Krebsnetz - Ein Ratgeber für Patienten und Angehörige zum Thema "Krebs"
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Demonstration - Bestrahlung - Linearbeschleuniger
 

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Linearbeschleuniger

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In den ganz frühen Anfängen der Strahlentherapie wurden Geräte eingesetzt, die den heutigen Röntgenapparaten ähnlich sind. Um die dabei bestehenden Probleme, auf die wir hier nicht weiter eingehen wollen, zu lösen, wurden Geräte entwickelt, in denen natürlich oder künstlich hergestellte radioaktiv strahlende Substanzen eingesetzt wurden. Das bekannteste Verfahren ist hier die Bestrahlung mit Kobalt. Aber auch die Kobaltbestrahlung hatte eine ganze Reihe von Problemen, wobei die Entsorgung des Kobalts, dass über viele tausend Jahre strahlt, eine ganz entscheidende Rolle spielte. Deshalb entwickelte man so genannte Linearbeschleuniger, die heute fast ohne Ausnahme das Hauptgerät der Strahlentherapie sind.

Bei den Linearbeschleunigern entsteht die Strahlung im Grunde wieder wie bei einem Röntgengerät. Allerdings wird dann die Röntgenstrahlung mit Hilfe einer speziellen Radarwelle verstärkt, so dass die Energie eines Linearbeschleunigers, die veränderbar ist, ungefähr 100mal intensiver beziehungsweise stärker ist.

Diese Radarwelle sitzt in dem Arm, an dem der so genannte Bestrahlerkopf um den Patienten fahren kann. Da die Bestrahlungsfelder bei den einzelnen Patienten natürlich unterschiedlich groß sind, gibt es in dem Bestrahlerkopf Vorrichtungen, die so genannten Blenden, die die Feldgröße der Bestrahlung verändern können. Allerdings ist das Ergebnis immer nur ein rechteckiges Bestrahlungsfeld, das besonders für die Bestrahlung von inneren Organen kaum geeignet ist.

Um nun die rechteckigen Bestrahlungsfelder auf die Form des eigentlich gewünschten Bestrahlungsfeldes anzupassen gibt es zwei Möglichkeiten:

·      Erstens können aus einer bleiähnlichen Metalllegierung so genannte Blöcke nach der Vorlage einer Röntgenaufnahme gegossen werden, die dann für jedes einzelne Bestrahlungsfeld mit Hilfe einer speziellen Halterung zwischen den Patienten und den Bestrahlerkopf gebracht werden müssen. Das ist zwar ein sehr aufwändiges aber auch sehr genaues Verfahren, um gesundes Gewebe, das eigentlich nicht bestrahlt werden soll, zu schonen.

·      Zweitens gibt es den so genannten Multi-Leaf-Kollimator (MLC). Hier sind in den Bestrahlerkopf 40 oder mehr Lamellen auf zwei gegenüberliegenden Seiten eingebaut, die jede Einzelne über einen eigenen Motor bewegt werden kann. Auch dadurch kann das Bestrahlungsfeld recht genau an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst werden.

Allerdings wollen wir hier nicht die Technik der Linearbeschleuniger erklären. Vielmehr wollen wir Ihnen als (zukünftigen) Patienten oder als Angehörigen die tägliche Bestrahlung an einem Linearbeschleuniger aus der Sicht des Patienten vorstellen und erklären. Denn wenn wir eine Situation kennen, die auf uns zukommt, haben wir viel weniger Angst, als wenn wir in eine uns unbekannte Gegebenheit stolpern.

Der menschliche Organismus ist nicht in der Lage, Radioaktivität oder entsprechende Röntgenstrahlung zu spüren. Wir erinnern uns alle noch an die Ängste im Zusammenhang mit dem fürchterlichen Reaktorunfall in Tschernobyl: Niemand konnte sicher sein, ob sein Umgebung oder sogar seine Nahrung nicht radioaktiv verseucht war. Und gerade weil wir auch die Bestrahlung im eigentlichen Sinn nicht spüren können, begreifen wir nicht, was mit uns geschieht. Deshalb ist es nur allzu verständlich, dass viele Patienten Angst vor einer Bestrahlung haben.

Doch gerade diese Angst wollen wir hier verringern, indem wir erklären wie eine Bestrahlung funktioniert. Im Gegensatz zur Chemotherapie, die immer den ganzen Körper betrifft, wirkt die Bestrahlung nur da, wo tatsächlich bestrahlt wird. Das bedeutet aber auch, dass nur da, wo bestrahlt wird, Nebenwirkungen auftreten können. So ist es vollkommen undenkbar, dass einem Patienten, der im Bereich des Mundes bestrahlt wird, die Haare des Kopfes ausfallen.

