Krebsnetz - Ein Ratgeber für Patienten und Angehörige zum Thema "Krebs"
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Behandlung - Ernährung - künstliche Ernährung
 

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"Krebsdiät"

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künstliche Ernährung

Vollwerternährung

Zusammenfassung

Lexikon

 

 

 

Künstliche Ernährung

Reicht die normale Ernährung (oral) nicht aus, um größere Gewichtsverluste zu vermeiden, ist eine flüssige, nährstoffreiche Zusatznahrung notwendig (vgl. oben) oder schließlich künstliche Ernährung. Magen-Darm-Sonden (enterale Ernährung) sind heute weniger unangenehm als früher und können auch ambulant angewendet werden. Die parenterale oder intravenöse Ernährung durch Infusionen in Venenkatheter wird meist erst bei Operationen im Kopf-Hals-Bereich oder an Magen- und Darmtumoren angewendet. Aus verschiedensten Gründen ist jedoch die normale Ernährung so lange wie möglich der künstlichen vorzuziehen. Nach Operationen an Verdauungsorganen wie Magen, Darm und Bauchspeicheldrüse (Pankreas) werden Ihnen Ärzte und Diätassistentinnen während des Krankenhausaufenthaltes Anweisungen und Empfehlungen für Ihre künftige Ernährung geben.

Zuhause sind viele Patienten recht unsicher in Ernährungsfragen. In dieser Broschüre werden für bestimmte Probleme Lösungen aufgezeigt, die meistens schon weiterhelfen können. Eine ergänzende ambulante Beratung und Betreuung ist jedoch sinnvoll, da hier auf Sie und Ihre ganz persönlichen Probleme, Wünsche und Bedürfnisse eingegangen werden kann. Eine enge Zusammenarbeit mit dem behandelnden, meist niedergelassenen Arzt ist dabei Voraussetzung.

Ernährung nach Magenoperation

Wenn wegen eines Tumors Teile des Magens entfernt worden sind, können zwei Arten von Beschwerden auftreten:

·         Druck- und Völlegefühl, Übelkeit und Erbrechen  wegen des „kleinen Magens";

·         die Nahrung „fällt" zu rasch in den Dünndarm (Dumping-Syndrom). Der Patient leidet unter Kreislaufstörungen, Blutdruckabfall und Unterzuckerung.

·         Halten Sie die Empfehlungen der Magen-Darm-Variante vollwertiger Ernährung ein; nehmen Sie besonders konsequent mehrere kleine Mahlzeiten zu sich.

·         Meiden Sie zuckerhaltige Speisen, insbesondere zuckerhaltige Milchbreie.

·         Meiden Sie Milch bei Unverträglichkeit (gesäuerte Milchprodukte versuchen).

·         Verwenden Sie eventuell MCT-Fette.

·         Trinken Sie nur zwischen den Mahlzeiten.

·         Essen Sie eventuell im Liegen oder legen Sie sich nach dem Essen hin.

·         Legen Sie sich nicht hin, wenn der Magen völlig fehlt: Das Essen kann sonst in die Speiseröhre zurückfließen.

Im Übrigen wird Ihr Arzt entscheiden, ob Sie Medikamente mit Salzsäure und bestimmten Vitaminen und Mineralstoffen einnehmen müssen.

Ernährung nach Darmoperation

Viele Darmoperierte und besonders Stomaträger (Stoma = künstlicher Darmausgang) klagen über Leibschmerzen, unregelmäßige Stühle oder Durchfall und Blähungen. Sie sind entsprechend „vorsichtig" in der Auswahl ihrer Nahrung und neigen dazu, sich einseitig zu ernähren. Für den Darmkrebspatienten gelten grundsätzlich die oben aufgeführten Empfehlungen der Magen-Darm-Variante vollwertiger Ernährung. Diese muss nach der Operation langsam aufgebaut werden. Schon im Krankenhaus beginnend, soll jeden Tag nur ein neues Nahrungsmittel in kleinen Mengen ausprobiert werden. Dabei empfiehlt es sich, ein Ernährungstagebuch zu führen. So erhalten Patienten einen Überblick, was sie wann in welchen Mengen gegessen haben, wann und wie die Verdauung war. Zusätzlich können folgende Maßnahmen notwendig sein:

·         Bei dünnflüssigen Ausscheidungen müssen Sie reichlich trinken, da der Körper sonst „austrocknet". Empfehlenswert sind stille Mineralwässer, Kräuter- und Früchtetees, Schwarztee und Gemüsesäfte, insgesamt 2 bis 3 Liter am Tag. Trinken Sie immer zwischen den Mahlzeiten.

