richtige Ernährung Krankheiten verhütet oder eine Besserung erzielt werden.

Das Krebswachstum ist aber nicht allein ernährungsabhängig, sondern ein komplizierter und vielschichtiger Prozess. Auf Umweltverschmutzung, Arbeitsplatzbedingungen, Strahlung, Viren und Vererbung hat der einzelne Mensch und Ratsuchende keinen Einfluss, aber er kann seinen „Lebensstil" verändern, dessen Zusammenhang mit dem Krebsgeschehen immer deutlicher wird.

Inwieweit bestimmte Ernährungsgewohnheiten für die Entstehung von Krebs eine Rolle spielen, ist sehr schwierig zu erforschen, doch liegen heute einige Erkenntnisse vor, die für die Krebsverhütung von Bedeutung sind. Wer bereits an Krebs erkrankt ist, wird sich fragen, ob es noch notwendig und sinnvoll ist, sich mit diesem Kapitel auseinanderzusetzen. Es ist aber bewusst an den Anfang dieses Ratgebers gestellt, um einerseits Zusammenhänge zwischen Ernährung und Krebs zu verdeutlichen

und andererseits abzugrenzen, was richtige Ernährung „leisten" kann und was nicht. Bestimmte Erkenntnisse könnten bei vielen Patienten schon während der Therapie und schließlich in der Nachsorge berücksichtigt werden. Was für Gesunde gilt, kann auch für manchen Krebspatienten von Bedeutung sein (Sekundärprävention).

Versuche, Laboruntersuchungen und Studien an der Bevölkerung weisen daraufhin, dass die Ernährungsweise und bestimmte Nahrungsbestandteile Einfluss auf die Entstehung verschiedener Krebserkrankungen haben:

·          Überernährung und Übergewicht

·          bestimmte Lebensmittel im Übermaß, z.B. Fett, Eiweiß (Protein), Alkohol, Salz, Kaffee, ein Zuwenig an bestimmten Nahrungsbestandteilen wie Ballaststoffe, Eiweiß, Vitamine, Mineral Stoffe und pflanzliche Färb- und Aromastoffe

·          natürliche Schadstoffe, z.B. Schimmelpilzgift (Aflatoxin), Braunfäule (Patulin) und ranzige Fette

·          Schadstoffe, die während der Erzeugung und Verarbeitung ungewollt oder gewollt in das Lebensmittel gelangen: Rückstände von Düngemitteln (Nitrat), Umweltgifte (Blei, Cadmium; Benzpyren aus Benzinmotoren und Industrieabgasen), bestimmte Lebensmittelzusatzstoffe (Nitritpökelsalz bildet Nitrosamine), Verbrennungsrückstände beim Räuchern und Grillen (Benzpyrene u.a. krebserregende Kohlenwasserstoffe), Schadstoffe, die durch starkes Erhitzen entstehen (Peroxide in Öl, zersetztes Eiweiß in Fleisch).

Übergewicht und Fehlernährung begünstigen die Entwicklung von Krebs

Übergewicht gilt als Risikofaktor für Tumoren an weiblichen Geschlechtsorganen, Brustdrüse, Gallenblase und Dickdarm. Ein hoher Fettverzehr steht in Zusammenhang mit Krebs an Dickdarm und Vorsteherdrüse (Prostata). In den Industrieländern werden pro Tag 100-160 g Fett verzehrt, mit einem hohen Anteil an Schlachtfett aus Fleisch und Wurst. Viel Fett in der Nahrung bedeutet, dass reichlich Verdauungssäfte ausgeschüttet werden. Gallensäuren können aber von der Darmflora zu Substanzen abgebaut werden, die krebserzeugend auf den Dickdarm wirken. Hinzu kommt das Fehlen von Ballaststoffen in unserer modernen, verfeinerten Nahrung. Ballaststoffe sind pflanzliche Faser- und Quellstoffe, die beispielsweise beim Mahlen von Getreide zu „weißem" Mehl (Type 405) entfernt werden. Um die Jahrhundertwende, als man noch mehr Getreide, Getreidearten (Gerste, Hafer, Dinkel, Grünkern, Buchweizen) und Hülsenfrüchte aß, nahm ein Mensch etwa 100 g Ballaststoffe am Tag auf; heute sind es täglich nur noch 20 g. Ballaststoffarme Ernährung ist deshalb so schädlich, weil die Verweildauer der Nahrung im Darm ungleich länger ist als bei faserreicher Kost und Schadstoffe nicht schnell genug ausgeschieden werden. Ballaststoffe aus Kleie, Gemüse und Obst können auch direkt krebserregende Substanzen binden bzw. ihre Entstehung verhindern.

Durch mehrere neue Studien, in denen zahlreiche Männer über einige Jahre beobachtet wurden, hat sich bestätigt, dass ein hoher Konsum an tierischen Fetten das Auftreten von Prostatakarzinomen fördert. Weniger Fett aus Fleisch und Wurst zu verzehren, gilt als die wichtigste vorbeugende Maßnahme gegen diese Krebsart. Fischölen wird eine Schutzwirkung gegenüber Darmkrebs zugeschrieben. Wichtig dabei ist, dass die Gesamtfettmenge gering ist und nur der Anteil an Fischölen gesteigert wird. Einige Pflanzenfette mit hohem Gehalt an Linolsäure (z.B. Distelöl) wirkten sich in Tierversuchen ungünstig aus; ein extremer Konsum ist - auch aus anderen Gründen - nicht ratsam.

Eiweiß oder Proteine werden als Bausteine für Körpersubstanzen benötigt. Ein Zuwenig kann die Abwehrkräfte schwächen und damit die Entstehung von Krebs fördern. Andererseits scheint ein hoher Eiweißkonsum, insbesondere in Form von stark gebräuntem Fleisch, die Entwicklung von Dickdarmkrebs zu begünstigen.

Fest steht, dass regelmäßiger und hoher Alkoholkonsum einige Krebsarten begünstigt: Mund-, Rachen- und Speiseröhren- sowie Brustkrebs treten bei Menschen mit regelmäßigem Alkoholkonsum häufiger auf als bei Personen, die selten Alkohol trinken. Hochprozentige Spirituosen, also Schnäpse, und gleichzeitiges Rauchen bergen ein besonders hohes Risiko. Auch Kaffee sollte mit Vorsicht genossen werden. Einige Studien weisen darauf hin, dass bei hohem Kaffeekonsum Blasenkrebs verstärkt auftritt. Allerdings sind starke Kaffeetrinker meistens auch Raucher, so dass die Erkrankungsgefahr durch die Kombination erhöht werden kann. Stark gesalzene und gepökelte Speisen können zur Entstehung von Krebs in der Mundhöhle und im Magen beitragen. Chronische Magenschleimhautentzündungen und ein Mangel an Magensäure erhöhen das Risiko.

 


 

StartseiteSeitenanfang

DiagnosenBehandlungDemonstrationBerichteInformation