Bevor wir die Einzelheiten eines Bestrahlungstages schildern wollen, möchten wir noch einen Gedanken vorstellen, der Ihnen sehr wahrscheinlich die Bestrahlung in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen wird: Durch die heutige moderne Bestrahlung ist es bei erträglichen Nebenwirkungen möglich, sehr viele Tumore zu zerstören, die nicht mehr oder nicht sinnvoll operiert werden können. Immer wieder erleben wir leider , dass Patienten große Vorbehalte gegen eine Bestrahlung haben. Doch spätestens wenn Sie sich die obige Aussage, die ganz bestimmt der Wahrheit entspricht, einmal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen, werden Sie erkennen, dass nicht die Bestrahlung sondern der Tumor der Feind ist. Die Bestrahlung ist vielmehr einer der wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen den Krebs. – Denken Sie darüber wirklich einmal in aller Ruhe nach. Es lohnt sich.

Bis auf ganz wenige Ausnahmen besteht eine Bestrahlungsbehandlung aus einer ganzen Reihe von einzelnen Bestrahlungen, die vier- bis fünfmal in der Woche erfolgen müssen. Je nach Grund für die Bestrahlung wird Ihr Arzt mit Hilfe speziell ausgebildeter Physiker zwischen 10 und 40 Bestrahlungen für Sie berechnen.

Die moderne Planung Ihrer Bestrahlung ermöglicht eine sehr genaue strahlentherapeutische Behandlung. Dazu muss nach einer ersten Simulation eine Computertomographie angefertigt werden. In jedes einzelne Bild dieser CT markiert Ihr Arzt dann, welche Region genau bestrahlt werden soll und auf welche Regionen besonders geachtet werden muss, damit es nicht zu unnötigen Schäden kommt. Auf der Grundlage dieser Markierungen berechnet dann ein speziell ausgebildeter Physiker in Zusammenarbeit mit Ihrem Strahlentherapeuten Ihren ganz persönlichen Bestrahlungsplan. Dieser Bestrahlungsplan ist so absolut individuell auf Ihre persönliche Situation abgestimmt und damit sozusagen ein Einzelstück. Diese Arbeit ist nur mit sehr leistungsfähigen Computern möglich und benötigt dennoch einige Zeit. (Damit Sie sich wenigsten eine grobe Vorstellung von einem solchen Bestrahlungsplan machen können, Stellen wir einige Pläne unter dem Kapitel „Bestrahlungspläne“ vor.) Anschließend ist eine erneute Simulation erforderlich, bei der der berechnete Bestrahlungsplan auf Sie übertragen wird.

Nachdem die einzelnen Bestrahlungsfelder in der Simulationen festgelegt und auf Ihrer Haut markiert wurden, kann die eigentliche Bestrahlung beginnen. Ihr Arzt wird Ihnen erklären, dass Sie die bestrahlten Hautregionen schonen müssen. Für Sie bedeutet das deutliche Einschnitte in der gewohnten Körperpflege, da Sie je nach Lokalisationen der Bestrahlungsfelder weder duschen noch baden dürfen. Außerdem müssen Sie alle Bestrahlungsfelder mehrmals am Tag mit einem normalen Babypuder behandeln. Besonders sorgfältig müssen Sie dabei auf Regionen achten, in denen Haut auf Haut liegt. Hierzu zählt zum Beispiel die Achselhöhle, bei der es besonders häufig zu Problemen kommt. Sollten Sie irgendwelche Veränderungen der Haut während der Bestrahlung bemerken, müssen Sie sofort Ihren Arzt informieren, der bei jeder einzelnen Bestrahlung verfügbar sein muss.

Bei jeder einzelnen Bestrahlung wird man Sie auf den so genannten Bestrahlungstisch legen. Dabei handelt es sich im Grunde um ein harte Platte, die mit Hilfe verschiedener Motoren im Fuß des Tisches in alle Richtungen bewegt werden kann. Diese harte Platte, die häufig als unangenehm empfunden wird, ist aber erforderlich, um immer die gleiche Lagerung zu ermöglichen, was wiederum Voraussetzung für eine gut Bestrahlung ist. Dabei werden Sie aus hygienischen Gründen gebeten, eine Handtuch mit zu bringen. Durch Verwendung eines möglichst dicken Handtuchs können Sie dabei auch noch die harte Platte des Bestrahlungstisches wenigstens etwas polstern, ohne die Bestrahlung zu verschlechtern.

In allen Räumen, die unmittelbar mit der Bestrahlung zu tun haben, finden Sie die gleiche Vorrichtung zur Überprüfung Ihrer Lage auf einem Bestrahlungstisch. Es handelt sich hierbei um ein System von Laserlinien, die aus drei verschiedenen Richtungen Kreuze auf der Oberfläche Ihrer Haut zeichnen, die dann durch Stifte markiert werden können. So ist es mit recht geringem Aufwand möglich, immer ein möglichst gleiche Lage auf dem Bestrahlungstisch zu erreichen, was natürlich für eine exakte Bestrahlung von entscheidender Bedeutung ist. Allerdings gibt es auch hier ein Problem: Die Markierungen für die Laser dürfen nicht weggewaschen werden.