·         Ballaststoffe regeln die Stuhlbeschaffenheit. Einerseits bindet z.B. Weizenkleie Wasser und dickt den Stuhl ein, andererseits führen zu viele Ballaststoffe ab, z.B. aus rohem Obst und Gemüse sowie grobschrotigen Getreidespeisen.

·         Essen Sie bei Durchfällen wenig frisches Obst, keine blähenden Gemüse und Salate. Gemuste Banane oder geriebene Äpfel und Möhren sind oft günstig. Bevorzugen Sie Getreidediätbreie aus Hafer, Weizen und Reis, Knäckebrot, Knister- und Waffelbrot, ungesüßten Vollkornzwieback, Magerquark, trockene Käsesorten, pürierte Mittagsmahlzeit.

·         Heidelbeerprodukte beeinflussen durch Färb- und Gerbstoffe die Stuhlbeschaffenheit und den Geruch günstig. Kleine Mengen getrocknete Heidelbeeren wirken stopfend.

·         Joghurt wirkt häufig blähungshemmend, Milch wirkt eher blähend und abführend.

·         Verwenden Sie MCT-Fette, wenn Sie Fett nach längerer Zeit nicht vertragen.

Ernährung nach Operation der Bauchspeicheldrüse

Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) erfüllt normalerweise zwei Hauptfunktionen: Zum einen produziert sie Verdauungssäfte, die in den Zwölffingerdarm gelangen und für die Aufschließung und Verdauung der einzelnen Nahrungsbestandteile notwendig sind. Zum anderen gibt die Drüse u.a. das Hormon Insulin ab, das den Blutzuckerspiegel regelt. Insulin spielt für den Stoffwechsel der Kohlenhydrate, Fette und Proteine eine lebenswichtige Rolle.

Von großer Bedeutung für Patienten mit einer Krebserkrankung der Bauchspeicheldrüse ist die Behandlung von Folgen wie etwa weitgehend eingeschränkte Verdauung (Verdauungsinsuffizienz) und Zuckerkrankheit (Diabetes), die sich aus der Zerstörung der Bauchspeicheldrüse durch das Tumorleiden oder durch eine mehr oder weniger umfangreiche Operation ergeben. Wenn Ihnen die Bauchspeicheldrüse total entfernt wurde, gehen damit beide oben genannte Funktionen des Organs verloren und müssen auf Dauer in Form von Medikamenten und durch eine ausgewogene, speziell auf Sie abgestimmte Diät ersetzt werden. Zusätzlich zu Enzymen und Insulin benötigen viele Patienten jeden Monat eine Injektion der fettlöslichen Vitamine A, D, E und K sowie des lebensnotwendigen Vitamins B12.

Der Mangel an Verdauungssäften wird beim Pankreasoperierten mit Medikamenten ausgeglichen (Enzymtabletten). Trotzdem ist die Fettverdauung oft nicht ausreichend, so dass es zu Durchfällen kommt (Fettstühle). Durch Verzehr von bestimmten „maßgeschneiderten" Fetten mit mittelkettigen Fettsäuren (MCT) lässt sich dies vermeiden. Die Diätindustrie bietet spezielle Streichfette und Speiseöle an, die allmählich in die Kost eingebaut werden sollen. Lebensmittel, die andere „versteckte" Fette enthalten, sollen gemieden werden. Unter Umständen ist es erlaubt, auch Butter und hochwertige Margarine zu verwenden, um lebensnotwendige Fettsäuren zuzuführen. Zusätzlich zu dieser fettveränderten Diät sind die Empfehlungen der Magen-Darm-Variante vollwertiger Ernährung einzuhalten.

