Krebsnetz - Ein Ratgeber für Patienten und Angehörige zum Thema "Krebs"
Behandlung Demonstration Berichte Information

Behandlung - Ernährung - "Krebsdiät"
 

Grundlagen

Vitamine

"Krebsdiät"

Therapieunterstützung

künstliche Ernährung

Vollwerternährung

Zusammenfassung

Lexikon

 

 

 

Gibt es eine „Krebsdiät"?

Gibt es eine alternative Ernährungstherapie?

Viele Krebspatienten suchen nach Möglichkeiten, selbst aktiv ihren Gesundheitszustand zu verbessern. Dies ist im Bereich der Ernährung durchaus zu verwirklichen, wenn die Patienten genaue und begründete Empfehlungen an die Hand bekommen. Allerdings wurde in den vergangenen Jahrzehnten eine Vielzahl von Diätempfehlungen für Krebskranke veröffentlicht, die sogar eine Heilung versprachen und krebsbetroffene Menschen verleiteten, auf medizinische Behandlung zu verzichten. Viele dieser so genannten „Krebsdiäten" sorgten zwar für Schlagzeilen, blieben aber den Beweis ihrer Wirksamkeit schuldig.

Nachfolgend werden die bekanntesten Empfehlungen sogenannter alternativer oder ergänzender Ernährungstherapien dargestellt und bewertet:

·         Die Milchsäurekost nach Kuhl stellt sich als „Schutzkost gegen Krebs" dar. Es ist eine laktovegetabile (Milch-Pflanzen) Ernährungsweise mit einem hohen Anteil milchsäurehaltiger Lebensmittel wie Buttermilch, Sauermilch, Joghurt und Quark.

·         Die Kuhlsche Kost ist fettarm (keine tierischen Fette außer Sauerrahmbutter), verbietet Zucker, Honig und alle gesüßten Lebensmittel sowie „entwertete" Stärkeprodukte (Weißbrot, Kuchen, Nudeln usw.). Diese Kostform soll auf den Stoffwechsel in den Zellen bzw. Krebszellen wirken, Gärung vermeiden und den Milchsäurehaushalt günstig beeinflussen. Kuhls Theorie stützt sich auf die Ausführungen von Warburg, der die Gärung in den Zellen, also Sauerstoffmangel, für das Tumorwachstum verantwortlich machte. Neuere Untersuchungen zeigen aber, dass die Gärung in Krebszellen nicht Ursache, sondern Folge des schnellen Tumorwachstums ist.

·         Zabel misst der Ernährungstherapie bei Krebspatienten eine große Bedeutung bei: Sie sei eine Grundlage, ohne die andere Behandlungsmethoden sich nicht voll auswirken könnten, stelle aber keinen Ersatz dar. Auch Zabel bezieht sich noch auf die Warburgsche Theorie von der Gärung der Krebszelle. Eine knappe Ernährung mit hohem Gehalt an Wirkstoffen soll die vorliegende Stoffwechselentgleisung bekämpfen. Dazu gehören magere Milch- und Sauermilchprodukte, Vollschrote und -mehle, Rohkost, gekochte Gemüse und kaltgepresste Öle mit hohem Anteil an hochungesättigten Fettsäuren. Verboten sind fette, zu eiweißreiche und gezuckerte Lebensmittel. Gelegentlich ist der Verzehr von magerem Rind- und Kalbfleisch, Vorzugsmilch und Süßigkeiten mit Fruchtzucker erlaubt.

·         Bircher-Benner sieht die Harnsäure als einen Faktor der Krebsentstehung an. Die Kost soll demnach arm an harnsäurebildenden Substanzen sein, was einen Verzicht auf Fleisch bedeutet. Im Übrigen propagiert Bircher-Benner pflanzliche Rohnahrung und kritisiert die übliche Fehlernährung der zivilisierten Menschen. Wie Warburg und Kuhl macht Bircher-Benner die Übersäuerung von Geweben für die Krebsentstehung verantwortlich. Dem Säure-Basen-Gleichgewicht wird aber nach heutigen Erkenntnissen in vielen „alternativen" Kostformen eine zu große Bedeutung beigemessen. Die Empfehlung, den Fleischkonsum zu reduzieren, entspricht jedoch modernen Erkenntnissen.

·         Die Empfehlungen von Windstoßer ähneln denen von Zabel, Bircher-Benner und Kollath (Vollwert-Ernährung, vgl. unten). Übergewichtigen Patienten erlaubt er ab und zu ein bis zwei Fastentage; eine längere Zeit sei nicht angebracht. Windstoßer sieht in einer optimalen Ernährung eine Erleichterung für den Krebskranken und einen Beitrag zu seiner Heilung.

·         Veröffentlichungen darüber, dass Rote Beete das Krebswachstum bremsen könne, haben sich in der Vorstellung der Bevölkerung bis heute gehalten. Seeger sieht die Bedeutung der Roten Beete in ihrem Gehalt an Wirkstoffen, die den entgleisten Stoffwechsel günstig beeinflussen. Der Autor überbewertet aber eine Reihe von aufgeführten Stoffen wie Aminosäuren (Eiweißbestandteile), Vitamine und Mineralstoffe, die in der Roten Beete in vergleichsweise geringer Menge enthalten sind. Das angeführte Vitamin P spielt aber heute keine Rolle mehr, weil eine Vitaminwirkung nicht zu beweisen war. Allerdings besitzt diese Substanz wie der rote Farbstoff Betanin eine Schutzwirkung gegenüber Vitamin C und Fetten (sekundäre Pflanzenstoffe).