Außerdem gibt es für einige Bestrahlungen spezielle Aufsätze für den Bestrahlungstisch, die die Lagerung und die Lage des Patienten für die Bestrahlung verbessern sollen. So müssen bei vielen Bestrahlungen die Arme über den Kopf gehalten werden, damit sie nicht im Weg sind und mitbestrahlt werden. Wenn diese Haltung der Arme besonders wichtig ist wie zum Beispiel bei der Bestrahlung der weiblichen Brust, gibt es Aufsätze die die Haltung der Arme unterstützen und kontrollieren. Bei Bestrahlungen im Bereich des Beckens besteht immer die Gefahr, dass Teile des Darmes unnötiger Weise mitbestrahlt und damit trotz aller Vorsicht geschädigt werden. Um diese Gefahr zu reduzieren, gibt es das so genannte Lochbrett. Hier liegt der Patient auf dem Bauch und der Bauch fällt hoffentlich mit einem Teil des Darms in eine Aussparung der Auflage, so dass bei seitlicher Bestrahlung weniger Darmanteile mitbestrahlt werden.

Bestrahlungen im Bereich des Kopfes und des Halses sind neben einer ganzen Reihe von Problemen deshalb besonders schwierig, weil Kopf und Hals sehr beweglich sind, was die eindeutige Lagerung auf dem Bestrahlungstisch sehr erschwert und damit die Behandlung ungenau werden lassen kann. Um dieses Problem zu lösen werden so genannte Masken verwendet. Dabei handelt es sich um spezielle Kunststofffolien, die in einem warmen Wasserbad geschmeidig gemacht und dann an der Kopfform des Patienten angepasst werden, um so während der Bestrahlung am Bestrahlungstisch befestigt werden zu können. Auf diese Weise werden gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Zum einen liegt der Kopf und der Hals immer in exakt derselben Position und zum anderen müssen die zur Bestrahlung notwendigen Markierungen nicht auf der Haut sondern können auf der Maske angebracht werden. Vor der Verwendung solcher Masken konnte man die Patienten, die im Kopf- oder Halsbereich bestrahlt wurden, sofort erkennen, was diesen verständlicherweise häufig unangenehm war.

Während der Bestrahlung wird Ihnen wiederholt Blut abgenommen werden, um einige Werte zu kontrollieren. Hier und an dieser Stelle können wir nicht angeben, wie oft und welche Blutwerte kontrolliert werden sollen oder können. Das hängt von Ihrer Situation und der Gegebenheit Ihrer persönlichen Behandlung ab. Fragen Sie den Arzt, der Sie während der Behandlung betreut, welche Laborwerte wie oft kontrolliert werden sollten. Dabei geht es aber nicht um den Erfolg Ihrer Behandlung sondern nur um Kontrollen zur Verträglichkeit Ihrer Behandlung.

Es ist absolut wichtig, dass Sie während der ganzen Zeit Ihrer Behandlung ein Arzt betreut. Zwar wäre es wünschenswert, wenn dies immer derselbe Arzt wäre, doch lässt sich das häufig besonders in großen Abteilungen nicht verwirklichen. Aber Sie sollten Wert darauf legen, dass Sie die wichtigen Dinge, wie die Besprechung von Untersuchungen oder natürlich besonders die Entscheidung für eine Therapie, mit dem Arzt besprechen, dem Sie vertrauen und dessen Kompetenz Ihnen geholfen hat. Während der täglichen Bestrahlungen oder der regelmäßigen Chemotherapien können und sollten Sie mit dem Arzt reden, der für Ihre Behandlungsstation verantwortlich ist. Hier ist es nicht so sehr entscheidend, dass dieser Arzt wirklich umfassende Kenntnisse über Ihre Erkrankung hat. Dieser Arzt muss vielmehr für Sie da sein, wenn Sie ihn brauchen, muss Ihnen zuhören, wenn Sie mit ihm reden wollen und muss sich einsetzen, wenn Sie ein Problem haben. Außerdem muss er bereit sein, einen erfahrenen Kollegen zu fragen, wenn er selber nicht mehr weiter weiß oder auch nur unsicher ist. – Selbstverständlich sind wir uns bewusst, dass das recht hohe Anforderungen sind. Doch es geht auch um sehr viel für Sie. Da können eigentlich die Ansprüche nicht hoch genug sein.

Irgendwann wird Ihre Bestrahlung oder Ihre Chemotherapie oder die Kombination von beiden Behandlungen vorbei sein. Dann kommt es zu einer Frage, die Sie lange erwartet haben: Welchen Erfolg hat die Behandlung erreichen können. Aber leider ist es für eine Beantwortung dieser Frage noch zu früh. Denn besonders nach einer Bestrahlung müssen Sie noch vier bis sechs Wochen warten, bis die entscheidenden Untersuchungen erfolgen können.

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