Welche Ernährung nach Abschluss der Krebstherapie?

Ein großer Teil der Menschen, die eine notwendige medizinische Krebstherapie hinter sich gebracht haben, kann ein „normales" Leben weiterführen. Dennoch ist es nicht immer ratsam, so weiterzuleben wie bisher, wie das Kapitel „Einfluss der Ernährung auf die Entstehung von Krebs" gezeigt hat. Ernährungsregeln, die das Krebsrisiko vermindern, können unter Umständen auch für die bereits betroffenen Menschen von Bedeutung sein. Und Sie haben bei der Auswahl und Zubereitung ihrer Nahrung - wie im Bereich Sport und Bewegung – eine gute Gelegenheit, selbst aktiv zur Verbesserung ihres Gesundheitszustandes beizutragen, ihre Abwehrkräfte zu steigern und damit die Heilungschancen unterstützend zu erhöhen.

Mehrere Studien haben gezeigt, dass vegetarische Kostformen, die Milchprodukte und Eier einschließen, in vieler Hinsicht besser als die moderne „westliche" Ernährungsweise sind. Sie entsprechen schon weitgehend den Anforderungen an eine Ernährung, die das Krebsrisiko vermindert. Eine Vegetarier-Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg ermittelte, dass Vegetarier länger leben und gesünder sind; speziell das Sterberisiko durch Herz-Kreislaufkrankheiten und Krebs der Verdauungsorgane ist niedriger. Eine langjährige „Vegetarier-Studie" des Bundesgesundheitsamtes in Berlin hat bescheinigt, dass eine überwiegend pflanzliche Ernährung die Gesundheit fördert.

Vegetarier bleiben häufiger von unseren typischen Zivilisationskrankheiten verschont. Sie haben keine Gewichtsprobleme, nehmen weniger, aber ausreichend Eiweiß zu sich, weniger Cholesterin, mehr lebensnotwendige ungesättigte Fettsäuren und mehr Ballaststoffe. Sie essen weniger Kochsalz, aber mehr Kalium, Kalzium, Phosphor und Magnesium. Die Eisenversorgung ist nicht schlechter als bei Nicht-Vegetariern. Vegetarier erhalten rund 40 % mehr Vitamin E (aus hochwertigen Speiseölen) und etwa 20 % mehr Vitamin C (aus Frischgemüse, Obst und Säften). Weil sie keinen Fisch essen, erhalten Vegetarier aber weniger Jod und wegen des Verzichts auf Fleisch auch weniger Vitamin B 12. Eine regelmäßige Fischmahlzeit sowie gelegentlicher Fleischverzehr verbessern die Versorgung mit diesen Nährstoffen, ohne die gesundheitlichen Vorteile vegetarischer Ernährung zu schmälern.

Bei rein pflanzlicher Ernährung, also auch ohne Milch und Eier, ist es schwierig, den Bedarf an allen Nährstoffen zu decken. Besonders bei Kindern und Jugendlichen kann dies zu Mangelerscheinungen führen. Die Ergebnisse der Berliner „Vegetarier-Studie" sprechen für eine „vollwertige" Ernährung, die Fisch und Fleisch nicht verbietet, sondern einschränkt. Neben zahlreicher Literatur, die man im Buchhandel über Vollwert-Ernährung erwerben kann, informieren und schulen folgende Beratungs- und Bildungseinrichtungen über diese „Neue Kost" mit traditionellen Elementen:

Verbraucher-Zentralen, Beratungsstellen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, Volkshochschulen, Familienbildungsstätten, Krankenkassen, Gesundheitsämter und Informationsdienste von Ministerien.

Wichtig und sinnvoll ist es, an praktischen Kursen teilzunehmen. Wenn man gemeinsam mit anderen erlebt, wie vollwertige Ernährung aussieht, zubereitet wird und schmeckt, wird man Neues oder Ungewohntes auch zuhause leichter nachvollziehen können.

 


 

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