·         Schmidt spricht von einer Besserung und Unterstützung der klassischen Krebstherapie durch Rote Beete-Präparate, nicht von einer Heilung.

·         Die „Krebstherapie" nach Gerson ist eine salzfreie Ernährung, die hauptsächlich aus Säften, rohen Früchten und Salaten, gekochtem Gemüse, Kartoffeln, Haferflocken und salzlosem Roggenbrot besteht. Zusätzlich wird frischer Kalbslebersaft gegeben. Der Natrium-Kalium-Haushalt des Körpers soll beeinflusst und ein normaler Stoffwechsel erreicht werden. Einläufe sollen den Körper entgiften und künstlicher Magensaft die Verdauung anregen. Die Theorie, dass durch diese Diät eine Stoffwechsellage erreicht werde, die kein Krebswachstum zuließe, ist jedoch nicht bewiesen.

Bei folgenden Diätempfehlungen muss auf gefährliche Nebenwirkungen hingewiesen werden:

·         Leupold behandelte seine Patienten bei einer zucker- und stärkearmen Diät mit Insulin, einem Hormon, das den Zuckerspiegel senkt. Diese Therapie versagte bei klinischer Nachprüfung und führte zu bedenklicher Unterzuckerung des Blutes.

·         Krebs ergänzte eine vegetarische Diät mit einer blausäurehaltigen Substanz, wie sie in Aprikosenkernen vorkommt (Amygdalin), den Vitaminen A, C, E und B sowie Verdauungssäften der Bauchspeicheldrüse. Eine Studie in den USA konnte keine therapeutische Wirkung, jedoch häufig Blausäurevergiftungen durch das Amygdalin feststellen.

·         Die makrobiotische Ernährungsweise ist ebenfalls mit Risiken verbunden, wenn es sich um die strenge Form handelt (ausschließlich Getreideernährung).

·         Der Begründer der „modernen" makrobiotischen Ernährungslehre ist der japanische Philosoph Oshawa. Seine Ernährungsempfehlungen stehen nicht isoliert, sondern sind eingebettet in eine asiatische Weltanschauung und Religion, die aus dem chinesischen Zen-Buddhismus hervorgeht. Nach Ansicht von Oshawa können alle Krankheiten, einschließlich Krebs, durch die makrobiotische Lebensweise verhindert oder geheilt wird. Eine Therapie mit Arzneimitteln und chirurgische Eingriffe werden abgelehnt.

·         Kushi setzte die Verbreitung von Oshawas Lehren fort. Er gilt als Vertreter einer gemäßigten makrobiotischen Ernährungsweise und propagiert insbesondere eine Krebsvorbeugungsdiät. Berichte über Menschen, die sich auf wundersame Weise mit makrobiotischer Ernährung selbst heilten, vermitteln den Eindruck, Krebs sei allein mit dieser Ernährungsweise zu bekämpfen. Bei Misserfolg wird der Patient verantwortlich gemacht, der sich nicht konsequent genug an die Diät gehalten habe. Ernährungsphysiologisch gesehen enthält die strenge makrobiotische Kostform zu wenig lebensnotwendige Nährstoffe, was zu ernsthaften Gesundheitsschäden führen kann. Die mäßigeren Formen führen nicht zu Mangelernährung; aber die Empfehlungen, bei hohem Salzverzehr wenig zu trinken und auf Salat und Obst zu verzichten, sind abzulehnen.

·         Gewarnt werden muss auch vor Fastenkuren. Sie führen schon sehr bald zu einer Mangelernährung: Enormer Gewichtsverlust und eine Schwächung des Abwehrsystems sind die Folge. Der Tumor bildet sich zwar vorübergehend zurück, aber er vergrößert sich wieder bei normaler Ernährung. Die 42tägige Fastenkur nach Breuß, in der nur Gemüsesäfte und Tees verabreicht werden, kann für manche Patienten lebensgefährlich werden.

Nach dem derzeitigen Wissensstand gibt es keine „Diät", die einen vorhandenen Tumor beseitigt, also eine medizinische Behandlung ersetzen würde.

Eine Reihe der dargestellten Diäten entspricht einer vegetarischen oder vollwertigen Ernährung, die zwar den Gesundheitszustand verbessert, aber kein „Heilmittel" gegen Krebs ist. Vor einigen Ernährungstherapien muss sogar gewarnt werden, sie haben gefährliche Nebenwirkungen. Aufgabe der Ernährung ist es, den Körper so gut wie möglich mit Energie, „Bausteinen" und Wirkstoffen zu versorgen. Sowohl ein Mangel als auch ein Übermaß an bestimmten Nährstoffen kann zu Entgleisungen führen. Solche ernährungsbedingten Krankheiten lassen sich häufig durch Diäten heilen oder bessern, indem Patienten einzelne Lebensmittel nicht mehr verzehren oder andere bevorzugen sollen (Ernährungstherapie). Doch das Krebswachstum ist nicht allein ernährungsabhängig, sondern ein komplizierter und vielschichtiger Prozess, der sich nur mit einer Diät nicht bekämpfen lässt.

 


 

StartseiteSeitenanfang

DiagnosenBehandlungDemonstrationBerichteInformation